Prometheus von Ridley Scott - Woher kommen wir?
Der Regisseur beantwortet diese Frage mit seinem Autorenteam bereits zu Beginn des Films. Interessant ist die Tatsache, dass die Menschen einem Zufall, einer Laune der Natur, nicht ihre Entstehung verdanken wollen. Es kann kein Zufall gewesen sein! Das ist die Prämisse für die weitere Handlung des neuen und lang erwarteten Films von Ridley Scott.
Der Film hat mit seinem Meisterwerk 'Alien' aus den 70'er Jahren wenig gemein, wenn auch einige offene Fragen zu diesem endlich geklärt werden. Vielmehr erschafft Scott eine neue Handlung und stellt mehr Fragen als er Antworten gibt, aber ist das nicht die Essenz eines jeden Science Fiction Films? Wie der Name bereits sagt handelt es sich um Wissenschaft und Fiktion und letztere ist eine Ausgeburt unsere Fantasie, der durch unsere begrenzte Erkenntnis Grenzen gesetzt sind.
Ridley Scott ist mit Prometheus ein hervorragender Film gelungen, nicht mehr und nicht weniger.
Zwei Forscher entdecken mehrere Hinweise auf der Erde in Form von Höhlenmalereien, in denen stets auf eine Sternenkonstellation im All gezeigt wird. Dort erhoffen sich die Wissenschaftler Antworten auf drängende Fragen. Im ausgehenden Jahrhundert des 2. Jahrtausends macht sich sodann ein Team in die entlegenen Weiten des Alls auf, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Diese Sequenz ist zugleich eine der besten des Films. Noch während alle Teammitglieder im Hyperschlaf sind, beschäftigt sich der Android an Bord, sehr elegant gespielt von Michael Fassbender, mit den Träumen und Eigenschaften der Spezies Mensch. Er lernt Sprachen und ... und er schaut sich einen alten Film an. Diese Szene lässt das Herz eines jeden Cineasten höher schlagen, weil Scott einem wahrhaftigen Meisterwerk der Filmgeschichte seine Referenz erweist und das nicht nur einmal. Daneben gibt es einen zweiten Verweis, wenn auch fast beiläufig, auf ein anderes Meisterwerk.
So wie T.E. Lawrence als Übermensch (im Sinne Nietzsches) gesehen wurde, so scheint auch der Android das zu sein: Ein Wesen ausgestattet mit verschärften Sinnen und Erweiterung von Sinnesqualitäten.
Abgesehen von diesen Fußnoten wird es zusehends spannender als das Team auf dem Mond eines riesigen Planeten landet. Von da an zieht Scott die Spannungsschraube langsam aber kontinuierlich an. Der Grossteil der Handlung spielt in einer riesigen "Pyramide" und in dem Raumschiff. Zusehends wird den Menschen bewusst, was sie dort entdeckt haben ... .
Prometheus ist technisch und vom Design, wie sollte es anders bei Scott sein, auf allerhöchstem Niveau. Von der 3-D Präsentation war ich nicht sonderlich beeindruckt, die Technologie steckt wirklich noch in den Kinderschuhen, aber man schmunzelte ja auch über die Gebrüder Lumierè sowie die Camera obscura ... . Der Sound und die Bilder sind z.T atemberaubend, gerade zu Beginn des Films mit den Szenen im Weltraum. Es machte Spass endlich wieder einen guten Science Fiction Film im Kino zu sehen. Marc Streitenfeld komponierte die Musik, die man jedoch getrost schnell wieder vergessen kann. Jerry Goldsmith's Fußstapfen sind zu gross.
Am Ende des Films bleiben viele Fragen offen und eine Fortsetzung scheint unvermeidlich. Man verlässt etwas konsterniert den Saal aber nach und nach erschliessen sich im Nachhinein viele Ungereimtheiten, wenn man sich Zeit lässt.
Spoiler Beginn
Prometheus trägt viele philosophische Ansätze ich sich, auf Popcorn-Niveau. Wenn man sich den Film näher ansieht, dann machen sich die Drehbuchautoren, u.a. Damon Lindelof, etwas lustig über die vielen Fragen, die wir Menschen uns stellen und geben auch Antworten auf diese Fragen. Man muss bei einigen Dialogen genau hinhören.
Ich sehe es so: Zu Beginn wird ein Ausserirdischer auf einem fremden Planeten abgesetzt, vermutlich die Erde, um etwas auszuprobieren, was sie woanders entdeckt haben, es aber nicht genau einschätzen können. Sie entdecken die Erde als idealen Planten, der vermutlich dem ihren gleicht. Der Ausserirdische nimmt die Substanz zu sich verändert sich, erbricht und landet in einem Wasserfall. Man sieht wie er sich auflöst und seine DNA sich verteilt, bzw. verändert. Die ersten Zellteilungen werden sichtbar ... . Wenn nicht mit Humor, wie soll man die Intention der Autoren sonst verstehen? Wir Menschen sind ein Treppenwitz, das Ergebnis eines Experimentes von Ausserirdischen. Soviel zumindest ist eindeutig. Nicht das Chaos, nicht ein Zufall ist der Ursprung unserer Existenz.
Noomi Rapace fragt im Finale einen der Ausserirdischen, warum sie die Erde zerstören wollen und was das alles bedeute? Die Antwort scheint so offensichtlich wie erhellend und bietet ein breites Feld für Spekulationen. Woher die Kraken, bzw. die fremde Alienrasse kommt wird nicht erklärt, nur dass sie abgrundtief böse und zerstörerisch ist. Diese "bösen Gene" scheinen sich auch in uns Menschen zu befinden als Folge des Ereignisses zu Beginn des Films. Ist das der Grund, warum die Ausserirdischen den Planten Erde zerstören wollen?
Die Menschen sind zutiefst bestürzt, als sie herausfinden, dass es auf dem Planeten, dem Mond, gar nichts gibt, was ihre Fragen beantworten könnte. Als der einzige überlebende Ausserirdische von dem Androiden geweckt wird und er versucht mit diesem zu kommunizieren, antwortet er nicht, sondern bringt alle nacheinander ohne ein Wort um. Eine bestechende und schockierende Sequenz. Fast hat es den Anschein, als solle man nicht zu viele Fragen stellen ... .
Am Ende des Films, nachdem der krakenartige Parasit sich mit dem letzten Ausserirdischen verbunden hat, erwächst das aus seinem Bauch, was Tausende von Kinogängern kennen: Das Alien. Erstaunlich nur, dass das bei den Menschen nicht passiert. Als sie infiltriert werden, werden sie hoch aggressiv, verändern aber ihre äussere Gestalt nicht und der Charakter der Noomi Rapace hätte ein krakenartiges Wesen gebiert, aber "kein" Alien, so wie wir es kennen.
Ist es dieses Böse, was die Konstrukteure fürchten?
So bleibt am Ende des Films die Hoffnung, dass Scott in einer Fortsetzung hoffentlich Antworten liefern wird, wenn auch aus meiner Sicht nicht zwangsläufig notwendig, die wir Menschen so gerne hören wollen, auch wenn hinter vielen Fragen unbequeme Antworten stecken. Eine pessimistische Weltsicht?
Immer wieder wird in dem Film Science-Fiction mit dem Glauben konfrontiert, als Symbol dient das Kreuz der Wissenschaftlerin, die trotz der Ratio, die die Grundlage ihres Berufes ist, den Glauben nie ganz ablegen will.
Spoiler Ende
Mit Prometheus packt Ridley Scott das Genre des Science Fiction Films, des fantastischen Films, bei seinen Wurzeln und liefert nicht nur atemberaubende Bilder, sondern kreiert neue Welten und regt, wenn auch auf Popcorn-Kino-Niveau, zum Denken an.
Ein sehr guter und absolut sehenswerter Film von einem der innovativsten und visionärsten Regisseure aller Zeiten.
Aus den unendlichen und unerklärlichen Weiten des Alls,
Rick Deckard
link zur Erklärung des Begriffes Prometheus (bezogen auf die griechische Mythologie) auf Wikipedia. Interessant!