Helge Schneider – Kölner Philharmonie 20.02.2012
Wiedermal Karnevalssamstag in Köln. Wiedermal Helge Schneider in der Kölner Philharmonie. http://www.lomax-deckard.de/article-baby-baby-dein-ewiges-nein-geht-mir-auf-den-sack-du-sau-70298008.html
…und wiedermal Jazz, Komik und Entertainment auf höchstem Niveau.
Noch im letzten Jahr hatte ich leise Zweifel. Nach fünf Jahren entdeckte ich doch zu viele Programmwiederholungen, zu viele der angeblich spontanen, improvisierten Gags, wirkten abgelagert. Helge machte einen müden Eindruck. Und für wahr! Etwas später im Jahre 2011 musste er seine Tour aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. Ein trauriger Clown, ein depressiver Entertainer? Nein, so wollte ich mich nicht, an das Genie erinnern. Und ich danke Apollo, dass es nicht so gekommen ist.
Show 2012: Rettung naht – Superhelgi auf Tournee! Der Titel revidiert direkt ins Lachmark geschossen meine größten Ängste.
Denn alles ist so wie ein „Fachmann“ („wenn es den bei mir überhaupt gibt“ ; Schneider) haben möchte. Trotzdem wer ein wenig sensibel ist, beobachtet aufmerksamer! Und somit schockiert mich die Meldung in der B.Z. am Sonntag auch umso mehr, in der steht, dass er nicht ausschließt eine Pause einzulegen. Oder ist der Schock doch ehr egoistisch?
Das neue Programm beinhaltet zumindest einige neue Songs von denen unbedingt der Countryboogiesong „Johnny Klaus“ erwähnt werden muss, sowie der völlig hirnverbrannte moderne Jazzstandard im Dadaismuskleid „Zentral Kakadu“. Der Klassiker „Telefonmann“ erhält einen neuen Verve durch Gaststar Tyree Glenn jr. (Saxofon) und der wie immer glanzvollen Begleitung am Schlagzeug von Willy Ketzer (der nur Kölsch kann) und Ira Coleman (der 4 Sprachen spricht, was aber nicht viel ist, weil Helge ja 48 kann). Die Jazz, Blues und spanischen Folklore Sessions sind musikalisch grandios und einfallsreich interpretiert und tja, sagen wir es doch ruhig ehrlich und aufrichtig, Virtuos. Und zwar streckenweise so Virtuos, dass der Zauber der Albernheit durch echte musikalische Tiefe ersetzt wird. Und vielleicht ist es genau das was ich bei Helge Schneider vermute. Er möchte endlich, endlich, Musik machen, ohne dass er der Unterhaltung verpflichtet ist.
Natürlich sind auch wieder die Glanzlichter der passiven Unterhaltung Bodo Oesterling (immerhin inzwischen verheiratet) und der unvergleichliche und fast gottgleiche Sergej Gleithmann dabei. Für Fans der ersten Stunde: Die Meisenmann Tanzperformance von Gleithmann, war diesmal so bewegend, dass das Publikum Helge Schneiders vorherigen Gag über den Teppich auf der Bühne fast schon peinlich fand: „Was ist das denn hier?“ – „Ein Sackhaar“ – „Gibt es hier auch Ballett?“
Vielleicht wundert man sich beim durchlesen dieser Review nun ein wenig über den nicht eindeutigen Fluss meiner Perspektive. Und so möchte ich es kurz zusammenfassen, dass zumindest ein eindeutiges Fazit in Stein gemeißelt ist:
Aus meiner persönlichen Sicht, also der Sicht eines Fans, der Helge Schneider für immer als „Godfather of Comedy“ bezeichnet und bezeichnen würde, wünsche ich mir, dass Helge das tun darf, was er kann ohne irgendwelche Zwänge zu haben. Meine derzeitigen Befürchtungen werden leider wieder ein wenig bestätigt. Er ist in einem künstlerischen Tief! Welches allerdings immer noch sehr hoch ist! Denn: Der Auftritt gestern in der Philharmonie, war „einzigartig“. Und er hatte diesen einen magischen Moment (Impressionen im China-Restaurant) der mich zu diesem unkontrollierten losprusten hinreißen ließ.
Wer sich von der tatsächlichen Qualität des Helge Schneiders überzeugen möchte hat Glück. Auf www.helgeschneider.de wird heute am 20.02.2012 der dritte Auftritt in der Kölner Philharmonie live übertragen!
Alan Lomax