Jahresrückblick 2010: Konzerte
Im Grunde sollte man alle CD's, LP's, mp3's etc. auf sich beruhen lassen oder einfach nicht mehr herstellen. 2010 hat sich dieser etwas extreme Gedankengang zweimal bestätigt. Ich hatte das Privileg an zwei wunderbaren Konzerten teilhaben zu können, zum einen Herbie Hancock live zu sehen und zum anderen die Musik von John Williams live erleben zu dürfen.
Die Unmittelbarkeit von Musik, das Erleben der Musik gemeinsam mit anderen Menschen, das Beobachten der Musiker und die akustische, unverfälschte Wahrnehmung von Musik können Tonträger nicht ersetzen. Gerade beim Jazz hat sich das immer wieder gezeigt. Es ist eine riesige Freude Menschen dieser Musikrichtung live spielen zu sehen, wie sie miteinander interagieren, sich Blicke zuwerfen, aufeinander eingehen, sich zurücknehmen, dann wieder vorwärts preschen. Musik ist dann nicht nur Schwingung, sondern auch eine Philosophie, gar eine Lebenseinstellung. Es ist ein Genuss, der sich so in den häuslichen Wänden nie einstellen wird.
Das gilt in gleichem Maße für die orchestrale Musik. Ein grosses Sinfonieorchester zu sehen wenn es spielt ist unvergleichlich. Was gibt der Dirigent vor, wie setzen die Musiker es um, wie klingen einzelne Instrumente im Verbund, das alles sind wesentliche Fürsprecher für das Argument mehr in Konzerte zu gehen.
Nun besteht zwischen der Theorie und der Praxis immer ein grosser Unterschied und Mr. Lomax hat das in einem Satz einmal zusammengefasst der entscheidend ist:"Die Kunst besteht v.a. darin sich aufzuraffen in ein Konzert zu gehen und nicht auf dem Sofa sitzen zu bleiben!" Das mag sich vielleicht banal anhören ist aber der entscheidende Motor der den Willen in Gang bringt genau das zu tun.
Noch eines ist erwähnenswert im Hinblick auf ein Live Erlebnis: das Ergebnis auf der Bühne oder im Konzertsaal kann berauschend sein, sich aber auch in das genaue Gegenteil umkehren. So vieles ist abhängig von dem Moment, der Stimmung, der Einstellung der Musiker. Insofern denke ich ist eine gewisse Frustrationstoleranz entscheidend, um nicht hinterher zu postulieren:"Hätte ich mir das Geld bloss gespart!" Diese "Enttäuschung" oder Empfindung wird man natürlich bei einer Studioproduktion nie haben.
Ich glaube kaum, bedingt durch meine geografische Lage, dass sich das 2011 ändern wird, aber ich werde umsichtig verfolgen wer wo auftritt und diese Möglichkeiten intensiver wahrnehmen. Ansonsten verweise ich auch 2011 auf die immer interessanten und aufschlussreichen Beiträge des Co-Autors Mr. Lomax, der sehr viel häufiger auf Konzerten unterwegs ist als ich.
Um die Zeilen zu beenden vielleicht eine ausgedachter Aufruf ganz im Sergio Leone'ischen Stile von Eli Wallach als einer der beiden glorreichen Halunken:
"Es gibt zwei Kategorien von Menschen: die einen haben es vor der Haustür, die anderen müssen reisen. Los reise!"
Rick Deckard