Machs gut alter Knabe – Zum Tod von Peter O‘Toole
...als Lord Jim in Richard Brooks gleichnamigen Abenteuerfilm "Lord Jim"
„Die Arbeit an Lawrence von Arabien ist Maßstab für alles in meinem Leben geworden“ hat der gebürtige irische Schauspieler Peter O’Toole Jahrzehnte nach dem Dreh von Sir David Leans Meisterwerk gesagt.
Die Darstellung des englischen Wüstensohns war O’Tools Opus Magnum. Alles was Sie lesen (Paraderolle etc.) stimmt nicht! Diese Darstellung war auch keine künstlerische Darstellung. Peter O’Toole war Lawrence von Arabien.
Vor ein paar Jahren war ich einmal bei einer Ausstellung über das Leben des britischen Offizier, Geheimagent und Schriftsteller. Der Geist von David Leans Interpretation und das gütige, fatale und wahrhaftigen Spiel von Peter O’Toole lagen über der ganzen Ausstellung, auch wenn der epische und wohl schönste Film aller Zeiten, die Wahrheit sehr frei darstellt und die „Die Sieben Säulen der Weisheit“ ehr mythisch verarbeitet hat. http://www.lomax-deckard.de/article-lawrence-von-arabien-genese-eines-mythos-82961901.html
Seltsamer Weiser hat man nun nach dem traurigen Tod, eines der letzten großen Schauspieler des Golden Age, das Gefühl einer zweiten Heroisierung des Thomas Edward Lawrence.
Die parallel verlaufenden Lebensereignisse und Einstellungen von Lawrence und Peter sind dann auch fast gespenstisch, wenn man sich tiefer in beider Autobiographien einarbeitet. So ist wohl das Attribut Bescheidenheit für beide Personen, der maßgebliche Antrieb, nach der romantisierenden Suche einer besseren Welt.
„Wir alle waren überwältigt, wegen der Weite des Landes, des Geschmacks des Windes, des Sonnenlichts und der Hoffnung, für die wir arbeiteten. Die Morgenluft einer zukünftigen Welt berauschte uns.“ T.E. Lawrence
Natürlich wäre es nicht gerechtfertigt Peter O’Tools darstellerische Kunst auf Lawrence zu beschränken, auch wenn er in unseren Herzen immer dieser bleiben wird. Mir persönlich bleibt seine Darstellung als psychopathischer SS-General in Anatole Litvaks umstrittenen Film „Die Nacht der Generäle“ immer im Gedächtnis. Der Film ist aus dem Jahr 1966 und wirkt doch streckenweise wie von Tarantino produziert und den Coen-Brothers geschrieben. Man könnte O’Toole auch Overacting unterstellen und wahrscheinlich würde eine ähnliche Darstellung in der heutigen Zeit auch genauso abgestraft werden. Aber tatsächlich ist es so, dass man bei jedem Auftritt des Generalleutnant Tanz (O’Toole) Angst hat und Bedrohung spürt und nicht Überzeichnung bzw. Schauspielers.
Weiterhin liebe ich ganz persönlich William Wylers Komödienklassiker „How to Steal a Million?“. Neben Audrey Hepburn, Eli Wallach, Charles Boyer, glänzt O’Toole hier als reizender Gauner. Den Film hatte ich auf dieser Plattform bereits besprochen. http://www.lomax-deckard.de/article-how-to-steal-a-million-william-wyler-82881494.html O’Toole zeigt hier eine weitere Seite seiner erstaunlichen Bandbreite als Schauspieler.
Und sieht man sich nun nochmal seine Filmografie genauer an, wird man überrascht sein, wie groß, vielseitig, einzigartig und erwähnenswert seine Darstellungen waren.
Ob er ein Held war? Tja, auch mit der Frage habe ich mich bereits beschäftigt: http://www.lomax-deckard.de/article-peter-o-toole-heldenstatus-108769382.html. Über Kommentare, Ideen, Beiträge, würde ich mich diesmal ganz besonders freuen, ungerne ist man alleine, in solchen Momenten der Trauer!
Peter O’Toole starb nach längerer Krankheit am 14. Dezember 2013 im Alter von 81 Jahren in London.
Mach’s gut alter Knabe!
Alan Lomax
P.S.: Lesen Sie auch den schönen, ehrenvollen und informativen Nachruf unseres langen Begleiters und Amigos Marc Hairapetian bei Spiegel Online: http://www.spiegel.de/kultur/kino/nachruf-auf-den-schauspieler-peter-o-toole-a-939267.html