LOST - 6. Staffel: Das Ende

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  8. Dezember 2010, 19:33  -  #Fernsehen

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All diejenigen, die die Staffel noch sehen oder nicht beendet haben, sollten hier aufhören zu lesen.

 


 

Man darf bei diesen Serien im DVD Format eines nicht vergessen: sie wurden für das Fernsehen gedreht und wöchentlich über einen Zeitraum von mehreren Jahren mit Pausen ausgestrahlt. Was zählt beim Fernsehen als aller erstes: Die Quote. Also müssen sich Macher und Drehbuchautoren überlegen, wie sie von Woche zu Woche die Spannung halten können, um die Zuschauer vor den Fernseher zu locken. Das ist den Köpfen hinter dieser Serie von den Produzenten bis zu den Drehbuchautoren bis zur 5. Staffel vorzüglich und meisterlich gelungen. Bis zum Ende der 5. Staffel war diese Serie eine der besten, vielleicht mit den 'Sopranos' die überragendste überhaupt im Fernsehen. Was für sensationelle Momente es gab!

Dann kam in den letzten Tagen mit der finalen Staffel der Einbruch. Ich habe seit gestern Abend lange überlegt, wie ich das Ende der Serie bewerten soll und komme nicht umhin zu sagen, dass es eine grosse Enttäuschung war. Seit Beginn der Serie mit der allerersten Folge wurde die Erwartungshaltung von Folge zu Folge und Staffel zu Staffel immens in die Höhe getrieben, es entwickelte sich ein Hype, fast eine Hysterie im Internet, und eben diese Erwartungen wurden nun (meines Erachtens) bitter enttäuscht. So viele Fragen, auf die man keine Antworten bekommt, so viele offene Enden der einzelnen Handlungsstränge, dass ich am Ende vollkommen verwirrt war und nochmals: masslos enttäuscht.

Es gibt andere Ansichten, siehe all die Beiträge in den Foren im World Wide Web, aber liest man diese genauer, kann man auch dort die Enttäuschung zwischen den Zeilen heraus lesen. Offene und unschlüssige Enden werden gerne genommen mit den Prämissen von "macht euch eure eigenen Gedanken, wir haben die Basis geliefert" bis hin zu "der Zuschauer soll seine Fantasie einbringen und jedem steht sein eigenes Ende zu" etc.. Für mich ist das nichts anderes als ein Mangel an Einfallsreichtum und um diesen zu kaschieren wird als Alibi ein solches offenes Ende gewählt. Alles andere ist Missinterpretation und wohlwollendes Denken, bzw. der Versuch sich selbst alles schön zu reden.

Das ist die eine Seite.

Auf der anderen kann man natürlich der letzten Staffel unendlich viel abgewinnen und in den nächsten Jahren lange diskutieren. Zur Verteidigung der Autoren muss man sagen, dass das Ende, die gesamte Staffel zwar nicht aus inhaltlicher aber dramaturgischer Sicht grossartig gestaltet ist. Wie im Nu vergeht die Zeit und man blickt gebannt auf den Bildschirm. Es wird einiges erklärt und bringt Licht in das Dunkel, aber der Kern der Serie mit der Frage was genau die Insel denn ist, wird nicht beantwortet und der eigenen Interpretation überlassen.

Leider bin ich nicht mit so viel Intelligenz ausgestattet, dass ich mir einen Reim darauf machen kann, zum anderen habe ich aber auch keinen Willen oder Muße dazu. Ich will unterhalten werden, denken und interpretieren muss ich im Alltag und Beruf genug.

Ich hätte nicht geglaubt, dass die Bibel und einige der Essenzen dieses Buches Grundlage für die ganze Serie sind. Wer Bibel kundig ist wird schnell auf eine mögliche (!) Lösung kommen und sich die parallel verlaufenden Handlungsstränge erklären können, wer nicht hat es deutlich schwerer. Die Handlung auf der Insel ist vielleicht die schlüssigere, die in der "Realität" hingegen kaum zu begreifen, beide zusammen sorgen jedoch für heillose Verwirrung.

Ich habe wie vielleicht viele andere Fans der Serie auf Antworten gehofft, leider wurden am Ende kaum welche gegeben. Das muss man den Autoren schwer anlasten, denn genau diese Fragen haben die Spannung der Serie ausgemacht. Im Grunde hätte man 'Lost' endlos weiterlaufen lassen können, vielleicht wäre das die bessere Lösung gewesen?

Am Ende steht die Erkenntnis, nach Jahren leidenschaftlichen Fernsehens auf extrem hohem Niveau, jäh in die Niederungen der Realität gestürzt zu sein mit der Einsicht: es ist Fernsehen und das will unterhalten, mehr nicht. Punkt. Darüber sollte man einen Moment nachdenken.

Der Schluss daraus ist wiederum, dass man in Zukunft das Niveau und auch die Erwartung nicht so hoch ansetzten sollte.

Schade um 'Lost', denn all die Charaktere und deren Geschichten hatte man im Laufe der Jahre sehr ins Herz geschlossen. Die sind seit gestern leider sehr schnell vergessen.

Es bleibt dabei und da bin ich hoffnungslos konservativ: eine Geschichte hat einen Anfang, einen Mittelteil und ein ("gutes") Ende.

Schade. Sehr schade.

Rick Deckard

P.S. Wer sich einen Reim auf das Ende machen will, findet hier eine mögliche Erklärung:

http://www.lost-mania.de/aktuelles/article.php?article_file=1274809407.html

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