Foals – Total Life Forever

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  16. Mai 2010, 15:19  -  #Populäre Musik

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Yannis Philippakis wohnt in Oxford. Er liebt das Tennisspiel.

Außerdem spielt er in der Band Foals. Das erste Album „Antidotes“ wurde im Frühling 2008 veröffentlicht. Die Gazetten waren sich mit den Prägungen ziemlich schnell einig: Klinische Reinheit, Minimalistischer Sound mit maximalen Effekt, Math-Rock-Sozialisation, Stylisch, Hoffnungsvoll, Elektropop über New Wave bis Postrock, Projektrock, strotzende Rhythmik und Melancholie!

Bei einem Konzert auf dem Haldern-Pop-Festival konnte ich eine gewisse Ruhelosigkeit in der Band entdecken. Ich war weite Strecken fasziniert. Ich hörte fast perfekt gespielte Gitarren, außergewöhnliche Ideen und ein paar Anleihen bei meiner Lieblingsband für alle Zeiten, den Talking Heads.

Danach spielten die famosen Flaming Lips. Ich vergas die Foals und auch ihre erste Platte.

Nun habe ich gelesen, dass die Band, die Aufnahmen zum neuen Album „Total life forever“ in Schweden gemacht hat.

Einige Leser, die mich kennen, werden auf dem obigen Bild erkennen, dass mich die Platte, deshalb neugierig gemacht hat.

Haben es die Technokraten um den flotten Tennisspieler Philippakis nun also geschafft, ihre Fähigkeiten zu manifestieren und mit mehr Gefühl auszustatten?

Strahlt ein beruhigendes Studio am See, eine Inspiration auf eine Band aus, die es langfristig schaffen will und einen extrem hohen Anspruch hat?

Ist das alles überhaupt wichtig und steht nicht die Musik nicht alleine für sich! Muss man dieses ganze Wissen haben, um beurteilen zu können, ob wir es hier mit einem fantastischen Meisterwerk zu tun haben?

Du gibst Geld für Downlads aus? Diese Frage höre ich häufiger! Ja, ich mache das! Ich finde Bands benötigen Geld, um Platten aufzunehmen. Insbesondere wenn sie talentiert sind und die Möglichkeit von perfekten Instrumenten, Studios und Equipment voll ausnutzen müssen, um ihr Potenzial weiter zu entwickeln, insbesondere wenn die kompositorischen Fähigkeiten begrenzt sind.

Dabei bin ich nicht nur Musikliebhaber und Interessierter Beobachter mit zwei Ohren, sondern auch Konsument. In sofern habe ich eine Erwartungshaltung!

Hört man die fast sieben Minutenlange Nummer „Spanish Sahara“ spielen sich viele Fragen im Kopf ab. Der Ursprung der Fragen, bei einer Band wie den Foals und den kreisenden Gedanken, ist immer: worauf läuft das hinaus? Höre ich das, was ich hören will, macht die Band, dass was ich mir erhoffe oder geht sie einen Weg, der interessant für mich ist. Macht der Song eine Entwicklung durch, die ich akzeptiere oder endet er in einer Sackgasse, weil zu stark gegen vorhandene Strukturen gearbeitet, rebelliert wird? Muss es den unbedingt immer neu sein oder was ist eigentlich der beste Posong aller Zeiten? „Spanish Sahara“ lässt einen sehr alleine mit dieser Antwort, ist schlau, aber auch gemein!

Ist „This Orient“ im Anschluss ein gemeiner Trick und läuft der Song genau auf meine taktische Frageordnung hinaus? Immerhin, er gibt Antworten. Zufall, oder? Ein kleiner Hit, immerhin!

Das grandiose „After Glow“ darf man eigentlich gar nicht zerreden, besprechen. Man muss es für sich behalten, an sich binden, nicht mehr loslassen!

Die Foals sind Klangfanatiker. Sie spielen mit Sounds. Weites gehend sind das angenehme analoge Klänge. Auch bei den Gitarren! Da werden wenig Plug-Ins verwendet. Das sind echte Verzerrer und Overdrives. Keine vorselektierten Sounds aus dem Computer. Die Band nutzt dieses Wissen und entwickelt dadurch einen angenehmen siebziger Jahre New York Klang. Der extrem funkig ist, streckenweise afrikanisch klingt. Halt wie aus dem Gitarrenlabor eines David Byrnes oder eines Alex Weier! Alex Weier war ein Studiomusiker, der maßgeblich für die Gitarrensounds bei dem Talking Heads Masterpiece Stop Making Sense zuständig war. Klangbeispiele gibt es viele! Ich empfehle „Remain in Light“ aus dem Jahre 1980. Insbesondere das mitreißende und ergreifende Crosseyed and Painless. Da viel über eine gemeinsame Identität zu den Talking Heads geschrieben wird, gerne mal dieses Beispiel vom Fachmann!

Ich empfehle als Anspieltipp außerdem den Song „2 Trees“. Die Gitarre ist einfach hypnotisch, zum Verlieben und gehen lassen.

"Tennis ist nicht nur ein Sport, sondern auch eine Kunst", schrieb Erich Kästner in seinem "Lob des Tennisspiels". Für den berühmten Schriftsteller war ein Tennismatch so etwas wie ein intelligentes Duell, ein Duell, bei dem man nicht dahin schießt, wo der Gegner steht - sondern möglichst dahin, wo er nicht steht.

Yannis Philippakis scheint also nicht nur ein Tennisspieler zu sein, sondern einer der vieles versteht und umsetzten kann.

Eine sehr spannende Band!

Alan Lomax

 

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