Orchestrale Musik aus Amerika - Peggy Stuart Coolidge

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  31. Oktober 2010, 15:03  -  #Orchestrale Musik

Spaces.jpg

Auf der Suche nach "neuer" orchestraler Musik bin ich auf dieses Album gestossen. Die Motivation war herauszufinden, welche Musik es abseits der bekannten Grössen gab und gibt, insbesondere Musiker und Komponisten zu entdecken, die weniger bekannt sind. Als ich vor einigen Monaten einen Podcast hörte wurde offensichtlich wie gross der Einfluss der zweiten Wiener Schule und der Spätromantik, aber auch der russischen Komponisten auf die Komponisten der modernen Filmmusik war. Das war der Auslöser auf Entdeckungsreise zu gehen.

Da ich ein Faible für John Williams und seine Kompositionen habe, kam ich über viele Recherchen zur orchestralen Musik aus den Vereinigten Staaten. Nicht, dass ich müde wurde Prokofjew, Strawinsky oder Debussy zu hören, die Frage war welche musikalischen Ideen und Entwicklungen in der orchestralen Musik aus Übersee steckten. Natürlich sind die Komponisten deutlich beeinflusst von den Europäern, aber das Land mit seiner Geografie und Geschichte hat sie sicherlich auf ihre eigene Art inspiriert.

Mein erster Halt wurde die Komponistin P. S. Coolidge (1913-1981). Eine der wenigen Frauen, deren Werke aufgeführt und auch aufgezeichnet wurden. Kurioserweise war sie im Ausland berühmter als im eigenen. Ursprünglich wollte sie Konzertpianistin werden, verlagerte ihre Arbeit aber später auf die orchestrale Musik nach entsprechender Ausbildung. In den Jahren nach dem Krieg bereiste Stuart-Coolidge Europa und Fernost. Sie freundete sich mit Aram Khachaturian und seiner Frau an und liess sich von ihm, aber auch vielen anderen Einflüssen und Aufträgen inspirieren.

Auf dieser CD eingespielt vom Westphalian Symphony Orchestra unter dem Dirigat von Siegfried Landau hört man u.a. ihre Komposition 'New England Autumn', bestehend aus den 2 Sätzen 'Dawn Over The Mountain' (05:47) und 'Country Fair' (05:54). Es war eine Auftragsarbeit für das 'New Hampshire Summer Festival'.

Der erste Satz eine Morgendämmerung illustrierend besteht aus einem 4 Ton Motiv, das nach einer dunklen, leicht bedrohlichen Einführung erklingt und später von den Streichern und Holzbläsern gespielt wird. Einflüsse aus dem Folk sind nicht zu überhören. Es ist eine eingängige Musik und dem Hörer fällt es leicht ihr zu folgen. Die Stimmung ist sehr erdverbunden, gemässigt und leicht melancholisch. 

Der 2. Satz (Country Fair) ist da deutlich aufgelockerter, fröhlicher und beschwingter, passend zum Thema. Auch hier hört man die Nähe zum Folk und traditionellem Liedergut. Nach knapp 1,5 min ändert die Musik plötzlich die Farbe, alles wird rauschend, spielerisch und tänzerisch. Ein wenig erinnert die Musik an den Stil der Tondichtung, was angesichts der Länge nicht passt, aber man sieht hier deutlich vor Augen all die Menschen und Kinder, die über eine ländliche Kirmes laufen und erstaunt sind ob der ganzen Neuigkeiten und Wunder.

Eine schöne "kleine" Komposition für den Wiedereinstieg in die Welt der Klassik. Weder zu lang noch all zu sehr fordernd. Ausserdem eine interessante Entdeckung abseits der eingetretenen Pfade. Je nach dem wie die Zeit es erlaubt, werde ich mich in den nächsten Wochen zwei weiteren eher unbekannten und "vergessenen" Komponisten widmen, die wirklich schöne Musik komponiert haben.

Demnächst auf diesem Blog.

Einen schönen Sonntag,

Rick Deckard

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: