Die Plakatkunst von Rocket & Wink
Guten Abend verehrte Leserinnen und Leser dieses leidenschaftlichen Blogs!
Ab sofort werde ich Sie unregelmäßig mit meiner Kolumne über unterschiedliche Themen in Kenntnis setzen, Sie damit beglücken, verstören, zum Nachdenken bringen oder langweilen.
Seit Jahren ärgere ich mich über nicht mehr designte Konzertkarten aus elektronischen Ticketsystemen und schlecht designte Konzertplakate. Als Sammler dieser kunterbunten Kleinkunstwerke habe ich mich immer wahnsinnig über Besonderheiten gefreut, sei es eine Ramones-Konzertkarte mit integriertem Spiegel oder ein riesiges Danzig-Ticket mit eingeprägtem Stierschädel. Das war gestern. Heute sehen alle Tickets gleich aus, hellblau oder hellgrün, je nach Ticketversand, ganz klein der Name aufgedruckt, kein Design, kein Interesse am Artwork, kein besonderer Tourname mehr.
Bei den Plakaten läuft es ähnlich. Mit ein wenig Glück ist auf dem Plakat das aktuelle Albumcover zu sehen, oft nur der Name, ein kleines Bild oder Logo und massenhaft Tourdaten. Kürzlich bin ich auf Rocket & Wink gestoßen, zwei Designer, ansässig in Hamburg, die eine Passion verfolgen, die mir sehr gefällt. Die Herrschaften haben sich ihre Lieblingsbands vorgeknöpft und ungefragt ganz wunderbare Konzertplakate für diese designt. Die Plakate sind im Siebdruckverfahren hergestellt und treffen mitten ins Herz. Sie schmeicheln den Bands, umarmen deren Kunst und geben dem Event einen Rahmen, der im Idealfall auch die Location einbezieht.
Das Plakat für THE BIG PINK, dies wunderbaren Electro-Shoegazer deren zweites Album dieser Tage veröffentlicht wird, steht in vollem Einklang zu deren 7”-Covern und, nun ja, erinnert auch ein wenig an die 66er-Velvet-Banane.
Die in Schweden berühmten und hierzulande dem Mainstream der Minderheiten zugeordneten KENT können sich über eine (über-)strahlende Wertschätzung freuen. Ein Siebdruck von Kent (Bild siehe oben) hängt jetzt bei uns zu Hause rum und ich kann mir vorstellen, dass mehr daraus wird.
In den USA gibt es zahlreiche Plakatdesigner, die sich insbesondere um amerikanische Guitarrenbands kümmern. Frank Kozik hat ja zahllose Plakate für die Butthole Surfers oder Melvins gemacht, Ween oder Modest Mouse wurden von vielen Designern berücksichtigt. In Deutschland ist das lange nicht gemacht worden, deshalb ist der Ansatz toll, auch wenn die Herren mit anderen Themen des Designs ihr Geld verdienen. Wünschenswert wäre es, wenn die beiden ihre Lieblingsbands über Jahre begleiten und für die jeweiligen Konzerte individuelle Kunstwerke schaffen. Ebenso wünschenswert wäre eine Kollaboration mit einem Ticketsystem.
Die Sammlung der guten Stücke kann man sich im Buch “Whatever about Music Posters” zu Gemüte führen. Schönheit kann überwältigen und den Spaß an solchen Events deutlich erhöhen. Bitte weitermachen,
John Ross Ewing
http://rocketandwink.com/2011/10/02/zwolf-siebdruckposter/