Kampf um Belmondo – Zum Tod von Peer Schmidt

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  14. Mai 2010, 12:46  -  #Vergessene Helden

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„…verlieh, vor allem aber Jean-Paul Belmondo, seine Stimme“ (RP-Online)

„…er hat viel synchronisiert, Jean-Paul Belmondo vor allem…“ (Die Welt)

„…Schmidt lieh mit seiner unverwechselbaren, leicht näselnden Stimme Marlon Brando ("Endstation Sehnsucht") und dem französischen Star Jean-Paul Belmondo seine Stimme.“

„…seine Stimme lieh Schmidt neben Jean Paul Belmondo auch US-Filmstar Marlon Brando…“ (nachrichten.de)

 

Inzwischen ist das für mich Standard. Immer die gleichen Artikel in allen Medien. Keine Differenzierung, keine eigenen Ideen, kein Wahrheitsgehalt und vor allem keine Reflektion auf das Leben eines Menschen und eines Künstlers.

 

Über das Thema Intertextualität kann man auch hier mehr lesen: http://lomax.over-blog.de/article-the-sound-of-silence-50154478.html

 

In Peer Schmidts Fall ist das ganze Dilemma am offensichtlichsten!

 

Was ist also passiert? Der Schauspieler Peer Schmidt ist am 08. Mai 2010 in Berlin gestorben. Nach bekannt werden dieser traurigen Nachricht, stehen wenige Minuten später die ersten Nachrufe im Netz. Dann später erscheinen die ersten Kopien der Nachrufe. Die Qualität der Artikel wird im schlechter, der Wahrheitsgehalt und das Leben eines Menschen werden zur Farce.

 

Belmondos Stimme ist mit Peer Schmidt nicht gestorben. Denn Peer Schmidt hat Jean-Paul Belmondo vor den siebziger Jahren synchronisiert.

 

So hat er zwar bei einigen Klassiker, wie z. B. „Außer Atem“ oder „Abenteuer in Rio“ Belmondo seine deutsche Stimme gegeben, allerdings auch im stetigen Wechsel mit Klaus Kindler, Gert Günther Hoffmann und weiteren.

 

DIE Belmondo Stimme ist aber aus meiner Sicht Rainer Brandt. Und die Arbeit muss man Brandt einfach zugestehen. Da er mit seiner unvergesslichen Synchronisierungsarbeit quasi ein ganzes Genre geschaffen hat. Zweifelhaft, ob die Filme unserer Jugend von Celentano, Louis de Funes, Pierre Richard und natürlich von Terence Hill und Bud Spencer den gleichen Charme hätten, wäre Brandt nicht gewesen. Rainer Brandt hat mit seiner Dialogarbeit sogar den Synchronstil „Schnodderdeutsch“ geschaffen, der in großen Teilen eine allgemeine Verbale Gültigkeit bekommen hat. Soviel Respekt sollte man diesem sprachlichen irrwitzigen Talent schon entgegenbringen.

 

Peer Schmidt sollte man trotzdem gedenken. Und die oben beschriebenen Fehler, sollen das Leben und Werk, des sympathischen Schauspielers Schmidt auch keineswegs ins Abseits stellen.

 

Gemeinsam mit Tony Curtis und Gert Fröbe hat in einem meiner liebsten Jugendfilme „Monte Carlo Rallye“ mitgespielt.

 

Seine wunderbare und unvergessliche Stimme hat er zudem Rod Taylor in einem meiner ewigen Lieblingsfilme „Die Zeitmaschine“ von 1959 verliehen.

 

Beim schreiben dieses Eintrages war ich auch Peer Schmidts Homepage http://www.peer-schmidt-amrum.de/1.html. Bei durchlesen seiner Biographie, beim Anblick der Bilder und den Beschreibungen seiner Frau, bekommt man schnell das Gefühl, dass man einen guten Bekannten verloren hat. Ähnlich wie bei z. B. Hans Clarin, Ernst H. Hilbich, Günther Ungeheuer, Walter Giller oder Gustav Knuth verhält es sich auch bei Schmidt. Ein Schauspieler der einen bei endlosen Fernsehabenden ewig begleitet hat. Sicherlich kann man ihm/ihnen nicht mehr als 5 außergewöhnliche Filme zuordnen, dennoch gehören sie zum deutschen Alltag und zur Unterhaltung einfach dazu. Unvergesslich bleibt er alle mal.

 

Alan Lomax

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