Richard Hawley – Standing At The Sky’s Edge
Mit zunehmendem Alter, wird der Blick in den rhetorischen Spiegel immer lustiger. Heute Morgen dachte ich über die Lemonheads nach. Dabei ging mir folgender Satz durch den Kopf: „Eigentlich war ich immer mehr der Evan Dando Typ, als der Kurt Cobain Typ!“ Eben gerade ging mir dieser Satz wieder durch den Kopf.
Nun bin ich in einem Zustand zwischen Scham und Amüsement!
Wenn man sich so lange für Musik interessiert, redet man sich offensichtlich immer mehr „Quatsch mit Soße“ (Helge Schneider) zusammen!
: Also, ähhhm, neu gedacht! Die Frage, ob ich ehr der Frank Sinatra oder der Johnny Cash Typ bin, lässt sich vermutlich einfacher beantworten:
Ich bin der Sinatra Typ! Woher kommt denn diese Assoziation, Alan Lomax? Ein textlicher Hinweis aus Richard Hawley’s „Coles Corner“:
I’m going downtown where there’s music
I’m going where voices fill the air
Maybe there’s someone waitin’ for me
With a smile and a flower in her hair
I’m going downtown where there’s people
My loneliness hangs in the air
With no one there real waitin’ for me
No smile, no flower, nowhere.
…und aus Frank Sinatra’s “One For My Baby”:
It's quarter to three, there's no one in the place
Except you and me
So set 'em' up Joe, I got a little story
I think you should know
We're drinking my friend, to the end
Of a brief episode
Make it one for my baby
And one more for the road
Bei solch urbanen Glanz fällt dann z. B. „One Piece At A Time“ von Johnny Cash schnell durch:
Well, I left Kentucky back in ‘49
An’ went to Detroit workin’ on a ‘sembly line
The first year they had me puttin’ wheels on cadillacs
Allerdings bekomme ich bei “Hurt” und den Worten:
If I could start again, a million miles away,
I would keep myself. I would find a way,
…immer wieder eine vererbbare Gänsehaut!
Will man in diesem textlich nervösen Kontext weitermachen, sollte man sich nun “Don’t Share At The Sun” von Richard Hawley anhören. Es handelt davon, wie ein Vater mit seinem Sohn einen Drachen steigen lässt.
Was für ein Song!
Die musikalische komplett Zusammenfassung ist weitaus komplizierter: Zum Glück schafft es (unfassbar aber wahr) diesmal der Focus mit würdevollen Worten:
„Denn schon der Opener ist ein Genuss – und nicht mehr oder weniger ein Britpop-Manifest: „She Brings The Sunlight“ vereint alles, was der 90er-Jahre Retro-Hype des Beatles-geprägten Empires ausmachte. Das über sieben Minuten lange Feuerwerk ist hymnisch, melodisch, psychedelisch, euphorisch, hysterisch. Kurzum: einfach überirdisch. Als ob The Stone Roses, The Verve, Oasis und Pulp all ihre Fehden beendet hätten, und sich für diesen einen Song ins Studio verkrümelt hätten.“ (www.focus.de)
Bravo! Bravo! Bravo! Das sind mal leidenschaftliche und euphorische Worte aus dem Mainstream.
Richard Hawleys Musik ist stillvoll, elegant und sentimental. Obwohl das neue Album anfangs weniger berauschend ist, als seine Vorgänger, wird mir zumindest nach dem dritten Durchlauf bewusst, dass Hawley auf dem Weg ist ein Weltstar zu werden, um den so ziemlich größten Sängern und Songwriter aller Zeiten zu folgen.
Eine Platte für alle Zeiten! Wiedermal…
Alan Lomax
Lesen Sie auch meine Konzertreview aus dem Jahr 2010:
http://www.lomax-deckard.de/article-richard-hawley-gloria-koln-21-05-2010-51056066.html