„Rosamunde Pilcher zieht in den Krieg!“ – Ein paar Gedanken zu dem ZDF-Film „Unsere Mütter, unsere Väter“
Oh je, Alan Lomax, muss das sein!? Ist nicht genug über diesen TV-Dreiteiler geschrieben und diskutiert worden? „Stimmt…“ (bitte stihhihimmmt säuselnd aussprechen, das vermittelt so eine „Laissez-faire“ Grundhaltung), würde ich also sagen, „…aber wir schreiben hier relativ viel über amerikanische Fernsehserie und meckern häufig über Produktionen die aus Deutschland kommen. Dann ist es doch nur fair, wenn man sich mal mit diesen „deutschen“ Produktionen beschäftigt.
Gutes Stichwort: „Deutsch“! Das, in Kombination mit Film, in Kombination mit Unterhaltung vs. Geschichte, in Kombination mit der sog. „Deutschen Seele“, in Kombination mit Respekt, in Kombination mit „Auseinandersetzen unserer Vergangenheit“, in Kombination mit persönlichen, familiären Geschichten und eigenen Lebensläufen und in Kombination mit dem ständigen in unserer Gesellschaft grassierenden Rassismus, Antisemitismus und quälender Langeweile der jüngeren Generationen sich mit „unserer“ Vergangenheit auseinanderzusetzen, ist reiner Sprengstoff!
Es wäre merkwürdig, wenn diese Geschichte aus dem Krieg nicht Diskussion und Reize auslösen. Es wäre auch merkwürdig, wenn wir uns auf einmal nicht mehr damit auseinandersetzen würden.
Ein Thema also –in Kombination– welches Abend-, vielleicht sogar, Lebensfüllend ist. Da der Alan Lomax Rick Deckard weitestgehend nicht-politisch ist, werde ich auch keine Meinung zur Darstellung von deutschen Wehrmachtsoffizieren, falschen historischen Tatsachen oder Fragen nach der Moral und der Erlaubnis von irgendwem für irgendwas stellen.
Die Intension eine solche Gesichte zu erzählen kann daher auch nicht schlecht sein. Denn das Thema rüttelt immer auf, lässt normal denkende Menschen kurz darüber nachdenken, weshalb es so kommen konnte und ob man das selbst wieder haben will. Außerdem will so eine Geschichte unterhalten. Eine Diskrepanz mit der das deutsche Fernsehen, der deutsche Film, die deutsche Literatur bisher immer moralische Probleme gehabt hat.
Die Wahl des Hauptproduzenten und Filmemachers Nico Hofmann eine deutsche Geschichte im Weltkrieg zu erzählen und einen US-Amerikanischen Inszenierungsstil zu wählen, ist daher logisch und nachvollziehbar. Dieser Pragmatismus, geht davon aus, dass die Zuschauer aufgeklärt genug sind, um Begriffe, Meinungen und Wahrheiten richtig politisch deuten zu können! Eine aufgeklärte und denkbar selbstbewusste Lösung. Die z. B. darin mündet, dass wir deutsche Soldaten nicht als die Nazis, Mörder und Schweinehunde betrachten, wie wir sie mal gesehen haben, sondern verstehen, dass da vielleicht auch Menschen unter der Uniform waren, die völlig unpolitisch und denkbar unmotiviert in den Krieg gezogen sind. Der von Hofmann angewiesene Regisseur Philipp Kadelbach nutzt diesen Kniff auch um uns dies zu verdeutlichen.
Im Internetforen und Berichten liest man viele Kommentare zu dem Titel des Films. „Unsere Mütter, unsere Väter“ der sich meiner Meinung nach, an Hofmanns früheren Film „Der Krieg meines Vaters“ und der indirekten deutschen Übersetzung der amerikanischen Serie „Band of Brothers“ anlehnt. Kleinteilige Diskussionen darüber, ob da nun auch „Unsere Onkels, Schwiegereltern etc.“ stehen müsste sind natürlich Unsinn. Viel interessanter ist, ob der Titel den Zuschauer, wirklich nachdenken lässt und erforderlich auf die Geschehnisse des Filmes vorbereitet! Ich persönlich bin der Meinung, dass dieser Coup funktioniert hat.
Überraschender Weise muss ich sowieso sagen, dass die ganze Produktion funktioniert hat. Obwohl es eindeutige Abzüge bei der Wahrheit der echten Geschichte, den unglaubliche Implausibilitäten in der Handlung und der beweisbar schlechten Schauspielerführung gibt. Aber lassen wir das mal.
Der Film hat eine andere Intension! Mit den deutschen Meisterwerken „Heimat“, „Tadellöser & Wolff“ & „Holocaust“ will er sich nicht vergleichen lassen. „Unsere Mütter, unsere Väter“ tritt an um die Brücke zu einer neuen Generation von Zuschauern zu bauen. Nämlich zu jüngeren Menschen, die derzeit in den Schulen nicht mehr in dem Maße mit der „deutschen Geschichte“ konfrontiert werden, wie es vor einigen Jahren noch richtiger Weise der Fall war und andere Ansprüche an aufgeklärter Unterhaltung haben. Und das muss man dem Dreiteiler zugestehen: Er schlägt diese Brücke.
Kritiker des Filmes, sind die ewigen Meckerheinis, die alles gesehen haben und meinen alles besser zu können. Irgendwo habe ich gelesen „Rosamunde Pilcher zieht in den Krieg“. Das ist lustig, aber auch nicht stimmig. Diese Kritiker werden nun wieder sagen, dass dieses dunkle Kapitel der Geschichte eben nicht trivial, sondern düster, authentisch und komplex erzählt werden muss! Kann auch sein, aber dieser Erzählstil würde an der strategisch geplanten Zielgruppe für diesen Dreiteiler vorbeigehen. Wann verstehen die Menschen endlich, dass nicht alle Filme für alle Menschen gedreht werden, sondern das dort eine vorherige Clusterung stattfindet. Ebenso wie diese im Produktmarketing stattfindet!
Ich werde diesen Film trotzdem nicht empfehlen! „Unsere Mütter, unsere Väter“ ist kein Meisterwerk. Eigentlich hat er auch nicht das Potenzial zu polarisieren. Denn er erzählt letztendlich „nur“ die Geschichte von fünf Freunden zu einer Zeit, die nicht aufregend, sondern abscheulich, gemein und unfair war. Dem Aufmerksamkeitsgrad gerecht, wird der Film trotzdem. Weil er als erste deutsche TV-Produktion in die Geschichte eingehen wird, der einen modernen und zeitgemässen visuellen Erzählstil aufweist.
Ob man diesem nun zugeneigt ist oder nicht, ist eine persönliche Entscheidung bzw. Empfindung!
„Dieses runterbrechen und verstehen von komplexen Sachverhalten im Film & Fernsehgenre, habe ich übrigens in der Popmusik gelernt!“, sage ich übrigens gerade zu mir selbst! „ …und macht Dich, Lomax, zu einem oberflächlichen Allesversteher!? Lächerlich!“, sagt mein Egometer-App!
Opa erzählt vom Krieg (Fettes Brot)
Opa erzählt vom Krieg, wie Europa in Trümmern liegt, das halbe Wohngebiet in die Luft fliegt, als er Oma zum ersten Mal sieht.
Als die Bomben fielen mitten in der Nacht und die Lichter alle ausgingen in der Nachbarschaft. Da im Schein der Kerze sah er zum allerersten Mal in ihre Augen. Yeah. Fällt dir nichts besseres ein als rumzustehen. Als Sie das sagte wars schon um ihn geschehen. Die Welt ging draußen unter und tief im dunklen Bunker passiert gerade sowas wie ein Wunder
Opa erzählt vom Krieg, wie Europa in Trümmern liegt, das halbe Wohngebiet in die Luft fliegt, als er Oma zum ersten Mal sieht. Ob es sowas heute noch gibt, irgendwo gerade Schicksal geschieht und süße Soulmusik durch die Luft fliegt. Warst du schonmal unsterblich verliebt?
Als der Strom ausfiel Mittwoch Nachmittag und die Computer alle ausgehen in der Nachbarschaft. Und zum allerersten Mal seh ich alles was geschah deutlich vor Augen. Fällt dir nichts besseres ein als rumzustehen. Wird höchste Zeit sich einfach mal umzusehen. Dann geh ich nochmal runter, bis zu dem alten Bunker und warte auf sowas wie ein Wunder.
Opa erzählt vom Krieg, wie Europa in Trümmern liegt, das halbe Wohngebiet in die Luft fliegt, als er Oma zum ersten Mal sieht. Ob es sowas heute noch gibt, irgendwo gerade Schicksal geschieht und süße Soulmusik durch die Luft fliegt. Warst du schon mal unsterblich verliebt?
Alan Lomax