ROBOCOP - José Padilha
Mensch und Maschine. Menschliche und künstliche Intelligenz. Mensch gegen Maschine. Menschliches und künstliches Bewusstsein. Ein nach wie vor interessantes Thema, auch für das Kino. Alle diese Themen werden in der Neuauflage aufgenommen aber nur am Rande angerissen. Denn im Vordergrund stehen Action & Thrill. Man muss es dem Remake lassen: Der Film ist glatt gebügelt und massenkompatibel, aber er unterhält prächtig. Man staunt nicht schlecht über die Optik und die Action-Szenen auch die Shoot-Outs sind sehenswert und hier und dort hat der Film auch Tiefgang. Erzählt wird die Geschichte eines Polizisten aus einem Detroit der nahen Zukunft, der nach einem schweren Unfall nur deswegen überlebt, weil seine menschlichen Überreste mit einer Maschine gekoppelt werden. Fertig ist er, der Polizist der Zukunft: Robocop. Die Menschheit schreit nach Gerechtigkeit auf den Strassen und ist der Verbrechen überdrüssig. Doch man will keine leblosen Dronen in den Städten, die ohne Gewissen töten, sondern Maschinen mit menschlichem Bewusstsein. Da sind Konflikte vorprogrammiert ... .
Der Newcomer José Padilha hat einen ordentlichen Thriller gedreht, der zu gefallen weiß, nicht mehr, nicht weniger. Vorlage für das Remake ist der Science-Fiction/ Action-Klassiker aus dem Jahr 1987 'Robocop' vom niederländischen Regisseur Paul Verhoeven. Dieser drehte einen Meilenstein des Genres, der durchsetzt war von satirischen Untertönen und Bezug zu vielen der damalig vorrangigen Themen nahm. Dem Regisseur wurden, wie immer, die z.T. sehr gewalttätigen Szenen angelastet, diese Kritik tat dem Erfolg jedoch keinen Abbruch. Berühmt wurde der Film nicht nur wegen der wegweisenden Optik und der Idee, sondern auch wegen seiner Kritik an Politik, Wirtschaft und Kommerz. Das Original wurde in technischen Kategorien sogar zweimal für den Oscar nominiert, nicht zu vergessen, die grandiose Filmmusik mit dem 'Robocop-Thema' von Basil Poledouris.
Der neue Film übernimmt den Unterton des Originals durchaus, verliert aber an den entscheidenden Stellen, da er sich mit der bloßen Erwähnung begnügt. Insofern ist er ein Kompromiss an den Mainstream. Verhoeven war da viel radikaler in seinen Ansichten. Hier sehen wir wieder, was Künstler und Visionäre von "Arbeitern" unterscheidet: Der Anspruch.
Zu sehr will ich das Remake aber auch nicht kritisieren. Der Film ist spannend, bietet perfekte Action und Thrill und hat einige überragende Momente. So z.B. gibt es eine Szene, für die man dem Regisseur Padilha danken muss: In einer Traumsequenz, bzw. Erinnerung sieht man den Hauptdarsteller mit seiner Frau auf einer Gartenparty tanzen, im Hintergrund läuft ein Song von einem der grössten Entertainer aller Zeiten, der dann auch noch im Hintergrund einen kleinen Auftritt bekommt. Grossartig!
Auch die Schauspieler können sich sehen lassen: Michael Keaton versucht mit Lässigkeit zu überzeugen, man nimmt ihm aber den Bad Guy nicht ganz ab. Samuel L. Jackson ist als Anchor Man phasenweise sehr erheiternd, wenn auch eine Spur zu trocken, Gary Oldman als Wissenschaftler nimmt seine Rolle etwas zu Ernst, ist aber ein hervorragender Schauspieler, wie man wieder sehen kann.
Menschen lieben Helden. Deswegen funktionieren solche Filme immer wieder. Larger than life. Der Handel mit dem Traum, er geht weiter ... .
Aus Detroit,
Rick Deckard