Nevada Smith
Im letzten Drittel des Films sieht man Steve McQueen und Raf Vallone in einer Kirche. McQueen spielt den Charakter des Halbbluts Nevada Smith, der von Vallone, welcher einen Priester spielt, gerettet wird, als 3 Banditen Smith fast zu Tode schleifen. McQueen blickt auf den gekreuzigten Jesus und fragt den Priester wer das sei, worauf der ihm antwortet, das sei Jesus, der auf die Erde kam um den Menschen Liebe zu geben. McQueen antwortet:"Dann müssen Sie ihn nicht gemocht haben, das sieht ja schlimmer aus als hängen!"
Dieser Satz lässt Vallone verblüfft zurück, gibt aber auch den Grundtenor des Films wieder, welcher von Henry Hathaway inszeniert wurde. Erbarmungslos und ohne jede Gnade nimmt McQueen die Verfolgung dreier Gauner auf, gespielt von Martin Landau, Arthur Kennedy und Karl Malden, die zu Anfang des Films seine Eltern aus reiner Habgier töten.
Ohne jede Bildung, Nahrung oder Menschenkenntnis, geschweige denn Waffen oder Geld nimmt er verbittert die Verfolgung auf und wird von einem Waffenhändler, gespielt von Brian Keith, unter seine Fittiche genommen. Er spürt alle 3 auf, verdingt sich als Cowboy, lernt das lesen, schreiben und trinken, überfällt aus Berechnung eine Bank um in die Nähe eines der Verfolgten zu kommen, erträgt die Sümpfe Louisianas in Gefangenschaft um schlussendlich nach einem Gespräch mit dem Priester, der ihn von seinem Vorhaben abbringen will, den letzten der 3 zu stellen.
Erstaunlich an dem Western ist die Kompromisslosigkeit, mit der er zu Werke geht. Ohne Skrupel und von purer Rache getrieben geht der Protagonist seinen Weg mit einer selbst für 1966 erstaunlichen Brutalität. Ohne jegliche Reue und unbeirrbar verfolgt McQueen sein Vorhaben und manipuliert Mitmenschen um an sein Ziel zu kommen. Diese Vorgehensweise sah man sonst eigentlich nur in den Italowestern, oder anders gesagt ist der Einfluss dieser Filme unübersehbar.
Als Vorlage diente ein Charakter aus dem Roman von Harold Robbins aus dem Jahr 1961 ('The Carpetbaggers'), der mit George Peppard und Alan Ladd in den Hauptrollen von Edward Dmytryk verfilmt worden war. Nevada Smith ist ein qualitativ sehr guter und aussergewöhnlicher Western mit einer erlesenen Kameraarbeit von Peckinpah Kameramann Lucien Ballard und der Musik des Routiniers Alfred Newman. Alle elementaren Bestandteile eines Western bis zum finalen Duell findet man in dem Film, einschliesslich prächtig fotografierter Landschaften.
Die schauspielerischen Leistungen aller Darsteller sind überzeugend, v.a. die der drei Nebendarsteller Kennedy, Landau und Malden, die zeigen, was einst die sogenannten Allrounder in Hollywood konnten: perfekt, intensiv und leidenschaftlich schauspielern. Insbesondere Karl Malden ist (eigentlich wie immer) sehenswert.
Rick Deckard