Le Mans - Steve McQueen: Ein 24h Rennen als Kinofilm
Wie aussergewöhnlich brillant das Kino des vergangenen Jahrhunderts war! Auch wenn diese Aussage sehr pauschal formuliert ist: es wurde mir wieder bewusst, als ich heute Le Mans mit Steve McQueen in der Hauptrolle sah. Der Film kam 1971 in die Kinos und wurde inszeniert von Lee H. Katzin.
Ein Traum dieses analoge Kino.
Allein die Eröffnungssequenz mit der herrlichen Musik von Michel Legrand ist den Film wert. Es wird kein Wort geredet in diesen ersten Minuten. Wir beobachten lediglich Steve McQueen wie er in einem schwarzen 911 Porsche über eine französische Landschaft in Richtung Rennstrecke fährt und sich dort angekommen in Gedanken verliert.
Das analoge Kino vergangener Jahrzehnte war nicht nur traumhaft schön, es hatte auch Style. Nach dieser kleinen Einführung mit McQueen beginnt erst die Titelsequenz. Danach wird in einer Art Dokumentation das Treiben in und um Le Mans eingefangen. Die begeisterten und leidenschaftlichen Zuschauer, die Rituale der Rennställe. Schritt für Schritt wird der Zuschauer in die Tradition und Regeln des Rennens eingeführt und der Sprecher der Anlage erklärt worum es geht.
In einer fesselnden Sequenz warten dann die Fahrer bis die Starterlaubnis gegeben wird. Deswegen fesselnd, weil perfekt geschnitten und mit dem Herzschlag der Fahrer als Sound unterlegt.
Was danach folgt ist im Grunde eine Dokumentation über das Rennen mit all seiner Faszination. Es gibt keine Handlung und kaum Dialoge. Das wesentliche spielt sich auf dem Parcours ab. Das allerdings ist spektakulär gefilmt und schlägt einen auch heute noch in den Bann. Zu Beginn des Films werden die Bilder des Rennens sogar zur Musik Legrands geschnitten was durchaus humorvoll gemeint ist und auch so wirkt.
http://www.lomax-deckard.de/article-36868945.html
Trotz der Rasanz der Bilder kann man (im Vergleich zu heute) noch mitbekommen, wer was wann warum und wie tut. Durch diese Kameraführung und auch Montagetechnik verströmt der Film ungemein viel Atmosphäre. Schöne Bilder von der nächtlichen Rennstrecke führen den Zuschauer in die letzte Phase des Rennens und des Films.
Diese letzten 10 min sind spektakulär geschnitten und gefilmt und zwar so effektiv, dass man als Zuschauer sich vom Sitz erheben muss. Furiose Bilder und ein virtuoses Timing sorgen für ein packendes Finale: Steve McQueen alias Michael Delaney gegen Siegfried Rauch alias Erich Stahler (!). Porsche gegen Ferrari. Die Motoren laufen auf Hochtouren und es wird um jeden cm gekämpft bis zur Ziellinie ... .
Was dann folgt (siehe Bild oben) ist eine der obszön-humorvollsten Gesten der Filmgeschichte.
104 min einwandfreie Unterhaltung.
Es empfiehlt sich den Film auf Retro-Parties im Hintergrund laufen zu lassen ohne Ton.
Abgesehen von dieser Empfehlung muss ich sagen, dass Le Mans neben Grand Prix von John Frankenheimer, mit James Garner in der Hauptrolle, einer der wirklich besten Rennfahrerfilme aller Zeiten ist.
Nicht zuletzt geschuldet Mr. Cool himself: Steve McQueen.
Von der Rennstrecke,
Rick Deckard
Bildquelle: www.grandprix-originals.com