Manic Street Preachers – Köln, 21.05.2014 LiveMusicHall
Eine Berechtigung und einen Freifahrtschein in meine Plattensammlung haben die Manic Street Preachers schon immer gehabt. Warum also nicht mal wieder vorbeischauen, um zu sehen, wie die Qualität der Band aus Wales sich nach 11 Alben entwickelt hat. Nennt man Bands die zur Sperrspitzen der wichtigsten britischen Bands der letzten 20 Jahre gehören, wäre es seltsam die Manic Street Preachers auszuklammern.
Kürzlich habe ich mir „Rewind The Film“ angehört, welches das aktuelle Album ist! Gefallen hat mir das nicht, da dort deutlich versucht wurde, einen neuen Bandsound zu kreieren der nicht passt. Das alles hat sich seltsam reduziert und doch zu viel gewollt angehört. Das merkwürdige Verschwinden des Gitarristen Richey Edwards, ist natürlich immer noch Kernpunkt der Bandhistorie. Eine traurige Geschichte, die nach 1995 mit zwei Alben aufgearbeitet wurde und im Kern die Referenzwerke sind.
Den Trendsetterstatus bzw. Coolness Faktor anderer britischen Bands haben die Jungs um den sehr sympathischen und ausdrucksstarken James Dean Bradfield sowieso nie gehabt. Lediglich Nicky Wire sieht auch noch heute aus wie es sich für einen britischen Rockstar gehört, wenn man von seinen etwas peinlichen Pete Townshend anmutenden Sprüngen absieht. Die Preachers bestachen dann auch eigentlich immer mehr durch politische Aussage und grandiosen Melodien unvergesslicher Hits wie „Motorcycle Emptiness“ und dem von mir sehr geliebten Hit „A Design for Life“.
Überraschend dann der Support an diesem Mittwochabend: Mit dem wirklich außergewöhnlichen Duo Public Service Broadcasting hätte ich dann nicht gerechnet. Das Debütalbum liegt bei mir schon lange oben auf und live beweisen die Beiden Londoner inkl. grandiosen Film-Artwork, dass sie die legitimen Nachfolger von Massive Attack werden könnten. Notiert Euch diese Band, sie ist mehr wert als ein Support.
Dann blaues Licht, das pathetisch verpflichtende Intro und die Rockband, steht auf der Bühne. Ein guter Start mit „Motorcycle Emptniss“ zaubert den knapp 1.000 Zuschauern ein Lächeln ins Gesicht. Die folgenden Songs schockieren. Was ich höre und sehe, erinnert in den besten Momenten an die legendären Status Quo. Allerdings weniger mit euphorischen Boogie Rock, sondern mit verkrampften, seltsam leeren Rockklängen und Attitüden.
Empfehlenswert ist das leider alles nicht, sondern einfach nur langweilig. Kurz vor absoluter Peinlichkeit steht Bassist Nicky Wire der offensichtlich eine modische Sid Vicious Phase durchmacht. In Vereinigung mit den bereits erwähnten Gestus und der wenig wuchtigen oder aggressiven Musik, wirkt das alles ehr wie ein methodischer Peter Maffay Auftritt. So sieht dann auch das Publikum aus, das sich offensichtlich mit den etwas cooleren Helden von einst assimiliert. Ich habe viele ältere Herren gesehen, die man sonst nie bei Konzerten trifft und die auch sonst nie die T-Shirts tragen, die die so angehabt haben, denn dann wüssten sie, dass die zu klein geworden sind.
Man könnte mir nun Oberflächlichkeit vorwerfen, aber es sind ja meist nicht nur die T-Shirts, sondern die Frauen, die die dabei haben. Das macht auffällig, insbesondere wenn man versteht, dass der Rockhabitus, das Interesse und die Leidenschaft schon lange auf der Strecke geblieben sind.
Diese Band ist mit dem Publikum gealtert, die Sperrspitze ist gebrochen. Ich bin mir sicher, dass Manic Street Preachers Maniacs das anders sehen, denn es ist ihre Welt und es ist nicht die schlechteste. Aber Objektiv gesehen, gehört das alles ins britische Rockmuseum.
Alan Lomax