Lalo Schifrin Film Scores Vol.1: FSM Silver Age Classics

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  1. April 2010, 16:41  -  #Orchestrale Musik

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Eureka!

Man kann Lukas Kendall und seinem Team von Film Score Monthly nicht genug danken für diese grossartige Veröffentlichung! Mit unglaublicher Hingabe, Leidenschaft und Akribie werden jedes Jahr viele neue Filmmusiken veröffentlicht. Darunter Scores die nie veröffentlicht wurden oder nur noch als teure LP's auf Flohmärkten erhältlich sind. Insofern war die Freude natürlich gross, als das Label diese Box ankündigte. Als heute dann auch noch pünktlich zu Ostern ein kleines Paket mit anderen Filmmusiken ankam, kann man sich das breite Grinsen vorstellen: Die komplette Musik von Dave Grusin zu 'Goonies', ein frühes Werk von Jerry Goldsmith, 'The Spiral Road' und als Krönung 'Cross Of Iron' von Ernest Gold. Jeder der leidenschaftlich gerne Musik hört, der kann die Euphorie nachvollziehen. Leider ist schlechtes Wetter für die Osterfeiertage angekündigt, aber was macht das schon bei solch sonnig-musikalischen Aussichten!

Lomax sprach das Wort 'haptisch' mehrfach an. Im Zeitalter des digitalen Downloads erlangt die haptische Wahrnehmung (link) von Zeit zu Zeit immer wieder und mehr an Bedeutung. Es macht einfach Spass die CD aus der Hülle zu entnehmen, sie einzulegen, die Musik in einer guten Qualität zu hören und sich durch das druckfrische Booklet zu schmökern. In dem Fall der Lalo Schifrin Box sind es ganze 5 CD's vollgepackt mit Musik und das auf dem Cover 'Vol. 1' steht weckt natürlich die Vorfreude auf das was da kommen mag. Auf diesem ersten Volume sind die folgende Filmmusiken enthalten:

- 'Rhino', 1964

- 'Music From The Motion Picture: Once A Thief And Other Themes', 1965

- 'Once A Thief', 1965

- 'The Cincinatti Kid', 1965, sowohl die Album Version, als auch der komplette Score

- 'The Venetian Affair', 1967

- 'Sol Madrid', 1968, Album Version und kompletter Score

- 'Lalo Schifrin At MGM', 1963-1971

Wow! Obligatorisch natürlich wie immer das reichlich bebilderte und ausführliche 26 (!) Seiten starke Booklet mit exzellenten Liner Notes und raren Fotos. Wenn sich das hier lesen sollte wie Werbung, dann möchte ich nebenbei anfügen, dass dem nicht so ist und auch in keiner Weise beabsichtigt ist. Es ist nur die unendliche Euphorie darüber, dass es Menschen wie Kendall gibt, die aus ihrem Hobby ein Beruf gemacht haben (!) und dieses mit anderen Menschen teilen. Also genau das was, Lomax neulich als Antwort auf meine Frage schrieb:  Antwort auf eine Frage! I’ll never forget the first time (Martin Scorsese) 

Das wunderbare und sehr originelle an Schifrin und seiner Musik ist, dass sie nicht nur in höchstem Masse unterhaltsam ist, sondern immer frisch und unverbraucht klingt. In gewisser Weise gibt es da auch Parallelen zu Mancini, der auch über dieses unglaubliche Talent verfügte eingängige Melodien zu schreiben. Davon gibt es bei Schifrin jede Menge. Vielleicht liegt das neben seinem Talent auch an seinem unnachahmlichen Stil verschiedene Stile virtuos miteinander zu kombinieren: Jazz, PoP und Klassik. Das erkennt oder besser gesagt hört man natürlich sofort heraus und dieses Gefühl der Vertrautheit, der Bestätigung seiner Hörgewohnheiten macht den enormen Reiz aus.

Die Vita dieses Komponisten ist beeindruckend: Er erlernte das Klavierspiel bei Enrique Barenboim, Vater des Dirigenten Daniel Barenboim, gründete in Argentinien ein Jazz Orchester und komponierte für Dizzy Gillespie die Suite 'Gillespiana' (die es im übrigen in einer superben Einspielung mit der WDR Big Band gibt!). Daneben schrieb er auch für Stan Getz und Count Basie. 'Rhino' war übrigens sein Einsteig in die Welt der Filmmusik. Mir persönlich gefallen neben all seinen Scores auch die 'Jazz meets Symphony' Einspielungen.

Bei einer solchen Fülle an Musik wird es natürlich Zeit brauchen alle Musiken in Ruhe zu hören, aber die ersten Beispiele versprechen einiges. Man achte nebenbei auf das wunderschöne Artwork der LP's! Glücklich der, der diese Scheiben sein Eigentum nennt!

Jetzt geht es weiter mit der Musik zu 'Cincinnatti Kid', dem wunderbaren Poker-Thriller mit Steve McQueen, Edward G. Robinson und Karl Malden in den Hauptrollen von Norman Jewison.

Frohe Ostern,

Rick Deckard

 

 

 

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