Jahresrückblick 2013 - Filme: Zwei Norweger sind die Gewinner

von Rick Deckard  -  28. Dezember 2013, 14:00  -  #Filme

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Eine Kategorie, die immer Spaß macht, eine, die im Rückblick nur selten enttäuscht.

Das filmische Jahr 2013 war durchwachsen, aber es gab einige Perlen, die an den Strand gespült und so nicht erwartet wurden.

Doch vorerst das Gemeckere.

Tarantino chained: Tarantino bewies mit seinem Schundfilm (ich vermeide bewusst die Bezeichnung Trash, da das ein Kompliment wäre) 'Django Unchained', dass er bereits vor Jahren sein Pulver verschossen hat. Da kommt nichts neues mehr und es wird von diesem Regisseur nichts zu erwarten sein in Zukunft. Er ist in seinem eigenen Loop für alle Ewigkeiten gefangen. Er hat Maßstäbe im Kino gesetzt, das ist ausser Zweifel, seine frühen Filme sind im filmischen Gewissen der Massen für alle Zeiten fest verankert und das zurecht. Als er anfing den Weg des Mainstream zu beschreiten, bröckelte sein Sockel und mit 'Django Unchained' kam er wieder ganz unten an. Der schlechteste und übelste Film, den ich dieses Jahr sehen "musste".

Ein weiterer "Großer" enttäuschte: Steven Spielberg. Vielleicht ist es an der Zeit den Rücktritt zu erklären, bevor man selbst anfängt seinen Legendenstatus zu demontieren. Lincoln war mit Abstand der langweiligste Film des Jahres. Daniel Day-Lewis bewies, was für ein grossartiger Schauspieler er ist und welche Kunst in diesem Beruf steckt, aber ein Schauspieler allein reicht nicht, auch nicht einen ganzen Film zu tragen. Lincoln war eine filmische Geschichtsstunde, die in Bibliotheken gehört, aber nicht auf die Leinwand.

Abgesehen davon wurde auch sonst viel gemeckert dieses Jahr.

Hollywood dreht nur noch Sequels, Prequels und Reboots, den Superhelden gehört in der Stadt der Engel die Welt. Es wurde kräftig gejammert, dass das alte Kino stirbt und mit ihm Legenden, wie Peter O' Toole (kennt den überhaupt noch jemand?). Aber aus dieser vor sich hindümpelnden Negativität erwuchs eine weitere Erkenntnis (und für solche ist man dankbar, oder?), nämlich die, dass man diesem Teil der Popkultur keine grosse Bedeutung mehr beimessen sollte. It' just Entertainment! Nichts mehr, nichts weniger. Schluss mit dem Nerdism! Ab ins Kino, ein paar gute Stunden verleben und dann wieder raus ins reale Leben.

Die Zeit schreitet voran und das Diano Ross-Zitat aus dem Kommentar zur Popmusik 2013 kann man durchaus auch auf das Kino anwenden. Es kommen bessere, es kommen andere Zeiten.

Wen kümmern noch Italiener, die den Tod in Cinemascope sezierten, oder Engländer, die zeigten, was ein Science Fiction Film auch sein kann mit den Mitteln der Zeit und dieser weit voraus? Wen kümmert es, ob ein Ire in einem der grandiosesten Filme aller Zeiten mit Beduinen in der Wüste ritt und so unglaublich schön dabei fotografiert wurde, das Kino zur Kunst wurde? Von der Musik mal ganz abgesehen. Hitchcock? Wer iss'n das? Bitch-Cock, das würde den meisten Menschen mehr sagen. New Hollywood? Hinterlässt auch nicht mehr als ein Stirnrunzeln.

Wie sagte John Hamm neulich in einem Interview:"Popkulturelle Phänomene werden überbewertet!" Recht hat er. Ich lese lieber einen Roman von Martin Walser und höre Dvorak's Neunte, als mir Gedanken darüber zu machen, ob der Erzählrhythmus stimmt und warum der Schnitt so meisterlich ist. Das überlasse ich der Academy.

Es kommen bessere, es kommen andere Zeiten.

Doch nun zu den guten Nachrichten. Es gab 2013 auch sehr gute und überragende Filme, die einen Platz im eigenen Universum fanden. Filme, die einem zeigten, dass es doch nicht so schlimm ist.

In medias res.

Hier die besten Filme 2013:

1. Kon-Tiki

2. Jack Reacher

3. Zero Dark Thirty

4. Savages

5. The Lone Ranger

Die beiden Norweger Joachim Roenning und Espen Sandberg drehten den schönsten, romantischsten und bewegendsten Film des Jahres. Sie zeigten, wie man den Zuschauer mit Bildern und einer Handlung fesselnd unterhalten kann und lieferten ein Exempel für die Macht des Kinos. Meisterhaft in allen Belangen. Larger Than Life!

Christopher McQuarrie drehte mit Thomas Mapother Cruise einen perfekten Old School (Action-)Thriller der Extraklasse und verbeugte sich gewollt oder ungewollt vor dem Kino der 70'er Jahre. Kameramann Caleb Deschanel gebührt ein Ehrenplatz für seine Kamera ... ich fange schon wieder an. Ein Klassiker mit einer fantastischen Autoverfolgungsjagd!

Kathryn Bigelow steuerte mit 00:30 Uhr einen weiteren bestechenden Thriller und die Filmheldin des Jahres mit Jessica Chastain. Die minutiös aufgearbeitete Jagd des CIA auf Osama Bin Laden ist bestechendes Entertainment. Die letzten 30-45 Minuten sind das spannendste, was ich in den letzten Jahren sah. Atemlose Spannung. Wirklich atemlos.

Oliver Stone! Yeah, den gibt es noch. Savages ist mit Abstand der durchgeknallteste Film seit Jahren. Wild, ungezügelt, ultra-brutal und doch ein Beispiel dafür, welche Bedeutung gute Regisseure weiterhin haben werden. Benicio del Toro!

Endlich wieder mal ein Western. Aber The Lone Ranger erhielt nicht nur einen Platz in den Top 5 aufgrund des Western-Bonus, sondern, weil der Film zwei Genres wunderbar fusionierte und er blendend unterhielt, zudem auch noch wirklich komisch war. Wer kann schon gute Komödien drehen? Und das alles noch von Karibik-Man Gore Verbinski! Johnny Depp ist sensationell! Oscar!

 

Je weniger Happyends das Leben uns bereitet, umso mehr brauchen wir davon im Kino.

© Walter Ludin (*1945), Schweizer Journalist, Redakteur, Aphoristiker und Buchautor

Wie sagte David Lean:"Wir handeln mit Träumen."

Dream on!

Rick Deckard

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