Frantic - Ennio Morricone

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  29. Januar 2012, 11:11  -  #Orchestrale Musik

Frantic

Ich kann mich an den damaligen Hype noch sehr gut erinnern: Roman Polanski! Harrison Ford! Hommage an Alfred Hitchcock! Paris! Das waren die Schlagwörter, die durch die Gazetten gingen. Übrig blieb ein durchschnittlicher Thriller, der mehr oder minder in Vergessenheit geraten ist. Allenfalls für diejenigen interessant, die sich mit dem Oeuvre von Polanski oder Ford beschäftigen.

Das amerikanische Label Film Score Monthly hat als eine der letzten Veröffentlichungen die Musik von Ennio Morricone zu dem Film veröffentlicht.

Morricone ist ein Musiker, der viel zu selten besprochen, bzw. über den hier zu wenig geschrieben wird. In den 80'er Jahren grassierte unter Filmmusik-Hörern ein Wort: Vielschreiber. Dazu gehört der Italiener ohne Zweifel. Die Discografie ist immens groß und unübersichtlich, da der Musiker nicht nur für Hollywood Produktionen tätig war, sondern auch für sehr viele italienische, europäische Filme die Musik schrieb.

Es gilt den Morricone abseits seiner Klassiker und Meisterwerke zu entdecken. Ohne Zweifel sind seine (phasenweise genialen) musikalischen Errungenschaften für den Italo-Western

Daneben schuf er in seiner Vita aber Filmmusik in allen Subgenres, ob PoP oder Lounge, bis hin zu moderner, avantgardistischer orchestraler Musik (ich sah neulich auf der DVD 'Ennio Morricone in Venice' sein Konzert in den Vereinten Nationen 'Voci Dal Silzenzio, welches wahrlich kein einfaches Hörerlebnis war).

Frantic mag vielleicht als ein Beispiel unter vielen für den kompositorischen Stil herhalten. Natürlich zitiert sich der Komponist auch bei dieser Musik selbst, aber er tut das im Gegensatz zu vielen anderen seiner Zunft mit Style. Klassisch die abgehackten, fragmentarisch wirkenden Streicher im Staccato, der Einsatz einer Flöte, die stets vorherrschende Melancholie. Daneben lässt er sparsam etwas Elektronik einfliessen. Die Musik hat einen drückenden, sorgenvollen, leicht beklemmenden Charakter. Wer hier Romantik und weit ausschweifende Melodien und Themen erwartet ist Fehl am Platz. Die Musik bietet dennoch viele kleine Höhepunkte und lohnt mehrmaliges Hören. Sie ist phasenweise vielschichtig und abwechslungsreich instrumentiert. Morricone erzeugt Lokalkolorit durch den Einsatz eines Akkordeons, es kommt ein Flügelhorn zum Einsatz, ein Bass, in einem Track sogar ein Saxophon mit deutlichen Anleihen beim Jazz.

Frantic ist keine überragende Filmmusik im Schaffen des Komponisten, aber eine, die durchaus interessant ist, genauso klingt und einen Abstecher wert, jenseits Hollywood typischer Manierismen.

Über den Dächern von Paris,

Rick Deckard

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