ITunes LP Plastic Beach – Gorillaz
Ach, es ist großartig! Ich beschäftige mich schon seit Stunden mit diesem Album. Die iTunes LP Version ist unendlich. Es gibt weit reichende Bildwelten zu sehen. Man kann sich durch Videos klicken, geheimnisvolle zusätzliche Videos finden und vieles mehr. Alles habe ich bestimmt noch nicht erforscht am Plastic Beach. Am besten gefällt mir, dass man das Album durchlaufen lassen kann und eine erstklassige Diashow zu jedem Track erhält. So weit ich mich erinnern kann, die erste vollständige digitale Langspielplatte, die das Medium Computer als Musikabspielstation ausreizt. Und rechtfertigt, dass die habtische Langspielplatte als Trägermedium tatsächlich ausgedient haben könnte. Natürlich nicht als Relikt des Besitzen, Sammelns und lieb haben.
Zur Musik: Zusammenfassend kann man sagen, dass es sich hier um eine Collage der Popkultur im Allgemeinen handelt. Nach einer atmosphärischen Einleitung hört man den guten alten Snoop Dog. Der vom „Planet der Affen“ am Plastic Beach erzählt. Die ganze Geschichte von „Plastic Beach“ zu erzählen wäre überflüssig da sie jeder für sich selbst entdecken muss. Obacht, es handelt sich hier um ein Konzeptalbum. Nicht im herkömmlichen Sinn! Ich werde mich aber hier auf die Musik reduzieren, ausgehend davon, dass jeder weiß, der das liest, was die Gorillaz sind und bisher gemacht haben.
Wir haben hier auf diesem blog oft vom zurücknehmen gesprochen. „Weniger ist mehr“ hat sich oftmals als richtig Kritik erwiesen. Bei den Comicfiguren 2D, Murdoc, Noodle und Russel Hobbs macht das kontrastreiche Vorgehen Sinn. Die Gästeliste spricht für sich: Lou Reed, Paul Simonon und Mick ´ones(The Clash), Mark E. Smith. Mos Def und Bobby Womack. Die Soul-Legende Womack ist der rote Faden bei dem Album. Seine markante Stimme, hält die besten Songs zusammen und gibt dem Album so etwas wie Würde. 1987 hat Womack sein Album „The Last Soulman“ rausgebracht. Mit der verstörenden, düsteren, zukunftsdesorientierten Musik der Gorillaz klingt er wirklich, wie der letzte Überlebende dieses Genres.
Einer meiner Lieblingssongs ist Superfast Jellyfish. Feat. Gruff Rhys und den großartigen HipHop Legenden De La Soul. Bei S.J handelt es sich um eine klassisch gerappte Old-School-Nummer mit einer –zumindest 2010- währenden Hook. Vielleicht der heimliche Hit, neben Stylo für die Mainstreamradiostationen dieser Welt.
Mit ihren (fast) Ebenbildern Little Dragon aus Göteborg singen die Gorillaz das wundervolle und magische Empire Ants. Genauer gesagt, ist es natürlich Damon Albarn der diesem herrausragenden Stück Musik eine tiefe Traurigkeit verpasst. Wer also unbedingt einen Konsens zu dem genialen El Manan aus dem Album Demon Days sucht wird hier fündig.
Bei Empire Ants singt Albarn/2D:
„.Oh, joys arise, the sun has come again to hold you, Sailing out the doldrums of the morning, The Polphonic Prayer is here, it’s all around you, It’s all around you out here“
Bevor Noodle: „...Little Memories, your little feet working the machine, Will it spin? Will it soar? My little dream working the machine...“ antwortet.
Das ist berückende eindrucksvolle Kunst und natürlich wundervolle Musik. Balladesk wird das übrigens mit dem ebenso betörenden „On Melancholy Hill“ fortgesetzt.
Wie soll man diese Besprechung nun beenden? Das dies hier die modernste aller Popmusiken ist, stand aus meiner Sicht bereits im Vorfeld auf dem weißen Papier. Meine Erwartungshaltung als Fan der ersten Stunden sind endlich mal wieder erfüllt worden. Ich habe ein großartiges Album unter dem Arm, mit dem ich irgendwie stolz, aufgeregt und vorerst beruhigt durch das Jahr schreiten werden. Nach Motorpsychos Meisterwerk „Heavy Metal Fruit“ die ewige Nummer zwei für 2010.
P.S.: Übrigens für alle Skeptiker zum anteasern! Schaut Euch den Beginn der Geschichte in bester Roadmoviemanier an. Das Kino wie wir es lieben. Das ist Bruce Willis wie wir ihn lieben....
Alan Lomax