Multitasking macht dumm

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  18. April 2011, 14:30  -  #Kommunikation

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Die wichtigste Erkenntnis der Neurowissenschaft der letzten 20 Jahre ist, dass grundsätzlich alles, was wir mit dem Gehirn machen, Spuren hinterlässt. Mit anderen Worten das Gehirn ändert sich mit seiner Benutzung.

 

Eine beängstigende Erkenntniss insbesondere im Zusammenhang mit dem Thema Mediennutzung. Beängstigend deswegen, weil wir uns ja im Umkehrschluß die Aufmerksamkeitsstörung selbst antrainieren, die wir hier auf diesem blog oftmals anprangern.

 

Es ist Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer, Hirnforscher, Ärztlicher Direktor der psychatrischen Universitätklinik Ulm und Gründer des Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen, der auf dem Wiesbadener Media & Marketing Kongress letzte Woche sehr beeindruckend, mahnend und auch etwas desillusioniert seine Studie vorstellte, dass Multitasking dumm macht. „Jede Funktion, die beim Multitasking wesentlich ist, wird schlechter, wirklich jede“, bellt der Hinforscher in das Audiotorium. Dabei lässt er langweilige Beweiskurven und medizinische Fachausdrücke bewusst aussen vor und referiert lieber über die Auswirkungen des menschlichen Gehirns in Bezug auf die Mediennutzung undüber die  Verantwortung die der Werbebranche dabei zu kommt.

 

Kritisieren tut Spitzner dabei nachvollziehbar die Unart stundenlang mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, da wir dabei unser Gehirn in eine falsche Richtung trainieren. „Wenn Sie dauernd versuchen, alles Mögliche gleichzeitig zu erledigen, dann trainieren Sie sich eine Aufmerksamkeitsstörung an und diese übertragt sich dann auch auf anderes“. Aber das Gehirn ändert sich mit seiner Benutzung. „Wenn Sie dauernd gestört werden, weil Sie eben 24 Stunden online sind, hat das Gehirn keine Zeit mehr, um etwas zu verarbeiten“.

 

Denkpause! Man muss sich nun vorstellen, dass der Mann diese Sätze vor ca. 200 Werbetreibenden und Marketingentscheidern aus der Verlagswelt und der Industrie vorträgt. Menschen die tagtäglich Multitasking propagandieren und eine nicht mehr zu rettende hetrogene Zielgruppe mit Botschaften zumüllt, die ohne Sinn und Verstand auf allen Kanälen verteilt wird.

 

Außerdem hat Spitzer den Mut zu sagen, was wir vielleicht schon immer gedacht haben: „Bis ins Kindergartenalter sollten Kinder überhaupt keinen Zugang zu Comuputern haben“ Wenn Sie kleine Kinder haben, schmeißen Sie den Fernseher raus und lassen Sie kleine Kinder nicht an Ihren Computer, das ist das Einfachste und mit Sicherheit richtig.

 

Theoretisch interessant, weil inzwischen völlig unrealistisch und somit schon wieder machbar! Verstörend und Provokativ, aber leider unmachbar, der Rat, dass Eltern und auch die Vertreter der Webebranche, gegenüber der Gesellschaft in der Verantwortung stehen. Leider unmachbar. Denn die Gesellschaft lässt sich nicht so einfach ändern.

 

Ich glaube Prof. Spitzner weiß das und das ist wohl auch der Grund warum er so mahnend, aber auch geschlagen, schon fast geläutert auftritt. Schade, aber gleichzeitig sehr beeindruckend!

 

Alan Lomax

http://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Spitzer

 

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