Kunterbunte Mischung

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  3. Januar 2011, 15:23  -  #Filme

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Die Filmleidenschaft meiner Kinder, zwingt mich, die Auswahl meines Filmprogramms partiell zu verändern. Somit versuche ich zu jugendfreien Tageszeiten ein ausgewogenes Allerlei an guten alten und guten neuen Filmen zu identifizieren und zu zeigen.

 

Dabei möchte ich eigentlich nicht die pädagogische Filmflinte rausholen und versuche mich so zu verhalten, wie Filmkritiker und Buchautor David Gilmour es versteht: Mehr Filmführer und Anleiter zum Filmsehen als Seminarleiter. Siehe auch Eintrag: http://lomax.over-blog.de/article-david-gilmour-unser-allerbestes-jahr-ein-richtiges-buch-gelesen-von-den-falschen-leuten-63838164.html

 

Das ist ein hohes Bestreben und scheiterte somit auch anfänglich, da ich Schwierigkeiten hatte, mir den Mantel des Besserwissers abzulegen. Da bin ich mal ganz ehrlich! Ein ganz klarer Lernprozess für mich, dem ich mich aber gerne stellen werde.

 

Es macht einfach keinen Sinn, einen Film zu zeigen und vorher einen Vortrag zu halten! Auch macht es keinen Sinn, bei einer falschen Filmauswahl einfach weiterzugucken, wenn sich eine zentrale und gemeinschaftliche Langeweile im Kinozimmer ausbreitet. Spaß und Unterhaltung muss im Vordergrund stehen. Das Verständnis über die Funktion eines Filmes kommt von alleine und nur über den Film.

 

Ein gutes Beispiel für nicht zu hervorrufende Affinität zum Thema ist und bleibt Truffauts Film „Sie küssten und sie schlugen ihn“. Dieser Film funktioniert nicht bei Menschen unter 20 Jahren. Genauso ist es interessanter Weise bei „Die glorreichen Sieben“. Bei dem Western, der zu meinen Lieblingsfilmen aller Zeiten zählt, bin ich z. B. bei meiner Tochter gescheitert. Sie hatte überhaupt keinen Bezugspunkt zum Westerngenre und somit hat sie auch überhaupt nicht verstanden, was es mit einem „Heldenepos“ auf sich hat. Nun bin ich nicht der Meinung, dass man parallel zum Geschichtsunterricht der Schulen chronologisch vorgehen müsste umso vielleicht beim antiken Heros anzufangen. Es muss auch anders gehen. Schlimm dabei ist die gleichzeitig Erkenntnis, dass das Genre wegstirbt, wenn wir „Eltern“ nicht etwas dagegen unternehmen. Da wir siebziger Rabauken ja quasi täglich mit dem Western sozialisiert wurden, ist es das Thema „Western“ bei uns quasi in die Wiege gelegt worden. Was aber ist mit der heranwachsenden Generation, die zwischen Harry Potter und Vampirfilmen aufwächst?

 

Das eine andere Urform des modernen Kinos immer noch funktioniert zeigt ein anderes Beispiel: „The Karate Kid“ von 2010 mit Jaden Smith und Jackie Chan. Die bekannte Hintergrundgeschichte Ersatzvater, philosophische Tiefe der Kampfkunst, Gut gegen Böse und Trainingsprogramm nach bekannten Muster verpackt in eine Coming-of-Age-Story ist nett anzusehen, für uns „Erwachsene Menschen“, aber für einen kleinen Jungen unter 10 Jahren ist es ein Manifest! Egal, ob der Film nun dramaturgische Längen hat oder er ein glattgebügeltes Mainstreamkinowerk ist. Wesentlich ist in dem Fall der Zauber und die Faszination die meinem Sohn ein glückliches 2-stündiges Lächeln ins Gesicht zauberte und ihn sofort zu einem „ich will am Montag zu einem Karatekurs angemeldet werden“ verleitete.

 

Sehr gut funktioniert auch der Blake Edwards Film „The Party“ von 1968. Die stilistische Sicherheit des Filmes und der dominante Moment des Slapsticks funktioniert nach 42 Jahren immer noch perfekt. Peter Sellers meisterhafte Darstellung der Hilflosigkeit und unendlicher Komik,  kapieren auch Kinder.  Die Beschleunigung des Filmes, das Timing und der Mut zum Wahnsinn kommt gut an und muss ab sofort als Grundlage jeglicher Filmausbildung herhalten.

 

Ein Film wie „Meine Frau, unsere Kinder und ich“ werden die kleinen Filmfreunde, allerdings wieder schnell vergessen. Wie sollen sie auch die perfide Komik verstehen, wenn z. B. Robert De Niro und Harvey Keitel aufeinander treffen und mal eben verbal ihre verschiedene Standpunkte über den kleinbürgerlichen Hausbau austauschen. Oder der wirklich, wirklich grandiose De Niro seinem Schwiegersohn (Ben Stiller) klar macht, dass er nun der „Ober-Focker“ ist und sich somit als Michael Corleone fühlen kann, weil er ja direkt die Anweisung von dem vermeidlichen Don Vito bekommen hat. Ansonsten ist der Film natürlich nicht mehr als eine vergnügliche Komödie.  

 

Der Reiz dieser neuen Rolle und Aufgabe als Filmliebhaber und Vater ist grandios und stellt einen vor völlig neue Herausforderungen, aber auch Chancen Filme neu zusehen und zu bewerten. Eine erste unbewusste Belohnung meiner Kinder für mich, nach den harten Jahre des Baby- und Kleinkindtums!!! Daher wird weiter im Allerei rumgerührt und kein Konzept aufgestellt.

 

Alan Lomax

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