New Order

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  22. Juni 2012, 12:53  -  #Populäre Musik

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Es gibt ja diese legendäre Antwort: „…alles hat mit den Ramones angefangen“  von unserem Kumpel „Serienstar Ewing“ auf die Frage „…und welche Musik hörst Du so?“.

Nach wie vor eine kommunikativ schlaue Lösung, denn steigt der Sender der Frage nun auf die Antwort des Empfängers ein, wird es ein langes Gespräch, vielleicht ist ein neuer Freund gefunden. Ein „Ah“ oder „mhhhmh“ offenbart gleich, dass man sich diesbezüglich nicht mehr sprechen muss.

Ich hatte in letzter Zeit häufig solche Anfragen. Oftmals habe ich dann geantwortet, dass New Order meine ewige Lieblingsband sind. Immer kommt ein „gibt es die noch?“ zurück.

New Order gelten als eine der einflussreichsten Bands überhaupt. Primär liegt das an den Barrieren und Genres die sie frühzeitig und visionär aufgebrochen haben. Schubladen gab’s nie und Abgrenzungen nach Rock, Wave, Electro, Dance waren für die Mad!chester nicht interessant.

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Ein weiterer Grund für die ewige respektvolle Beachtung von New Order liegt auch an der Nachfolge von Joy Division. Ian Curtis galt bereits vor seinem Selbstmord als ewiger musealer Popschatz.

Ja, es gibt New Order noch! Und es gab sie auch immer! Derzeit spielen Sie –ohne Peter Hook– abermals großartige Konzerte und hinterlassen auch mit unterschiedlichen Veröffentlichungen  Eindruck. Zuletzt z. B. „Waiting For The Sirens Call“ (2005), einem phänomenalen epischen Popalbum, welches einen jeden zwischen pubertärer Schwärmerei und nickendem Kennertum zurücklässt.

Vielleicht war es Zufall als ich mir 1984/1985 das Album „Power, Corruption & Lies“ als 14-jähriger mit einem sicherlich ziemlich entschlossenen Geschichtsausdruck bei musicland in Hannover gekauft habe! Vielleicht aber auch Instinkt! Die Maxisingle „Blue Monday“ in Form des Floppy-Disk-Covers entdeckte ich erst sehr viel später. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass dies erst mit ersten Diskobesuchen 1987 zusammenhing und der Veröffentlichung von „Substance“.

Eines weiß ich aber noch sehr gewiss. Und zwar als ich „Dream Attack“ am Ostersonntag 1989 morgens das erste Mal hörte und 14 Stunden später zum 1400 mal. Es war ein heiliger Moment. In etwa so, als wenn anderen Menschen eine Madonna oder Engel erscheinen, Gebote auf Bergen erhalten oder einen entscheidenden  Austausch mit Außerirdischen hinter sich gebracht haben. Ich hatte meine Offenbarung!

 

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Überhaupt würde ich das 1989er Album „Technique“ als Referenzalbum nennen! New Order waren immer eine Band für die Massen. Das erste Mal drückte sich das auch bei den Verkaufszahlen aus. Technique wurde das erste „Number One Album“ der Factory Band. Außerdem unterstrich die Band ihren eigentlichen Stil. Nämlich die Kreuzung und Symbiose von elektronischen Einflüssen mit einer Punkrockhaltung im Ausdruck von perfekter alternativer Rockmusik.

Übrig gebliebene Bands aus den siebziger, achtziger und neunziger Jahren werden derzeit gerne kunsthistorisch ausgestellt oder in einen musealen Zusammenhang gebracht. Als Fan freut einen das natürlich, als ewiger Skeptiker fragt man sich aber auch nach der Bedeutung für die Besucher.

Zusammengefasst: Als stolzer Besitzer aller New Order Vinyl Veröffentlichungen hat sich in den letzten 20 Jahren kein Mensch für die Cover von Peter Savielle oder die ewig schwarzen und weißen Photographien von Kevin Cummins bei mir interessiert.

Wer selbst Vinylfan ist kennt die Liebe zu den Covern, weiß aber auch, dass es sich bei dieser Liebe oftmals um gedankliche Selbstbefriedigung handelt. Denn man ist alleine mit seiner Kunst! Schön also, dass das New Order Artwork nun also das Licht erblickt. Interessierte Berlinbesucher und Ureinwohner  gehen also bitte hier hin: http://hbc-berlin.de/#post-6081.

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Der New Order Bandkult basiert auch auf den Personalien Bernard Sumner, Gillian Gilbert, Peter Hook und Stephen Morris. Als ehr mainstreamverneinender Mensch neigt man ja zu eigenständigen Thesen, als zu Vergleichen. Aber zählt man weitere bedeutungsvolle Bands der Jahrzehnte auf, wird man auch immer über die Menschen, deren Chemie untereinander und deren Allüren sprechen müssen. Bei  den vier Briten findet man eine Konzentrierung der menschlichen Charaktere. Ach, wie schön einfach der Pop ist! Aber genau so ist die Ableitung! Identifizierung! Oder haben Sie schon mal gehört, dass sich verschiedene Menschen mit einer Big-Band identifizieren, weil ihnen die Persönlichkeiten der Band so nahe sind?

Meine Liebe und Bewunderung gilt und galt Bernard Sumner!

Sieht man den gealterten Popstar heute (vielleicht zum ersten Mal) oder bei älteren Liveauftritten (schlimmsten Falls zu Hacienda/Drogenzeiten) wird man dies wohl kaum verstehen können. Denn Sumner fühlt sich fast nie wohl vor einem Publikum. Besonders schlimm wird es, wenn er seinen Schutzschild in Form der Gitarre ablegt (z. B. bei Bizarre Love Triangle) und tanzt. Oftmals verleiht er seiner Euphorie jämmerlichsten Gejuchzte und Geschreie während der Songs. Aber! Sumner ist Wirklichkeit ein wandelndes Genie. Ein extrem Facettenreicher, hoch intelligenter, sensibler und romantischer Mensch!

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Der Punkt dies zu erklären ist erreicht und macht keinen Sinn!

Aber ich wollte auch nur kurz über meine Erleuchtung berichten! Der Platz über all‘ die wichtigen New Order Gründe zu spreche, würde nicht ausreichen und muss auch nicht erklärt und dargelegt werden.

„Nothing in this world, Can touch the music that I heard, When I woke up this morning”

…und wissen Sie was!? Heute ist es noch immer so wie 1988! Höre oder denke ich zufällig an einen New Order Song. Muss ich sie alle hören. Daran wird sich wohl nie was ändern und zeitgleich ist es für jeden einzelnen Menschen wohl der musikalische, künstlerische und persönliche Beweis dafür, dass diese Musik für einen etwas ganz besonderes bedeutet. Auch wenn man es nicht erklären kann.

Aus dem Fac 51

Alan Lomax

Fotoquelle: http://www.zeit.de/kultur/musik/2012-06/fs-new-order-kevin-cummins

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