Haldern Pop Festival – Klima im Wandel der Zeit Part I
Eine Woche vor Beginn des Festivals am Niederrhein steigt langsam die Vorfreude! Einkäufe werden koordiniert, aber natürlich auch der eine oder andere Gedanke an die kommenden Konzerte verloren.
Entspannt fängt es zumindest schon mal an. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein anderes Musikfestival in der Welt gibt, dass eine Woche vor Beginn, noch keinen gültigen Zeitplan aufweisen kann. Allein eine Aufzählung der Bands und die Nennung des möglichen Auftrittsorte – es stehen immerhin drei zur Wahl– werden angekündigt. Ich finde das bemerkenswert lustig, nicht unprofessionell, sondern typisch für die Herren Festivalplaner aus Haldern.
Es ist die totale Demokratisierung von Festival Line-Ups. Jede Band, mag sie bekannt, kommerziell erfolgreich sein oder ihren ersten öffentlichen Auftritt haben, wird gleichgeschaltet. Kein Headliner, kein Getöse, Koordinaten der Kindheit als Schlüssel zum Erfolg!
Dabei ist doch alles so liebevoll angerichtet worden. Die neuen Bands wurden in heimeligen, charmanten und landestypischen Videos angekündigt und die Fotocollage auf der Homepage, lässt keine Frage der Depression offen.
Das musikalische Programm 2010 kann man als unspektakulär, aber spannend bezeichnen. Ein Parforceritt durch die gegenwärtliche alternative Musiklandschaft der Welt. Dabei wurde auf eine gesunde Mischung von mittel alten Helden und kommenden mittel Helden (for a short time) geachtet.
Ich persönlich bin gespannt auf Blood Red Shoes, Delphic, Frightened Rabbit, Post War Years, Rox, Young Rebel Set. Und freue mich auf The National und Yeasayer. Alle anderen Bands sind spannend genug um zu sehen, was passiert.
Auch bin ich froh, dass es keinen Heldenstress gibt. Man kann, muss aber nicht alles sehen und so mit bleibt auch Zeit für die wohlige Entspannung mit Dosenbier und Grillwürsten.
Unsere langjährige Mannschaft ist arg zusammengeschrumpft, was zum Vorteil hat, dass man nur wenige Cds erstellen muss. Ein traditionelles Haldern Ritual. Alle Mitreisenden erhalten jeweils eine CD von einem anderen Mitreisenden. Jeder CD-Ersteller hat ein Motto. Welches von unserem Serienstar Ewing frühzeitig ausgerufen wird. Somit gibt es dieses Jahr folgende Aufgaben zu erstellen:
Die Geister und Blumen von New York City
Angst vor Musik
Meine Damen und Herren, wir schweben ins All
Nicht gekannte Freuden
Näher
Der Ernst des Lebens
Was die Leute auch sagen, das bin ich nicht
Mit der Erlaubnis zu erkranken
Die Königin ist tot
Erhebt Eure mageren Hände wie Antennen zum Himmel
Alles ist gut
Plastikstrand
Das Lexikon der Liebe
Chelsea Mädchen
Definitiv vielleicht
London ruft
Strategien gegen Architektur
Tiergeräusche
Jedes der Mott(en) ist einer bestimmten Person zugeordnet. Somit würde ich eigentlich 17 Cds erhalten. Ein riesiger Gesamtaufwand, wenn alle Mitreisenden auch mitreisen würden. Immerhin 324 Cds. Da aber nicht alle mitkommen, halb so schlimm!
Mein dankbares Jahresmotto ist offensichtlich an Sonic Youth’s 2000er Album NYC Flowers & Ghosts angelegt. Da ich immer dem Aufruf folge, habe ich mich thematisch strikt an die Vorlage gehalten (wie immer!) und folgende Playlist erstellt:
NYC Ghosts & Flowers - Sonic Youth
Empire State Of Mind, Pt. 2 - Alicia Keys
The Song That No One Knows - The Magic Numbers
At the Zoo - Simon & Garfunkel
New York (New York, State of Mind) - Udo Lindenberg
Morph The Cat - Donald Fagen
The Luckiest Guy On the Lower Ea... - The Magnetic Fields
Bedstuy Parade & Funeral March - Mos Def
New York, USA - Superpunk
Next Exit - Interpol
Musik in Kataloge zu pressen, lässt keinen Freiraum für aktuelle Leidenschaften, daher, die gute alte Bonusvariante mit drei meiner derzeitigen Lieblingslieder als Anhang:
Age I Felt - The Electronic Anthology Project
Students Carve Hearts Out Of Coal - Destroyer
Garbage Day - Brendan Benson
Dies alles mag man als völlig als idiotisch empfinden. Ich persönlich finde es auch unnötig den Rasen zu mähen, in meinem Vorgarten das Unkraut zu zupfen und die Regenrinne in meinem Gartenhaus zu säubern. Trotzdem mache ich es...
Übrigens Chelsea Girls von Velvet, New York is a Woman von Suzanne Vega, New York, New York von Grandmaster Flash und Sheena is a Punk Rocker von den Ramones habe ich auf Tape.
Alan Lomax