Psycho II - Jerry Goldsmith

von Rick Deckard  -  21. April 2014, 21:16  -  #Orchestrale Musik

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Das Filmmusik Label Intrada hat die komplette Musik von Jerry Goldsmith zu dem Sequel aus dem Jahr 1983 von Regisseur Richard Franklin in einer klangtechnisch bestechenden Ausgabe auf den Markt gebracht.

1960 drehte Meisterregisseur Alfred Hitchcock einen echten Meilenstein des Kinos und einen der furchterregendsten Filme aller Zeiten, auch heute noch, nicht zuletzt wegen der genialen (!) Musik eines Bernard Herrmann. Ich persönlich zähle sie neben Ennio Morricone's 'Once Upon a Time In The West' und Maurice Jarre's 'Lawrence Of Arabia' zu den besten (und v.a. originellsten) Filmmusiken, die je geschrieben wurden.

Den Film aus dem Jahr 1983 kenne ich nicht und ich werde ihn mir auch nicht ansehen. Trotzdem war ich gespannt zu hören, wie sich ein Jerry Goldsmith der Aufgabe annehmen würde, eine solch schwere Bürde zu meistern!

Ich habe den Score heute zum ersten Mal gehört und bin begeistert! Der Komponist verweigert sich vollständig einer Hommage, wie hätte er auch diese Vorgabe würdigen können, ohne sie zeitgleich zu zerstören, sondern er erschafft ein komplett eigenständiges musikalisches Universum in Anlehnung an den neuen Film. Hier und dort hört man sehr dezent und sehr kurz Motive der Musik von Herrmann, dabei belässt es Goldsmith aber auch.

Die Musik ist grandios! Nach dem ersten Hören ordne ich sie persönlich mit zu den besten Arbeiten des Komponisten. Goldsmith wählt einen vollkommen anderen, viel "weicheren" Ansatz und beleuchtet das bekannte Thema aus einem komplett anderen Blickwinkel. Er wählt eine melodische, wenn man so will, "emotionalere" Ausdrucksweise und kreiert auf diese Weise eine hoch intensive Musik, die sich auch abseits des Filmes (mehrfach) wunderbar hören lässt, gerade in dieser klangtechnisch hervorragenden Fassung.

Der Komponist arbeitete dazu überwiegend mit Streichern, schrieb ein Thema für Klavier, das sehr zart ist und nutzt auch die Ausdruckskraft von Bläsern und Holzbläsern um die Bilder zu unterstützen. Sparsam nutzt Goldsmith auch die Möglichkeiten der elektronischen Musik.

Die Musik ist sehr abwechslungsreich und bindet den Hörer von Anfang an. Während die meisten Horror-Scores lediglich die Wucht und Schrecken der Bildsprache 1:1 in Musik übersetzen, schafft es Goldsmith auch den Subkontext zu erfassen und die Mittel der Musik zu nutzen um diesen zu übersetzen.

Psycho II war eine echte Überrasschung und ist eine grossartige Filmmusik, die in jede gut sortierte Bibliothek eines jeden Interessierten dieser Musik-Gattung gehört.

Eine glasklare Empfehlung ohne jeden Zweifel!

Rick Deckard

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