Gold - Elmer Bernstein
Bernstein war nicht nur der "Western-Guy", sondern schrieb auch eine Menge Musik für andere Genres, wie beispielsweise für diesen Thriller aus dem Jahr 1974 mit Roger Moore in der Hauptrolle unter der Regie von Peter Hunt.
Bereits im Main Title wird ersichtlich, dass sich der Komponist dem filmischen Umfeld und auch der Zeit verpflichtet fühlte, sicherlich auch so gewollt von den Produzenten des Films: südafrikanische Rhythmen, Schlagzeug, Groove, satte Bläser und flirrende Streicher, dazu die Vocals von Jimmy Helms.
Danach geht es in 'The Lovers' sehr entspannt weiter: ein wunderschönes Thema von einem Cello (?) und einer Flöte eingeführt, welches die Streicher in hohen Oktaven variabel weiterführen und später das Hauptthema übernehmen. Schöner Track! 'The Apartment' ist feinster Score-PoP mit viel 60's und 70's Flair und einem winzigen Hauch Jazz.
In 'The Mine' wird es funky-groovy mit Betonung mehr auf PoP Elemente, als auf das Orchester und erstmalig spielt ein Saxophon ein kleines Solo, im Hintergrund hört man dezent eine E-Gitarre. Bernstein kombiniert hier geschickt viele Stile. Immer wieder tritt das 7-Noten Motiv von Beginn auf und wird variiert. Erinnert sehr an den "Fusion-Style" der Musik der damaligen Jahre.
'Trapped' wird dann entsprechend dem Titel wieder dramatischer und das Orchester gewinnt Oberhand, Spannung dominiert.
'Johannesburg' schlägt mildere und auch leicht melancholischere Seiten an. Wenn man bei diesem Track genau hinhört, gerade zu Anfang, dann wird man die filmmusikalische Herkunft dieses Komponisten identifizieren. Später wird es dann eher tanzbar. Filmmusik-Gegner würden sagen das klingt nach muffiger Tanzmusik für Oma und Opa. Filmmusik-Liebhaber fühlen sich eher an nostalgische Hollywood Zeiten erinnert.
'Wherever Love Takes Me' ist wieder ein Vocal Track gesungen von Maureen McGovern. The Carpenters meet, ja, Burt Bacharach.
Nach dem orchestralen Interlude 'Flight' singt Trevor Chance 'Where Have You Been All My Life'. Am besten geniesst man den Song im weissen Smoking mit einem Martini auf dem Balkon eines 5 Sterne Hotels in der untergehenden Sonne, blickt auf das Meer und schmilzt zuckrig dahin. Barry Manilow und Andy Williams lassen grüssen. Klasse Song!
'Sunday At The Mine' beginnt ungewöhnlich mit Gesängen, die Lokalkolorit und örtliche Musikkultur vermitteln, bis recht ungewöhnliche Percussions das Stück plötzlich weiterführen. Das ganze Stück ist erstaunlicherweise sehr eng an die südafrikanischen musikalischen Traditionen verknüpft.
'Diggin' nimmt wieder den Gestus des Jazz-Blues-Funk-PoP an. 'Flood' leitet dann das Ende ein mit bestimmten Rhythmusmustern und energisch aufspielendem Orchester samt Bläsern. 'Aftermath' bildet ein versöhnliches Ende und spielt das 'Liebes-Thema' leicht verspielt mit herrlich dahinfliessenden Streichern. Am Ende singt dann Helms wieder das Lied vom Gold.
'Gold' ist ein Beispiel für Filmmusik, die sich auch bestens abseits des Films geniessen lässt. Es ist schnell verständliche Musik mit hohem Unterhaltungswert und dadurch, dass sie nicht rein orchestral ist, schmeichelt sie auch den Ohren, die diese Musik nicht tagtäglich hören. Ganz klar lässt sich die Ära der 70'er Jahre aus diesem Score heraushören und wer noch genauer hinhört, dem offenbart sich vielleicht auch ein Stück Lebensgefühl dieser Zeit. Ich will es bewusst nicht als 'Easy Listening' bezeichnen, es ist mehr ein nostalgisch-sinnliches Erlebnis. Erstaunlich was für einen feinen kleinen Score Bernstein da geschrieben hat.
Die Klangqualität ist ausgezeichnet und die Musik bietet beste Kurzweil für einen dunklen, verregneten Sonntag Morgen.
Rick Deckard