Moneyball - Bennett Miller
Das Genre des Sportfilms hat in Amerika eine sehr lange Tradition. Spontan fallen mir als sehr gute Vertreter dieses Genres 'Any Given Sunday' von Oliver Stone und 'The Natural' von Barry Levinson ein. In hiesigen Landen ernten diese Filme meistens keine großen Zuschauerzahlen, was eigentlich unverständlich ist, geht es doch hierbei weniger um den Sport selbst als um die Philosophie dahinter, um Sieg und Niederlage um Gewinn und Verlust.
Moneyball von Bennett Miller reiht sich in diese grossen Sportfilme ein und ist ein hervorragender Film geworden, den es sich lohnt anzusehen. Er erzählt die Geschichte des Billy Beane, dem Manager der Oakland Athletics, einem Major League Baseball Team. Beane merkt, dass er mit den großen Teams, die über ein sehr viel größeres Maß an Budget verfügen, nicht Stand halten kann und bittet den Besitzer um mehr Geld, was dieser jedoch ablehnt. Wie also ein Team formen mit den zur Verfügung stehenden Mitteln?
Beane nacht die Bekanntschaft eines Baseball Nerds und Yale Absolventen und gemeinsam versuchen sie einen unorthodoxen Weg zu gehen. Anhand der Sabermetrics, also genauer Rechner basierter Analysen, verpflichten sie Spieler, die durch das normale Raster gefallen waren, da sie nach gängigen Statistiken nicht gut genug waren. Die Analysen der Sabermetrics weisen diesen Spielern jedoch überdurchschnittliche Werte zu ... .
Was sich trocken und mathematisch anhören mag, wurde für das Kino äusserst effektiv und sehr unterhaltend umgesetzt, mit den klassisch-dramaturgischen Mitteln des Kinos. Auch ohne jedwede Kenntnis dieses Sports ist der Film über die vollen 2 Stunden unterhaltend und fesselnd. Regisseur Miller zeigt die Geschichte in ruhigen Bildern, die gelegentlich fast dokumentarisch anmuten. Beane wird sehr gut und realistisch verkörpert von Brad Pitt und dem Drehbuch gelingt es, den Elan und die Leidenschaft dieses Managers, sowie sein Verständnis vom Sport zu vermitteln.
Der Film überzeugt deswegen, weil er zeigt wie sehr Enthusiasmus, Ideen und Visionen von Bedeutung sind und welche Hürden Menschen nehmen müssen um zum Ziel zu gelangen. Dabei verzichtet Moneyball auf den typischen Zuckerguss, der vielen Filmen aus diesem Genre anhaftet. Er zeigt vielmehr, wie wichtig Selbstwert und Aufrichtigkeit sich selbst gegenüber sind. In Zeiten, in denen stets der Erfolg einzig und allein als Maxime gilt, auch in der Traumwelt des Kinos, ist Moneyball in dieser Hinsicht eine Wohltat und ein Anachronismus.
Wir leben mehr und mehr in einer digitalisierten Welt, in der Analysen wichtiger sind als Gefühle und Instinkt. Das aber Freund Computer seine Berechtigung hat, wenn er sinnvoll eingesetzt wird, beweist der Film.
Wie so viele Filme in der Vergangenheit geht es auch in diesem Film weniger um den Sport oder seine Gallionsfiguren an sich, sondern um das Geschäft. Wenn man die Bundesliga hier zu Lande genauer verfolgt, wird das einem von Jahr zu Jahr deutlicher. Das ist aber die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite sind die Fans, die das alles weniger interessiert, sie v.a. lieben den Sport. Was aber notwendig ist, damit ein Team gewinnen kann, das sieht man in Moneyball.
Ein wunderbarer Film mit vielen herzergreifenden Szenen und einem wirklich nachdenklichem und schönen Ende.
Von der 3. Base,
Rick Deckard