Mad Men - Staffel 6

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  8. November 2013, 14:55  -  #Fernsehen

1425510_10152034475984357_1507273252_n.jpg

 

In dieser mad, mad, mad World in der wir leben, vergessen wir ja häufig, was die wirklich schönen Dinge sind! Wir machen uns Gedanken darüber was uns antreibt, frustriert, wie wir es ändern können, wie es besser werden kann und wie wir dieses kleine Glück (wenn vorhanden!) aufrecht erhalten können. Große Fragen!

 

Jetzt kommt der Prediger um die Ecke (ermahnender Zeigefinger in der Luft, bedeutungsvolles Gesicht, Wind, leichter Nebel, Dunkelheit, ein Streichquartett setzt ein): "Aber sind es nicht die kleinen Dinge, die wir wertschätzen sollten. Die, die wir inzwischen als normal gegeben, nüchtern als selbstverständlich verstehen. Der kleine Luxus den wir ALLE! (Zeigefinger prescht nach vorne!), JEDEN (kurze Pause) ...Tag haben und über den wir nicht mehr nachdenken. Zum Beispiel der warme Toast am Morgen, die kurze Zigarette zum Espresso zwischendurch, ein lustiges Mittagessen mit Kollegen und eine charmante, witzige, seltsam subtile und bekannte US-TV-Serie am Abend, wie (lächeln im Gesicht, Trompeten setzen ein, der finster dreinschauende Prediger entpuppt sich als freundlicher älterer Herr von neben an):  Mad Men!

 

Wir sind inszwischen bei der sechsten Staffel angekommen. Wir haben bereits davor berichtet: http://www.lomax-deckard.de/article-mad-men-staffel-5-tomorrow-never-knows-112635418.html. Die Agentur läuft gut. Wiedermal ist es ein Autoetat der die Werber um den Verstand bringt, aber auch zu einer Fusion und damit zu neuer Liquidität. Die Handlungsstränge werden geschickt fokusiert. Unbedeutende Nebenfiguren nach und nach eliminiert. Nervige B-Rollen gestrichen und der Fokus zurück auf die Hauptcharaktere. Peggy arbeitet durch die Fusionierung inzwischen wieder mit Draper zusammen. Betty's Leben in der Vorstadt, als Gattin eines drittklassigen Politikers wird weitestgehend ruhend gelassen. Die Staffel ist eine sogenannte Übergangsstaffel. Die allerdings bemerkenswert klar und deutlich die alten Helden und Heldinnen dekonstruiert.

 

Selbst scharf gezeichnete Rückblenden in die Jugendtage von Donald Draper dienen nicht mehr als Entschuldigung für seinen verschrotteten Charakter, sondern lassen uns kalt. Kaum nachvollziehbar wie armseelig er die intime Beziehung zu seiner Nachbarin für ein absonderliches Rollenspiel auf's Spiel setzt. Wie er im Wahn, seine Kinder alleine lässt und auf eine Nachfrage seiner Tochter, dass sie gar nicht weiß wer ihr Vater eigentlich ist, einfach nicht reagiert. Draper, Du Arsch, möchte man ihm zu rufen, doch man weiß, dass seine Zeit kommen wird.

 

Die Gesellschaft verändert sich. Aus den schicken 1960er Jahre werden langsam aber sicher die haltlosen, stillosen und bunten 1970er Jahre. Kaum glaubbar, dass Draper da noch mithalten kann. Man darf gespannt sein, wie Weiner seine Puppen weitertanzen lassen wird.

 

Zu Staffel fünf hatte ich geschrieben, dass Mad Men die Königin unter den aktuellen Serien ist. Und ich bleibe auch bei Staffel sechts dabei. Das alles ist hervorragende Unterhaltung, dessen Genius man ofmals vergisst, weil alles so schick, charmant und lustig ist. Dabei ist das Ganze ein ganz, ganz herber Schlag in die Fresse aller Zuschauer. Arrogant, ironisch und überheblich! Wunderbar...

 

Alan Lomax 

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: