Illuminati

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  27. Oktober 2009, 21:04  -  #Filme




Eines Sommertages im Jahre 2005 sass Mr. Lomax in Dänemark im Garten seines Ferienhauses und las ein Buch. Beim morgendlichen Plausch sah ich das Buch auf dem Tisch liegen und Lomax fing an über den Inhalt, den Autor, die Kirche, Wissenschaft, Spannung und trashige Szenen vom Petersplatz zu berichten. Er schien begeistert und ich liess mich von der Begeisterung anstecken. Auch vom Protagonisten, dem Symbologen und Wissenschaftler Robert Langdon war er angetan und malte aus was für ein Typ das denn im Leben, im Alltag sein könnte. Eine gute Unterhaltung über Belletristik an einem warmen Sommertag im Staate Dänemark. Mir bereiten solche Gespräche stets Freude und deswegen habe ich dieses, so banal es vielleicht für Aussenstehende sein mag, nicht vergessen.

Jahre später, besser gesagt vor einigen Tagen habe ich mir die Verfilmung des Romans von Ron Howard angesehen und war begeistert: was für wunderbare Unterhaltung! Keinen Anspruch, pures Entertainment. Eine effektive Mischung von Profanem und Sakralem. In all dem ein Wissenschaftler mit einer merkwürdig nuschelnden Synchronstimme gespielt von Tom Hanks, die ewige Stadt Rom mit ihrer unglaublichen Historie, Kunst und eben dem Klerus, besser gesagt der Vatikan als Basis und Ausgangspunkt für Kriminelle, radikale Vertreter Ihrer Zunft, eine weiteren Wissenschaftlerin und die Wahl eines neuen Vertreters der katholischen Kirche. Dann wird auch noch Antimaterie gestohlen! Was für ein Ausgangsszenario! Ich fühlte mich an meine Unterhaltung mit Mr. Lomax erinnert. Spannende Fragen wurden da im Buch wohl aufgeworfen.

Ron Howard ist einfach ein unglaublich vielseitiger Regisseur, der wunderbares und phasenweise auch sehr eigentümliches Kino liefert, ich will eher sagen merkwürdig künstlerisch-unterhaltsames Kino. Da wo Edward Zwick diese Balance misslingt, scheint Howard dies zu gelingen. Seien es nun Filme wie 'Apollo 13', 'Cocoon', 'A Beautiful Mind', 'The Missing' (gruselig guter Western!), als auch jüngst 'Frost/ Nixon'. Unterschiedlicher können Filme nicht sein. Stets gelingt es Howard perfektes Entertainment zu liefern. Wie macht er das bloss? Die Frage stellt sich deswegen, weil das Ganze im Ergebnis sich so leicht ansieht und anfühlt? 

Nun denn, 'Illuminati', als auch der Vorgänger/ Nachfolger 'Sakrileg' sind bestes Kino in klassischer Tradition gespickt mit Stars, Action, Suspense, Kultur und Geschichte. Trotz vieler schlechter Kritiken finde ich beide Filme gelungen. 'Sakrileg' ist eine Weile her, aber wie der Autor Dan Brown, ohne das Buch gelesen zu haben, ob nun bewusst provozierend oder auch nicht, eine Verbindung aus den Themen Religion, Wissenschaft und Geschichte herstellt ist schon spannend und nicht einfach von der Hand zu weisen. Ich will auch hier keine Seiten lange Diskussion über diese Themen starten, aber es ist schon faszinierend.

Ewan McGregor ist einfach eine Wucht! Entschuldigung, aber ich darf einfach mal 'Fan' sein. Dieser Typ hat eine Leinwandpräsenz, die ist einfach famos. Hier spielt er einen hohen Amtsträger der römisch-katholischen Kirche und mit seinem spitzbübischen Gesicht, seinem akkurat gezogenem Scheitel wirkt der Kerl auch hier einfach glaubwürdig. Keine Ahnung wie ich mir diesen Camerlengo vorgestellt hätte, wenn ich das Buch zuerst gelesen hätte. Wie dem auch sei. Man nimmt McGregor diese Würde, Gescheitheit und Anmut einfach ab, wenn er im schwarzen Gewand durch Jahrhunderte alte Gemäuer läuft, seine Hände in sich verschlungen. Im wahrsten Sinne des Wortes ein Teufelskerl.
Ob nun 'Trainspotting', 'Star Wars', 'Moulin Rouge', 'Black Hawk Down', 'Big Fish' oder jetzt 'Illuminati'. Stets ist der schottische Schauspieler ein Hingucker, a handsome guy. Und mitnichten hat sich McGregor jahrelang in ein Kloster eingeschlossen und Theologie studiert um diese Rolle zu spielen. Irgendwie kommen mir dann bei solchen Rollengestaltungen und Vorbereitungen immer Zweifel am 'Method Acting' auf. Clift, Brando, de Niro oder auch Day Lewis hätten wohl für die Vorbereitung als Geistliche gelebt, geatmet und gebetet, nur wäre Ihre Darstellung unbedingt besser gewesen?

Laut diverser Quellen dreht er derzeit (oder drehte?) mit Roman Polanski den Film 'The Ghost' der dieses Jahr erscheinen sollte, aber Mr. Polanski sitzt ja in der Schweiz hinter schwedischen Gardinen.

Aber auch die anderen Schauspieler agieren alle sehr souverän, auch Armin Müller-Stahl und Ayelet Zurer. Die Handlung ist ungemein spannend und intensiv und es kommt keine Minute Langeweile auf. Rom bietet eine berauschende und sehr atmosphärische Kulisse und Tom Hanks motiviert einen, wie damals Harrison Ford aka Indiana Jones, sich mit Geschichte, Kultur und Kunst zu beschäftigen. Wunderbare Szenen die da in so vielen alten Gebäuden spielen. Was für eine schöne Kamerfahrt, als McGregor am Ende des Films durch diese riesigen Bauten läuft. Imposant.

Nun habe ich gelesen, dass Howard zu Gunsten des Formates Kino die Handlung und viele kritische Untertöne des Romans kürzen oder gar weg lassen musste zu Gunsten des Mainstream und ich überlege wirklicht ernsthaft dieses Buch zu lesen, ich, der ausser für den Beruf Bücher sonst nie aufschlägt. Dieses Thema ist irgendwie reizvoll und nicht umsonst haben sich beide Romane so oft und v.a. weltweit verkauft. Da muss doch irgendetwas so viele Menschen angesprochen haben... .

Das Grand Finale fand ich imposant, die Schlusssequenz mit McGregor als edlen Trash. Da hat Lomax nicht ganz unrecht. Aber mit solchen Darstellern und so einem Regisseur wirkt das alles etwas erhabener und stillvoller. 

So schliessen sich Kreise über einen gemeinsamen Urlaub, einer sonnigen Buchbesprechung bis zur aktuellen Verfilmung.

Wunderbar!

Rick Deckard

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