Familiengrab (Family Plot) von Alfred Hitchcock
Das 'Making Of' auf der DVD war sehr erhellend, fast 50 min. Informationen, Anekdoten und wissenswertes um den Film, wobei auch viele der damaligen Hauptdarsteller zu Wort kommen! Es fällt übrigens auf, dass alle Darsteller in diesem 'Making Of' versuchen den 'Master of suspense' zu parodieren wenn sie über ihn reden, selbst Karen Black. Er muss schon eine imposante Erscheinung gewesen sein.
Hitchcock war als dieser Film gedreht wurde gesundheitlich sehr angeschlagen. Das merkt man im nach hinein dem Film deutlich an. Man merkt sehr genau wie er möchte, aber nicht mehr kann. Die Handlung selbst erscheint fast beiläufig und banal, viel mehr sind es die Dialoge und kleinen Momente, die den Film sehenswert machen. Die vielen Anspielungen und Dialoge im sexuellen Kontext, die Darstellung und Einstellung zur Kirche und nicht zuletzt die Spannung.
Die letzten 20 min. sind Hochspannung pur und man erahnt was den kompletten Film hindurch noch möglich gewesen wäre, wenn Hitchcock bei voller Gesundheit und Energie die Dreharbeiten geleitet hätte. Dass Timing, die Kamera, der Schnitt sind fantastisch. Was aber berührt und v.a. Wehmut hervorruft ist die allerletzte Szene, in der Barbara Harris aka Blanche Tyler auf der Treppe sitzt. Hier ist unglaublich viel Humor enthalten und ein Abschied wie er besser nicht sein kann.
Sehr schön und interessant auch die Minuten im 'Making Of' in denen der Komponist John Williams zu Wort kommt und sich zu der Zusammenarbeit mit dem Maestro äussert.
Familiengrab ist ein passabler Krimi, nicht mehr, von einem der wegweisendsten und einflussreichsten Regisseure, die es je im Kino gegeben hat. Er hat Humor, ist spannend und unterhält. Einzig die Besetzung ist mit William Devane, dessen Mimik sich hauptsächlich um die Mundwinkel abspielt, Hitchcock wollte ihn unbedingt für diese Rolle haben, und Bruce Dern in den leading roles etwas merk- und fragwürdig, v.a. im Laufe der Jahrzehnte. Die Darstellungen sind leider nicht zeitlos. Anders dagegen Barbara Harris und Karen Black, die beide auch heute noch auf charmante und verführerische Art überzeugen.
Bedingt durch seine Erkrankung mussten viele Szenen mit dem Second Unit Regisseur und seinem Team gedreht werden, viele Einstellungen entstanden vor einer Blue Screen, was jetzt natürlich vollkommen überholt wirkt und den Zuschauer in seinen Blicken ablenkt. Aber bis auf dieses verständliche Vorgehen ist der Film ansonsten einwandfrei, wie eben zu erwarten von einem solchen Genie.
Wer sich den Film ansehen will, sollte ihn unbedingt im Original geniessen, die Synchronisation und der Ton sind misslungen und lausig.
Rick Deckard
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