"Du bist gut!" - "Ich bin nicht gut. ich bin der beste!" - "... und so bescheiden!" - Bonnie und Clyde

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  5. Oktober 2010, 12:10  -  #Filme

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Wer gerne mehr über das amerikanische Kino der späten 60er- und frühen 70er-Jahre erfahren möchte, sollte sich Peter Biskinds Buch „Easy Riders, Raging Bulls“ zu legen.

 

Sogar Deckard, der aufgrund seiner Arbeit, seit vielen Jahren keine Zeit und Muße hat, Bücher zu lesen, hat in diesem Buch gestöbert und es mir damals auch empfohlen! Wir haben auf dieser Seite auch oft genug daraus zitiert. Zu recht, denn das Buch ersetzt in der Tat eine halbe Filmbibliothek (SZ).

 

Um die Ära „New Hollywood“ zu verstehen reicht das Buch aber nicht aus. Deckard beschreibt diese Epoche gerne als „Americana“, was ich gleichzeitig treffend und lustig finde! In seinem aktuellen Artikel  http://lomax.over-blog.de/article-die-michael-cimino-retrospektive-teil-i-die-letzten-beissen-die-hunde-58118798.html über den Cimino Streifen „Thunderbolt and Lightfood“ zählt er dann auch eine Reihe von unseren Lieblings-Regisseuren auf, die wir in der Tat beide bewundern. Dazu gehören Lean, Leone, Hitch, Mann, Eastwood und Peckinpah, Zinnemann und Fincher. Ich ergänze noch kurz um Kramer,

Scorsese, Coppola, Spielberg und vielleicht Pakula.

 

Einer der nicht auftauchen wird in dieser Liste ist Arthur Penn und da spreche ich mal für Rick Deckard mit (stimmt doch, oder?) Peter Biskind nimmt dessen Film „Bonnie und Clyde“ von 1967 als Meilenstein und beendet die Ära mit „Heavens Gate“ wiederum von Cimino (1980). Dieser Schritt ist für die Linie seines Buches nachvollziehbar, künstlerisch aber fragwürdig!

 

Ich will kurz erklären warum! Arthur Penn ist ein Regisseur gewesen, der die Gegenwart gezeichnet hat. Kurz vor der Kulturrevolution 1967 war das mühsam, denn das Verständnis des allgemeinen Publikums muss nicht unbedingt dagewesen sein. Arthur Penn selbst spricht daher auch „der Gelähmtheit der Zeit“. Man kann diese Haltung der Gesellschaft derzeit sehr gut in der furiosen Serie "Mad Men" betrachten.

 

Trotzdem ist „Bonnie and Clyde“ ein Klassiker geworden. Die Frage ist nur, für die Zuschauer oder für die Kritiker. Ich persönlich bin nicht so angetan von dem Film, weil ich ihn auf eine merkwürdige Weise sehr bieder finde, was vielleicht auch an der Umständlichkeit der Erzählweise, einer eigentlich banalen Geschichte liegt.

 

Arthur Penn gehörte trotzdem zu dem Kreis der wichtigen Regisseure seiner Zeit. Weil er ebenso rebellisch war wie seine Mitstreiter. Offensichtlich hat er sich aber aus den Drogen- und Partyeskapaden seiner Kollegen etwas mehr rausgehalten. Daher geht natürlich viel Nachhaltigkeit verloren, ohne jetzt den Drogenkonsum zu glorifizieren. Viel wichtiger ist vielleicht die Tatsache, dass Penn sich zu der entscheidenden Zeit des neuen Hollywoods in New York aufgehalten hat und nicht in L.A.

 

Damit will ich wahrscheinlich klar stellen, dass Penn ehr ein Intellektueller als ein Wahnsinniger war. Denn im groben Überfliegen über seine Filmografie stellt man auch schnell viel Geistes- und wenig Lebensbewusstsein fest.

 

Ich will hier nur selbst meine Sichtweise auf Arthur Penn verifizieren, versuche das beim gleichzeitigen Schreiben, daher bitte nicht falsch verstehen, liebe Cineasten! Mir ist schon klar, dass Penn ein Chronist seiner Zeit war, aber ich glaube das seine Filme nicht für die Ewigkeit sind.

 

Ein gutes Beispiel ist vielleicht –auch im Zusammenhang mit Deckards und meiner Western-Renaissance- „Little Big Man“, den man aus heutiger Sicht einfach nicht mehr sehen kann. Weil einem das Verständnis und die Sozialkritik, die politische Situation und das kulturelle Leben von 1970 fehlt. Vielleicht ist das Penn’s große Stärke gewesen, eben sehr genau die Gegenwart zuzeichnen, aber nicht für die nachfolgenden Generationen.

 

Somit könnte man ihm auch absprechen, dass sein Werk gelungen ist, wenn man z. B. Coppolas „Apocalypse Now“ zum Vergleich nimmt oder halt auch Ciminos „Heaven Gate“. Große Filme, die zeit- und sozialkritisch sind und gewesen sind!

 

Danach hat Penn noch acht Filme gedreht von denen sechs weitestgehend unbekannt sind. Also auch das gesamt Ouvre im Vergleich zu seinen Kollegen ist fragwürdig.

 

Ein Erneuerer des Kinos ist er auf jeden Fall gewesen, auch wenn ich das für mich nicht mehr nachvollziehen kann.

 

2007 war Penn zu Gast auf der Berlinale. Derzeit sind viele gute Nachrufe und Interviews erschienen, die Penn noch einmal aufleben lassen. Vieles von dem was er sagt, ist denkwürdig und nachvollziehbar. Es scheint, dass er zumindest ein Kinoliebhaber und sehr interessanter Mensch gewesen ist.

 

Nach langer Krankheit ist der Regisseur letzte Woche gestorben!

 

Alan Lomax

 

 

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