Die Vorboten des Frühling
Ich bin froh, dass der Winter seine letzten Atemzüge haucht.
Anstrengend waren die Monate und eine ganze Last liegt hinter mir.
Schon seit Tagen, mit kleineren Ausnahmen, blauer Himmel und Sonnenschein. So oft man es zitieren mag in den kommenden Tagen: es tut der Seele gut. Die Wärme auf der Haut zu spüren, die dem kommenden Frühling so eigen ist: nicht zu warm und nicht zu kalt. Man stellt sich draussen vor die Tür und atmet tief durch ... .
In den letzten Wochen war an durchatmen gar nicht zu denken. Beruflich wurde ich ein ums andere mal gefordert und somit blieb für die Leidenschaften überhaupt keine Zeit. Schön, dass sich dieser Umstand zeitgleich mit dem Wechsel einer Jahreszeit verändert.
Es begann eigentlich schon letzte Woche mit einer Fahrt nach Köln bei bestem Wetter. Normalerweise bevorzuge ich den Zug, da kann man entspannt heraus schauen, lesen, Kaffee trinken, Musik hören und schlummern. Aber die GDL und der Streik waren unbestimmbare Grössen und zu gross das Risiko Stunden auf dem Bahnsteig stehen zu müssen. Im Grunde kann man das alles auch im Auto, bis auf lesen und schlafen, so dass die Entscheidung leicht fiel. Ein Kaffee zum mitnehmen, bestes Reisewetter und gute Sendungen im Radio-perfekt. Nach 3h erstklassiger Fahrt bei 20° Ankunft in der Stadt am Rhein. Einchecken im Hotel, sichten des Tagesablaufes in Gedanken und ab zum ..., tja, wohin essen gehen?
Um die Ecke gab es einen Chinesen. Mittagsteller? Warum nicht! Hinter mir sass ein älterer Herr und genoss sein Essen in Hitze und Anzug. Ich entschied mich für eine krosse Ente mit Gemüse und einer Frühlingsrolle als Vorspeise. Um mich herum Geschäftsessen und hier und dort Touristen. Die Bedienung mit dem unvermeidlichen 'L' statt 'R'- Klassiker.
Ab über den Ebert Place zum Rhein. Es bot sich ein wunderschöner Anblick: sonnendurchflutete Atmosphäre, entspannte Menschen, blauer Himmel. Nach einem Spaziergang setzte ich mich auf eine Bank und sog die Atmosphäre um mich auf: vor mir das Wasser, hinter mir die Musik einer Grossstadt. Traumhaft.
Die nächsten 3 Tage waren anstrengend und ermüdend, aber auch spannend. So lernte ich diverse Rotweine kennen und v.a. die Vorzüge eines Shiraz. Als quasi Neuentdeckung genoss ich später einen warmen, weichen und vollmundigen Courvoisier mit einem Kaffee an der Hotelbar. Ein wunderbarer Genuss begleitet von einer ebensolchen Unterhaltung.
Das obligatorische 5L Fass Gaffel Kölsch im Kofferraum trat ich die Heimreise an, wohlwissend, dass mich einige freie Tage erwarten würden.
Die werde ich auch gebührend nutzen, denn:
Was der Frühling nicht sät,
kann der Sommer nicht reifen,
der Herbst nicht ernten,
der Winter nicht geniessen.
J.G. v. Herder (1744-1803)
Einen schönen Tag!
Rick Deckard