Ein letzter Kommentar zum Phantomtor von Kießling

von Rick Deckard  -  8. November 2013, 14:27  -  #Sport

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Es wurde alles lange und ausgiebig diskutiert, trotzdem bleibt ein bitterer Beigeschmack zurück von diesem Tor, welches schlußendlich keines war.

Ich habe mich folgendes gefragt: Wie gehen wohl all die jungen Menschen, angehende Fußballer, Sportler, Hobbysportler mit der Tatsache um, dass der Spieler der dieses Nicht-Tor nicht selbst anzeigte? Kießlings Körpersprache nach dem Kopfball war eindeutig: Er schlug spontan die Hände über dem Kopf zusammen. Das ist augenscheinlich nicht Ausdruck des Jubels, sondern signalisiert Ärger, Verzweiflung oder Frustration über eine verpasste Chance. Wenige Augenblicke später bekommt er mit, dass das Tor als regulär anerkannt wurde. Der Gesichtsausdruck sprach Bände ... .

Natürlich stehen Spieler unter Druck, es geht um Punkte und Prestige, aber auch um Fairness, oder etwa nicht? Was, so frage ich mich, hat den Spieler davon abgehalten zum Schiedsrichter zu gehen, um ihm mitzuteilen, dass er am Pfosten vorbeigeköpft habe? Im Sport ist Fairness neben dem Willen zu Sieg eine unausgesprochene Regel, zumal dieses Tor so offensichtlich keines war.

Sei es dahin gestellt. Die Regeln besagen, dass der Schiedsrichter darüber entscheidet. Er entschied, er konnte nicht anders.

Ich frage mich nur, wie die o.g. Personengruppen das Verhalten von Stefan Kießling im Nachhinein wohl bewertet haben und werden? Warum diese Frage? Weil Millionen von Kindern und Jugendlichen das gesehen haben und weil Fußballer auch Vorbildfunktion haben. Wenn also ein junger angehender Fußballer das sieht, dann darf zwar nicht davon ausgegangen werden, dass er dieses Verhalten unkritisch übernimmt, jedoch bekommt er gezeigt: So geht es auch mein Freund! Sch ... auf die Fairness. Dieses Verhalten muss nicht nur einen Effekt auf Sportler haben, sondern den Gerechtigkeitssinn vieler Menschen überhaupt, oder täusche ich mich? Wenn ein prominenter Mensch das darf, dann darf ich das auch, oder? Immerhin ist er damit durchgekommen und das zählt.

So wird nicht jeder denken, aber die Gefahr ist gross, dass ein solches Verhalten unbewusst übernommen wird.

Schade, denn der Spieler hätte in einem solchen Fall Größe demonstrieren können.

Hätte, wäre, wenn.

Rick Deckard

Bildquelle: Copyright dpa/ Foto Stefan Anspach

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