Jakobsmuschel auf Seegras - Ein kulinarischer Geburtstag
Vor kurzem war ich auf einen 50. Geburtstag in Wuppertal eingeladen und wie sagt man so schön: Der Gastgeber liess sich nicht lumpen. Mit viel Feingefühl, einem exzellenten Timing (!) und erlesenen Köstlichkeiten wurde der Gaumen verwöhnt. Erstaunt war ich zu sehen, dass das 2 Menschen alleine den ganzen Abend hinbekamen. Natürlich dürfen die Planung und Vorbereitungen nicht vergessen werden. Es gebührt beiden ein grosser Dank, wie auch dem Gastgeber, für diesen wunderbaren Abend.
Als Einleitung gab es herrlich dekorierte Kuchen und Torten. Ich bin, das gebe ich frank und frei zu, ein grosser Fan von Torten. An diesem Tag war mir aber nicht danach, ist manchmal so. Bevor ich zu den Köstlichkeiten komme: Ich war überrascht zu sehen, wie schön einzelne Ortsteile von Städten sein können. Dieser Bezirk in Wuppertal war besonders schön und so zog es mich mit meinem Bier stets wieder heraus auf den Balkon. Der Taxifahrer erzählte mir, das seien Ausläufer des bergischen Landes. Draussen ein auf und ab von Hügeln umgeben von viel Grün und von Bäumen umsäumten Strassen. Wunderschön!
Was wäre als Einstimmung besser geeignet als ein Cocktail? Ein klassischer Mojito erfrischte mich und zog mich zugleich in interessante Gesprächskreise.
Was dann folgte, war schlicht erstklassige Küche und das alles self-made.
Mich wunderte, wie viel ein Mensch über einen ganzen Nachmittag/ Abend essen kann, ohne dass ein Völlegefühl eintritt.
Genuss ist eine Frage der Zeit, des Inhalts, der Form und der Menschen, die mit einem geniessen.
Es gab so viele wunderbare Speisen diesen Abend, dass ich mich nicht mehr an alle erinnern kann: Frisches Gemüse fingerfertig, herrlich klein geschnittener Thunfisch mit Joghurt und Kresse serviert in einem durchsichtigen Glas, ein kleiner Vorspeisenteller mit "Salami", "Schinken" und einer kleinen Salatkreation.
Eine Vorspeise blieb mir jedoch in denkwürdiger Erinnerung: Siehe Titel dieses Beitrages. Laut Koch und Gastgeber angeblich leicht zu kreieren. Ein Traum! Die Jakobsmuschel wird in Sesamöl angebraten und anschliessend auf Seegras in einem durchsichtigen kleines Glas serviert. Diese Kombination ist einmalig. Ich probierte Seegras zum ersten Mal: Frisch, knackig, bissfest und in Verbindung mit der Muschel ein Gedicht.
Nach vielen weiteren guten Gesprächen musste ich mich entscheiden: Gehe ich auf den Balkon, oder bleibe ich drin?Innen sah ich Pellkartoffeln in der Pfanne und Fleisch, ich weiss leider nicht mehr wie es zubereitet wurde. Mich zog es natürlich mit meinem eiskalten Königs Pilsener auf den Balkon, ins "Grüne".
In der Ecke stand ein Grill, vor dem Grill seitlich verschiedene Pfeffersorten. Verschiedene Pfeffersorten! Ich war bereits vom ersten so angetan (der Geruch!), dass ich gar nicht dazu kam, die anderen zu kosten. Vorweg gab es in Kokosmlich eingelegte Scampis mit Kräutern, die direkt auf den Grill kamen. Allein die Erinnerung daran, dieser Geruch, dieser Geschmack ... .
Im Anschluss feinstes Rinderfliet in Scheiben vom Grill ... mit dem bereits erwähnten Pfeffer. Es handelte sich um Assam-Langkornpfeffer. Wenn sie sich wundern, warum Gewürze einst kostbarer als Gold waren, dann tun sie mir einmal den Gefallen und probieren solchen Pfeffer einmal pur. Wenn sie diesen fein gemahlen auf das wunderbar gegrillte Filet streuen und essen ... sie werden keinen anderen Pfeffer mehr haben wollen.
Der Abend wurde abgerundet mit einer Süssigkeit, die die Engländer während Wimbledon zu schätzen wissen und wahrscheinlich auch darüber hinaus: Erdbeeren mit Sahne!
Der Fernseher wurde eingeschaltet und das Champions-League Finale begann. Der arme Gastgeber, geriet er doch für 90 min in den Hintergrund! Zur Halbzeitpause, ob sie es glauben wollen oder nicht und ja, der Hunger war noch da, wurde eine erstklassige Curry Wurst serviert!
Die Bayern gewannen, der Gastgeber gewann und ich auch, nämlich folgende "Erkenntnis":
Do it yourself!
Rick Deckard
Bildquelle: geozeit.de