REC - Jaume Balagueró und Paco Plaza

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  22. Oktober 2012, 10:12  -  #Filme

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Ein kleines Kamerateam begleitet ein paar Feuerwehrmänner bei ihrer Nachtschicht. Ein Notruf kommt rein. Eine ältere Dame scheint verwirrt durch ihre Wohnung zu irren. Die Tür wird geöffnet, die Feuerwehrmänner eilen der blutverschmierten Damen zur Hilfe. Plötzlich beißt die Dame dem Retter in den Hals…

Die Kamera wackelt, Realismus ist das Sujet. Denn der Zuschauer sieht nur die Aufnahme des Reportageteams. Wiedermal die Imitation einer Dokumentation als Mittel für einen Horrorfilm. Wir erkennen nur Umrisse, hören Schreie, sind innerhalb von wenigen Minuten in der gleichen Isolation und Klaustrophobie eingeschlossen, wie die Protagonisten.

Licht geht aus, Zombie-ähnliche Gestalten erscheinen, ein schlimmes Szenario entwickelt sich, ein rasantes Tempo lässt uns die echte Welt vergessen.

Was für ein Prädikat für einen Film, der sich dem ständigen Vergleich mit dem Film „Blair Witch Projekt“ aussetzen muss. Dabei ist der Suspense-Horror der beiden Regisseure Jaume Balagueró und Paco Plaza allerfeinster nachvollziehbarer Grusel.

Das Mietshaus ist verseucht. Ein Virus ist ausgebrochen. Das Gesundheitsamt versiegelt alles! Hinten, vorne, unten, oben! Die verbliebenen Mieter, das Kamerateam, ein Polizist und die Feuerwehrmänner haben keine Chance zu flüchten.

Das alles ist höchst plausible und gibt der Erzählung den notwendigen Realismus. Die Schauspieler wurden nicht über den Verlauf der Handlung informiert. Insbesondere bei der Darstellung der Journalistin Ángela (Manuela Velasco) ist das zu sehen. Die letzte Sequenzen des Filmes sind wahrhaftig Angst einflößend. Wir sehen nur noch Ihr Gesicht, die Angst ist echt. Wir befinden uns kurz vor der Echtheit. Die proaktive Argumentation für den Film wird schwer. Wie weit will man noch gehen, um den Grusel beim Zuschauer zu erreichen. Andererseits ist das Stilmittel nachvollziehbar und funktioniert!

Die gänzlich fehlende Musik, die unfassbare Langatmigkeit der ersten 20 Minuten, die dann folgenden Tempowechsel, das Vortäuschen des Dokumentarfilms und die einfachen Stilmittel des Films, machen diese Art von Kino extrem interessant.

Ein amerikanisches Remake wurde gedreht (Quarantäne), zahllose Preise verliehen und es gibt bereits einen zweiten und dritten Teil.

Es ist so, dass das Blut bei diesem Streifen gefriert, daher funktioniert auch der Film. Bei solchen Gruselsujets ist es immer einfach zu urteilen. Man kann seine Angst ja selbst an seinen körperlichen Zustand ablesen.

Das Figurenarsenal ist natürlich begrenzt und die Grundidee verbietet jegliche sonstige hier gehegte Attribute für einen guten Film.

Wie man neben Schockeffekten eine wirkliche Kunst in diesem Genre erfindet, zeigt uns derzeit The Walking Dead. Aber wir können vom europäischen Kino nicht das gleiche erwarten. Insofern ist REC eine denkbare Alternative, um sich unterhalten zu lassen oder zu verstehen wie Kino funktioniert!

Will man das alles kritisieren und in Frage stellen, ich kann es nachvollziehen! Aber eines sollte man vorher hinterfragen:

Warum ist das spanische Kino derzeit so unglaublich interessant?

Alan Lomax

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