Gabba gabba we accept you, we accept you, one of us

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  20. Mai 2011, 08:27  -  #Populäre Musik

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Musikalische Konfusion im Alltag

 

Das tag-tägliche beschäftigen mit popkulturellen Themen, verbirgt ein sehr großes Problem! Es gibt keine ausgewiesenen Fachleute! Denn Fachmann und Fachfrau meint jeder zu sein!

 

Dieser Zustand von Verwirrung, Zerstreutheit endet meist in Unklarheit, wenn man sich auf popkulturelle Diskussionen mit Menschen einlässt, die meinen etwas zum Thema „Pop“ und "Musik" zu sagen zu haben. 

 

Die Notfalltreppe die man mit so einer Aussage betritt ist sehr wacklig, da man schnell als besser-wissender Angeber in die Ecke gestellt wird. Hinzu kommt, dass es keine allgemein gültige Ausbildungfür das  für das Thema gibt.,

  

In unserer Gesellschaft ist es sehr wichtig eine Ausbildung zu haben! Erst wenn man ein Thema auf einer Universität studiert hat, bekommt man nämlich die fachliche Anerkennung, die scheinbar wichtig für die Gesellschaft ist.

 

Beruflich gesehen!

 

…habe ich sehr viel mit Geographen zu tun! Kürzlich habe ich ein interessantes Gespräch verfolgt:

Kollege 1: „Sag mal, Du hast doch Geographie studiert? ...kennst Du die Hauptstadt von irgendwas“. Geograph: „…habe ich leider vergessen! Während meines Studiums, mussten wir ja alle Hauptstädte von allen Ländern der Welt inkl. allen Flüssen und Grenzverläufen auswendig lernen;-)“. Was natürlich völliger Humbuck ist! Kein Geograph lernt so etwas auswendig und die wenigsten kennen die Hauptstadt von Land X!

 

Die geistige Verwirrung die von Kollegen 1 ausgegangen ist, ist kein Einzelfall! Denken Sie einmal an Ihr eigenes Leben! Entscheidend ist die Ausbildung, erst dann ist man der Fachmann der auch gefragt wird! Wenn man nun Musik begeistert ist, gibt es niemand der einem die Prüfung abnimmt und es gibt auch kein Zertifikat.

Obwohl ich  seit über 20 Jahren, mehrere Stunden am Tag ein Studium betreibe und davor weitere 18 Jahre in Ausbildung war! Das alles hat keinen angesehenen, gesellschaftlichen Wert. Auch nicht, dass ich einen ca. Betrag von 100.000 EURO in meine Ausbildung investiert habe.

 

Alle Menschen sind Professoren der Popmusik

 

Ob Sie sich nun für den EurovisionsSongContest interessieren oder nicht!Bestimmt sind Sie in den letzten Tagen nach Ihrer Meinung gefragt worden!?

Dann ging es Ihnen auf jeden Fall wie mir!

 

Ich kann gar nicht mehr sagen, wieviele Leute mir erzählt haben, dass das „Lied“ von Lena langweilig ist, dass die Dänen doof waren, der Italiener gute Musik gemacht hat, die Moldavier doch super waren, weil sie so punkig waren („dass müsste doch gerade Dir gefallen haben“) oder das Siegerlied eine schöne Popballade ist!

 

NATÜRLICH ist es Pop! Ich weiß, das Pop „Volk“ bedeutet. Übersetzt: …die Gemeinverständlichkeit einer komplexen Darstellung! Und natürlich ist der ESC in erster Linie eine Unterhaltungssendung und die Leute sollen und müssen sich darüber unterhalten. Das ist gut so und wichtig!

 

Bemerkenswert aber mit welcher Leidenschaft sich die Menschen über die Liedernegativ auslassen. Ich denke dann natürlich, andererseits, sofort an die fehlende Leidenschaft zu den Lieblingsbands der Leute. Denn wenn sie so kritisch sind, muss es auch ein Gleichgewicht geben.

Interessant dann aber, dass es kaum jemanden gibt, der einem einen Musiker oder eine Band mit Namen nennen kann. Probieren Sie es mal aus! Meist bekommt man zur Antwort: …och, alles was im Radio bei Einslive läuft oder Soul und Dancemusik, finde ich ganz gut oder demnächst gehe ich „auch“ zum Konzert von diesem….

 

Anschluss verloren, alt geworden, schwierig, wird es zurückzukommen

 

Man sagt ja, dass im Alter die selektive Wahrnehmung nachlässt. Das stimmt! Ich stelle das bei vielen Kollegen, Freunden, Familienmitgliedern fest. Dieses Phänomen verleitet die Menschen dazu, Dinge einfach hinzunehmen, weil sie keine Muster mehr erkennen. Oftmals sind das auch Menschen, die einem komplizierten Beruf nachgehen. Sie müssen Ihre ganzen Sinne dafür aufwenden. Es bleibt nichts mehr übrige für die Freizeit. Und schon gar nicht um Muster im Pop- oder Subkulturellenkontext aufzuschlüsseln. Was meinen Sie, warum die meisten guten Popjournalisten, Autoren und Redakteure total sympathische  Nerds sind, die meist unter dem Existenzminimum leben, nur um ihrer Leidenschaft der Musik nachzugehen?

 

Menschen ab Mitte Vierzig haben meist mit der Musik abgeschlossen. Einige Sammler und Tollwütige bleiben übrig, die meisten aber besinnen sich auf Ihre glorreiche Vergangenheit, die sie meist in Studientagen erlebt haben und entstauben ihre Schallplatten und CDs irgendwann mal, wenn die Kinder sich nicht mehr auf den Samstäglichen Ausflug freuen, sondern bereits selbst ausgeflogen sind.

 

Dann fangen eben diese Leute an Dinge aufzuholen. Scheitern aber, weil ihnen (auch) der soziale Kontakt in diese Welt fehlt, der für diese Leidenschaft, aus meiner Sicht unabdingbar ist. Und das gilt nicht nur für die Popmusik, sondern auch für den Jazz und die Klassik. Musik hören euphorisiert, aktiviert Gehirnzellen, der Mensch möchte dann seine Idee und Gedanken teilen.

 

Namen, Bands und Figuren

 

Kürzlich erzählte mir ein Kollege, dass er sich Karten für ein Milow Konzert gekauft hat. Mich verwunderte das, allerdings behielt ich meine Gedanken für mich! Ehrlich gesagt, ist mir dieser Sänger aus Belgien völlig egal, ausser wenn ich gezwungen werden würde einen Song von ihm zu hören. Der Bengel, macht banale Musik bis zum Anschlag. Die Macht der Reime mit einer fürchterlichen pennäler Lyrik, zu Wanderakkorden und billig Melodien aus der Schublade. Zu dem hat er offensichtlich ein gutes Management. Die schlauen Herren im Hintergrund, haben dem Buben, Medienunterricht gegeben, damit er nicht ganz so dämlich, wie seine Zuhörer dasteht!

 

Auf die Frage: Pink Floyd, Ryan Adams. Wie sieht es beim Klassiker unter den Musikfragen aus: Beatles oder Stones? antwortete der Knabe kürzlich, sehr strebsam und geschult: Die Frage ist für meine Generation etwas überholt. Und dann faselt er etwas von Mainstream und Bruce Springsteen und von Lyrics und Storytelling. Überhaupt tun das derzeit alle Menschen, die denken, sie hätten etwas mit guter Musik zu tun! Doch das erfordert ein extra Kapitel. Zurück zu dem Mann der sich auf das Milow Konzert freut.

 

2-Kopie-1.jpgEigentlich nicht erwähnenswert, wenn ich nicht gewusst hätte, welche Konzerte er früher einmal besucht hatte und welche Musik, er so im Auto hört. Schockierend, dann, dass er sich nur noch zu so einer Nulpe traut. Woran liegt das? Wahrscheinlich an der Angst zu scheitern und in einem Club uncool zu erscheinen? Dabei bräuchte er nur ein Anschub, um zu sehen, dass Konzerte im progressiven, alternativen -oder wie auch immmer man es nennen will- überhaupt nicht cool sind, da dort ehr ältere Menschen unterwegs sind, die der Vergangenheit (zumindest aktiv) hinterher trauern. Natürlich gibt es Ausnahmen von jungen Bands und jungem Publikum! Mehrheitlich ist es aber ehr älter, das Publikum. Und es unterscheidet sich vom Milow-Kandidaten nur durch ständige Beschäftigung. Einmal wieder mitgenommen, sofort ständig hingegangen. Aber ich kann mich nicht um alle kümmern, soll er doch mit diesem musikalischen Rüpel aus Flandern glücklich werden.

 

Alle machen total super Musik und können wahnsinnig gut singen!

 

Wenn man mal eine der aktuellen Castingshows im deutschen Fernsehen gesehen hat oder sich mit Kollegen unterhält oder Gespräche über Musik verfolgt oder etwas darüber liest, handelt es sich immer über „Performance“ oder „wie toll die Singen kann“ und „was für eine wundervolle Stimme sie hat“ oder „er ist zwar dumm wie ein Toastbrot, kommt aber total sympathisch rüber“. Dem allen zu wiedersprechen, wäre ausufernd. Die Erklärungen und Verstrickungen müssten aufgemalt werden. Das alles zu wiederlegen ist aber einfach, wenn man sich mal das musikalische Talent dieser beiden Herrschaften an sieht:

 

(unbedingt das Ende & das Ray Charles Cover berücksichtigen)

 

 

Wie komme ich darauf? Ich habe das gestern im Fernsehn gesehen und mich gefragt, was das eigentlich alles soll, mit dem ständigen analysieren, verbinden und besprechen. Wiedermal angestiften, vom wahrhaftigen Geist, dem Zuhören! Aber dann ist die Euphorie wieder so groß, dass ich sie nicht im Zaum halten kann und weitermachen werden, wie zuvor.

 

Was hat das jetzt alles mit den Ramones zu tun?

 

Wer meine wirren Gedanken ab und zu verfolgt, wird festgestellt haben, dass ich zwischen komplizierten Mustern und einfachen, starken Melodien hin und her surfe. Die extremen, qualitativen Unterschiede sind manchmal sehr groß und für mich schwer zu verstehen. Ich will es aber! Noch schwerer, dann diese Gedanken zu beschreiben und die Gründe für das Musiksammeln, Musikhören und Musikforschen, Menschen zu erklären und daraus eine eigene universelle Forschung daraus zu machen. Noch schwerer die Leidenschaft zu erklären. Ein sehr guter Freund, hatte ja folgendes Konzept entwickelt: Einfach sagen, alles hat angefangen mit den Ramones! Das ist eine total super Idee und bringt es oftmals auf den Punkt. Allerdings fehlt dann auch oftmals der zweite Kanal, der etwas gefilterter vorgeht. Dafür bräuchte ich auch noch ein kurz Konzept. Bitte am besten genauso kurz wie. „Gabba Gabba Hey“. Danke fürs Zusenden!

 

Aber wie kompliziert es dann mit auch mit einer sinnfreien, aber alles erklärenden Textzeile wie „Gabba Gabba Hey“, wird und auch mein Trauma der komplizierten Zusammenhänge und der vereinfachten Darstellung ins unermessliche treibt, kann folgender Dialog erklären:

So my husband goes to a bar every night. Whoop dee doo. Who gives a bibble? Gabba-gabba hey." Mal nachlesen unter “El Viaje Misterioso de Neuestro Jomer (The Mysterious Voyage of Homer). http://en.wikipedia.org/wiki/El_Viaje_Misterioso_de_Nuestro_Jomer_(The_Mysterious_Voyage_of_Homer)

 

Übrigens geht die Simpsonwelt nun ins 23.(!) Sendejahr! Ein Hoch auf soviel großartige Popkunst und ein Hoch auf die Schallplatte. Ohne die es einen solchen sinnfreien oder –vollen blog-Eintrag nicht gegeben hätte. 3.jpgDenn vor 161 Jahren ist der hannoveraner Emil Berliner geboren worden, der als massgeblicher Erfinder der Schallplatte gilt. Schöne Information, danke google!

Und so kann es doch bitte immer weiter gehen!

 

 

 

 

Alan Lomax

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