Kouyaté-Neerman - Skyscrapers & Deities

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  17. Mai 2012, 12:44  -  #Jazz

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Wolkenkratzer und Gottheiten. Dazwischen gibt es keine Kluft. Die einen treibt die Sucht nach Höhe, die anderen blicken von oben herab. In der Mitte trifft man sich. Irdisches und Göttliches begegnen sich. Klingt ein wenig weit hergeholt ist aber vielleicht die Intention des Albums. Kontraste und Gleichheit. Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

Hört man dem Album andächtig zu, so lassen sich eben diese verschiedenen Facetten herauskristallisieren. Das Album ist interessant. Es baut auf Rhythmen auf, erzeugt durch diverse Schlaginstrumente. Auf diesen Rhythmen werden Melodien gespielt, die sich ein ums andere Mal von den erdigen Sounds des Schlagzeugs lösen wollen. So hatte ich zumindest das Gefühl. Der Titel des Albums ist gar nicht verkehrt gewählt!

Die Platte ist einfach und komplex zugleich. Es handelt sich bei den einzelnen Titeln um klangliche und kompositorische Miniaturen, die auf einer kleinen musikalischen Grundidee beruhen. Einfache lockere Tonfolgen. In der Summe mit den anderen Instrumenten ergeben sich aber vielschichtige Gebilde, die es zu entdecken gilt.

Diese Ideen werden dargeboten von einem Balafon und einem Xylophon. Beim Hören fragte ich mich immer, warum die Frequenz, der Ton immer so doppeldeutig, nicht rein daher kam? Nicht, dass es mich störte, nur war er neu. Das Xylophon dürfte dem einen oder anderen bekannt sein, doch was ist ein Balafon?

Die Antwort gibt es wie immer hier: link

Aha! Daher dieser schnarrende Klang.

Die hochfrequenten Töne des Balafons und Xylophons werden kontrastiert durch den Bass und das Schlagzeug. Das Schlagzeug ist eine Zeile wert: Mal im Hintergrund, mal ganz weit vorne, mal treibend, mal bedächtig müde, dann wieder eruptiv und ganz im Sinne des Hip Hop. Hörenswert!

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Lansiné Kooyaté ist ein Pariser Griot und ein Virtuose des Balafon. Gebürtig stammt er aus Mali. David Neerman ist ein französischer Musiker. Wer welches Instrument spielt möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Vor 8 Jahren entschlossen sich die beiden zusammen zu spielen. Warum auch nicht, sind die Instrumente doch mit einander verwandt. Ihr erstes Album wurde im Jahr 2008 veröffentlicht mit dem Titel Kangaba. Es wurde gut aufgenommen und ermöglichte es beiden auf Tour zu gehen.

Das aktuelle Album Skyscrapers & Deities wurde im Herbst letzten Jahres in einem analogen (!) Studio in einem Pariser Vorort aufgenommen. Zu den beiden gesellten sich Antoine Simoni am Bass und David Aknin am Schlagzeug, der Sprechgesang auf dem Track 'Haiti' (Titel 7) stammt von Anthony Joseph. Ballaké Sissoko spielt die Kora, eine westafrikanische Stegharfe. Man erkennt bereits an den Instrumenten wie vielfältig -exotisch diese sind. Aber hüten Sie sich, wenn sie denken das alles gehöre in die Schublade ..., ich will es gar nicht erst aussprechen.

Skyscrapers & Deities ist ein Instrumentalalbum voll mit schönen Tonfolgen, voller aussergewöhnlicher und komplexer Rhythmen mit Instrumenten, die es würdig sind zu entdecken, da der neue und ungewohnte Klang Futter für die eintönig berieselten Ohren ist.

Das Album lebt von der Mandinka Tradition (eine Ethnie Westafrikas) gepaart mit der Tradition des Jazz, mit Einflüssen des Dub und des äthiopischen Jazz, selbst eine Nummer von Serge Gainsbourg und Michel Colombier ist vertreten.

Soll ich Ihnen am Schluss noch etwas verraten? Beschäftigt man sich mit Dingen, die man nicht kennt, so tut man v.a. eines: man lernt dazu ... .

Aus großer Höhe,

Rick Deckard

 

Bildquellen: Discograph, musikplease.com

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