Haldern Pop Festival 2012

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  30. Juli 2012, 11:16  -  #Konzerte

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Nach 14 Jahren legt sich die Aufregung vor dem geliebten Festival etwas. Organisationsthemen die früher bereits im Mai besprochen wurden, verlagern sich auf den Abfahrtstag und Gespräche über die eigentlich vergnüglichsten Tage des Jahres kaprizieren sich maximal auf ein paar gelangweilte Minuten über das Line-Up! Man wird erprobt und erfahren, vielleicht auch etwas weniger leidenschaftlich, aber trotzdem steigt die Vorfreude doch –zugegeben– von Tag zu Tag.

Am Freitag, erschien der Trailer Nummer 7 auf der Haldern-Webseite und damit auch die letzten Bestätigungen.  Liest man die Kommentare in den Foren oder stellt sein eigenes, musikalisches Gusto in den Vordergrund kann man Jammern oder Jubilieren. So ist es wohl bei jedem Festival und so sage ich es (auch) zum letzten Mal: …dazu ist ein Festival ja da, sonst geht man halt zum Konzert!

Haldern wurde 2011 in Groningen am Rande der Musikmesse Eurosonic mit dem „Festival Award Europa 2011“ in der Kategorie „Bestes kleines Festival“ ausgezeichnet. Gleich drei der fünf nominierten Künstler aus der Kategorie „Newcomer of the Year“ traten zuvor beim Haldern Pop Festival auf. Und das steht für sich: Haldern ist und bleibt ein Musikfestival für neue  alternative Musik.

Gewürzt wird das Line-Up in diesem Jahr auch wieder mit bekannten Grundzutaten wie Wilco, The Afghan Whigs, Grant Lee Buffalo, Ben Howard oder Thees Uhlmann. Angereichert dann mit den kommenden Bands der nächsten Jahre wie Other Lives, Oberhofer, Megafaun, Diagramms oder Zulu Winter. Und wer Spezialitäten kosten will, sollte sich von Apparat, Bowerbirds, Charles Bradley oder Jaga Jazzist überraschen lassen.

Der Rezeptbezug ist kein Zufall! Denn auch (und nicht nur) an dem gastronomischen Konzept wurde gefeilt. Somit gibt es in diesem Jahr regionale hochwertige Küche. Dafür fliegen einige der Jahrmarkt-Alles-Bräter-Buden raus. Außerdem hat man den langjährigen Bierpartner Diebels verloren, der ersetzt wird durch eine bekannte Duisburger Pils-Brauerei. Ob das Konzept einer weiteren Bühne und die Ausweitung der Spielstätten in Dorf-Locations, aufgeht und somit eine Entspannung im legendären Spiegelzelt entsteht bleibt abzuwarten.

Doch das alles sind nur Nebenschauplätze. Interessant ist es zu beobachten, dass die „Macher“ Eingeständnisse bezüglich Ihrer Philosophie machen mussten. Somit tritt ein bekanntes Mobilfunkunternehmen als Hauptsponsor auf. Stellung hat man dazu nicht genommen. Ich finde es ok, denn Geld will man schließlich auch verdienen. Die individualistische Grundhaltung, dass Festival zum Selbstkostenpreis zu veranstalten, lag sowieso wie eine untröstliche familiäre Unwahrheit über dem Reitplatz. Auch die Organisatoren werden Älter und möchten mit dem was sie erfunden haben Ihre Existenz begründen. Ich kann das nachvollziehen. Allerdings wäre etwas mehr Kommunikation mit den Fans und Besuchern wünschenswert!

Vieles hat sich geändert in den letzten 14 Jahren. Vieles bleibt! Ich bin gespannt wie diese Gleichung in diesem Jahr aufgeht und werden kritisch die Waage: Veränderung vs. Tradition beobachten. Schließlich gehöre ich inzwischen zu den Senioren, die auch die Mitnahme von Campingstühlen vor die Bühne fordern und einen akkuraten Getränkeservice fordern!

Schliesslich ist das Motto dieses Jahr: "...und jetzt alle, aber Jeder für sich"

Aus dem Auditorium!

Alan Lomax

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