How The West Was Won – A Classic Cinerama MGM Epic Movie

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  19. August 2010, 13:28  -  #Filme

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Vor einigen Jahren hatten Mrs. Lomax und ich uns zum Ziel gesetzt, mindestens 100 Westernfilme innerhalb von 365 Tagen zu sehen. Genau kann ich mich nicht erinnern, aber ich glaube wir haben 61 geschafft.

 

Eine beeindruckende Zahl, könnte man denken, wenn man diesem Genre nicht mehr zutraut, als einem einsamen Amigo, der betrunken in der Ecke liegt.

 

Wer sich intensiv mit dem Thema Film beschäftigt, wird schnell Einspruch erheben. Schließlich ist eben genau der Westernfilm, das klassische und perfekte Sujet für den Kinofilm an jedem einzelnen Tag seit der Entstehung des Kinos. Die Hauptmotive Neid, Gier, Rache, Liebe und Freundschaft lassen sich in keinem anderen Umfeld besser abbilden. „Ja, dahinten, bitte, der Herr in der letzten Reihe!?“. Herr in der letzten Reihe: „Das stimmt so nicht und ich könnte, 100 Gegenbeispiele benennen!“. Wir lassen diesen Einspruch vor erst einmal so stehen und konzentrieren uns auf einen wirklich epischen Film, der sehr umstritten ist.

 

Das wirklich besondere an „How the West Was Won“ ist die unglaubliche Herstellungsgeschichte, die einen jeden faszinieren muss, der auf unglaubliche Geschichten der Menschheit steht.

 

Einige durchgedrehte Hollywoodtypen wollten das neue Bild- und Kameraverfahren (letztendlich auch Projektionsverfahren) Cinerama AZ10_projection_systems.jpgverwenden, ausprobieren und endlich zum Standard entwickeln. Nicht zu letzt um neue Sensationen zu schaffen, weil das Fernsehen immer mehr Leute vom „Kino gehen“ anhielt.  

 

Um nicht zu technisch, langweilig zu werden nur ein paar Fakten. Damit man Bilder in dieser wunderbaren Qualität aufnehmen kann, musste man Kameras verwenden die 400 Kilogramm wogen, was eine komplexe Kamerafahrt eigentlich  unmöglich macht. Um eine gewisse Tiefenschärfe zu erzielen, mussten Schauspieler 8 cm vor der Kameralinse agieren. Debbie Reynolds hat dies mit „großer Angst vor der Linse“ beschrieben.

 

Alle Kostüme in diesem Film sind handgenäht. Weil die Kameras jede Naht genau zeigte. Kleber oder maschinell gefertigte Nähte hätte man gesehen. Eine unfassbare Leistung für diese Produktion.

 

Für die Projektion von Cineramafilmen benötigte man ein spezielles Kino. Leinwände musste anders gebaut werden, drei Projektoren waren nötig. Meine Recherchen haben ergeben, dass in Hannover z. b. das ehemalige Palastkino und in Köln das Ressidenz Kino technisch ausgebaut waren. Es muss ein unglaubliches visuelles Erlebnis gewesen sein, diesen Film in so einem Kino gesehen zu haben.

 

Ich habe den Streifen vor einigen Tag auf meinem Fernseher gesehen. Mittlere Qualität würde ich sagen, aber die Bilder waren überwältigend. Die remasterte Version von 2008 stellt für mich einen Meilenstein der sichtbaren Qualität auf dem Standard heutiger Fernseher dar. Ich konnte, ungelogen, Forellen in Bächen springen sehen, book-cover_wagons_and_horses-545w.jpgdie Kilometer weiter entfernt waren. Es ist unglaublich, dass man von dem Verfahren Cinerama heute gar nicht mehr spricht. Ganz insbesondere im Zusammenhang mit dem Thema 3D. Denn Cinerama hat 3D Effekte die überwältigend sind und das ist auf normalen Fernsehern sichtbar. Ich drehe hier nicht durch, sondern ich habe es gesehen!

 

Die Größe und Detailliertheit der Cinerama Bilder hat aber auch die Designer vor unglaubliche Herausforderungen gestellt. MGM hat 5 Jahre vor Beginn der Dreharbeiten eine eigene Forschungsabteilung geschaffen, die in einem Kompendium Fotografien, Skizzen und Gemälden sammelte, um auf der Basis, dann die Einzelheiten wie Bühnenbild, Waffen, Werkzeuge etc. detailliert und historisch herzustellen.

 

Über diesen Film könnte man in dieser Größenordnung weitere Aufzählungen und Geschichten schreiben. Endlos, aber immer episch und ewig beeindruckend. Unverständlich, dass in diesem Zusammenhang immer von Avatar, Fitzcarraldo oder 2001 gesprochen wird. Dieser Film ist die Magna Mater des großen und Detailgetreuen Ausstattungsfilm.

 

Inhaltlich wird dem Film immer wieder die Dramaturgie in Form der episodenhaften Erzählung vorgeworfen. Eigentlich kein Fan von diesem Erzählstil, sondern ehr von verschachtelten Geschichten, kann ich nur sagen, dass es anders nicht möglich gewesen wäre die Handlung die zwischen 1839 und 1889 spielt zu erzählen. Es sei denn…

 

 „How the West was won“ wurde von von James R. Webb geschrieben. Er hat es sich mit Erzählstil natürlich einfach gemacht, musste aber auch diese wahnwitzige Produktion mit drei Regisseuren (Ford, Marshall, Hathaway) und einem unfassbaren Starensemble (Reynolds, Stewart, Preck, Fonda, Widmark, Malden, Wallach, Wayne, van Cleef, Tracy…) unter einem Hut bekommen. Es ist eben nicht immer nur die Geschichte die berücksichtigt werden muss, sondern auch die Leute die bezahlt werden wollen und trotzdem künstlerischen Erfolg feiern möchten.

 

Wer bei welcher Sequenz mit welchem Schauspieler gedreht hat ist schwer nachzuvollziehen. Es gibt aber Atem beraubende Trashsequenzen zu sehen die in der Form nur von dem reaktionären John Ford kommen können. Ich meine u. a. die Bürgerkriegssequenz.

 

Zu einem der spektakulärsten Momente des Filmes gehört der gigantische Angriff der Büffelherde. Unglaublich beeindruckend! Einzig und allein die sonst fehlende Dynamik kann man dem Film vorwerfen, aber das lag nun mal an der Schwere der Kameras. Die Büffel hat das wohl kaum beeindruckt.

 

Noch ein Wort zur Filmmusik von Alfred Newmann, die ich schon als kleiner Junge geliebt habe, ohne, dass ich wusste, wo ich sie einsortieren muss. Der Soundtrack mit dem immer wieder, leicht schwülstigen, aber traditionellen und immer wiederkehrenden, Hauptthema ist ein wunderbarer Schlager. Ich kam nicht umher, die alte Vinylplatte aus meinem Köcher zu ziehen und leise mitzusummen. Kenner wie Rick Deckard schlagen wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammen!

 

Dieser Film ist eine absolut einzigartige Produktion. Herstellung und Bildgestaltung ein Fest für die Augen, das Ohr, das Herz und die Seele. Allein der Kopf bleibt etwas unberührt. Aber genau hier liegt eben der Unterschied zwischen großer Kunst und gute Unterhaltung.

 

Und nun komme ich gerne wieder zu dem Herren, da in der letzte Reihe zurück (falls er noch da sitzt), „100 Gegenbeispiele brauchen Sie mir nicht zu nennen, mein Herr! …denn es reicht eins“:

 

Spiel mir das Lied vom Tod von dem Meisterregisseur Sergio Leone!

 

Mein Lieblingsfilm aller Zeiten und der Beste aus meiner Sicht auch. Eben weil er alle Filme die davor und danach gedreht wurden vereinnahmt und bereits würdig inhaltlich bearbeitet und bearbeitet. In diesem Film steckt alles drin, was das Kino und die Kunst ausmacht. „Spiel mir das Lied vom Tod, ist sehr wohl in der Lage, die ganze Geschichte des Westens kammerspielartig in 3 Stunden zu erzählen. Dafür musste keine ganze Industrie aufgebaut werde,, sondern nur das Genie eines einsamen Mannes angewendet werden.

 

Alan Lomax

 

Lesen Sie auch: http://lomax.over-blog.de/article-julian-rosefeldt-american-night-42203916.html

 

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