Robin Gibb hat keine Schuld!
An diesen Tagen präsentiert sich die komplette Unsinnigkeit von Facebook. Schaut man genau hin, sieht man sehr genau, wem es um die schnelle Verbreitung von Nachrichten geht.
Adam Yauch, Donna Summer, Robin Gibb sind gestorben! Ich schwöre Ihnen, ich habe Freunde bei Facebook, die das Spiel, wer weiß es zuerst, 3:0 gewonnen haben! Weiter dann mit den kulturellen Nachrufen der „großen“ Online-Seiten und Kulturjournalen! …aber die inhaltliche peinliche Copy-Strategie der Redaktionen, hatten wir ja auf diesen Seiten bereits ausführlich besprochen.
Einige Menschen fragten mich, wann denn der Donna Summer Nachruf kommt? Ich frage mich warum ich den schreiben sollte? Ich hatte nie einen emotionalen Zugang zu der Musik der Discoqueen gehabt!
Ebenso geht es mir mit Robin Gibb!
Die Single „Juliet“ (1983) z. B. habe ich bereits als 13-jähriger mit den Worten „fürchterlich“ verachtet. Natürlich habe ich auch damals und auch später nichts mit diese bunten Discovögel namens Bee Gees zu tun gehabt. Warum auch? Ich bin in den achtziger Jahren mit Rock, Punkrock, Wave und durch einen Zufall mit Jazzmusik sozialisiert worden. Nachdem ich alles verachtenswert fand, was in den Hitparaden war, wurde ich Mitte der Neunziger Jahre geerdet. Weil ich selbst Musik machte, konnte ich einigen Musikern, Bands und Sängern meinen Respekt aussprechen und zumindest ihr Handwerk respektieren. Meine Hasstriaden gegenüber schlechten Bands waren gefürchtet, da ich kein Wenn und Aber zugelassen habe.
Klar, heute sind wir alle aufgeklärter geworden. Und auch die historischen Erfolge der Bee Gees sind uns bewusst. Da wir auch für das Genre Disco einen subkulturellen Bezug herstellen können und die musikhistorische Bedeutung für diese Musik erkennen.
Natürlich ist z. B. „Love To Love Your Baby” von Donna Summer eine der ersten Wurzeln und Belege für die mögliche Kommerzialisierung von experimenteller elektronischer Musik und der Beweis dafür, dass sich Sex und Frau besser verkaufen lassen, als vier Typen aus Düsseldorf, die hinter einem Keyboard stehen.
Die unglaublichen Erfolge der drei Brüder der Bee Gees, die Disco-Welle als gesellschaftliches Ereignis und eines der schönsten Lieder aller Zeiten (How Deep Is Your Love) sind Erwähnungen wert. Bei allen Nachrufen aber auch immer mit Wehmut und das Ende einer besseren Plattenzeit verbunden. Eben von der Generation die langsam aber sicher aufgehört hat, sich inhaltlich mit Musik zu beschäftigen und Gespenstern hinterher jagt und dabei eine gewisse Wertigkeit vergisst. Der traurige Tod eines populären Musikers, als schnelle erste Nachricht des Tages, ohne zu reflektieren, welche Bedeutung und Bezug man eigentlich selbst dazu gehabt hat.
Ich werde nicht anfangen, traurig, Robin Gibb Musik zu hören. Mir tut jeder zu früh gekommene, unnötige Tod eines Menschen leid! Aber man darf auch nicht vergessen, wo man selbst herkommt, wen man selbst verehrt, warum das so ist und was man vermeiden muss. Schließlich gibt es ja auch noch Songs wie z. B. „You Win Again“ von den Bee Gees und da fange ich persönlich wieder an Rückschritte als Musikhasser zu machen.
Tut mir leid, aber das will ich nicht! Gerade weil ich doch im Laufe der Zeit so viel Verständnis für den Mainstream entwickelt habe. Die Mensch des Mainstreams, aber kein Verständnis für die Weiterentwicklung der Musik entwickelt haben!
Daran ist natürlich nicht Robin Gibb schuld!
Alan Lomax