Die Millenium Trilogie von Stieg Larsson - Verdammnis, Verblendung, Vergebung
Bei Hypes, oder präziser, populärer Belletristik bin ich äusserst skeptisch, seien es Zauberer in einem Paralleluniversum oder wie in diesem Fall eine Trilogie, die ausserordentlich erfolgreich war oder ist. Ich bin kein Lesemuffel, habe aber momentan einfach keine Zeit mit Muße ein Buch zu lesen, ausser beruflich, was eigentlich bedauernswert ist, bedenkt man, was für interessante Bücher in den letzten Jahren erschienen sind. So habe ich mich auch nicht den Büchern Larssons gewidmet, sondern deren Verfilmungen.
Nach alldem, was in den letzten Jahren an Kriminalromanen aus Schweden erschienen ist, inclusive den Romanen von Henning Mankell und seinem Kurt Wallander, die ich weder gelesen noch gesehen habe, frage ich mich ob es in Schweden wirklich so düster zugeht, wie in den Büchern, bzw. in den Filmen geschrieben. Es kann einem wirklich Angst und Bange werden. Natürlich pauschalisiere ich nicht von einem Roman auf das ganze Land, aber viele Parallelen sind zwischen beiden Autoren zu erkennen.
Die Verfilmungen der sog. Millenium Trilogie sind packende und spannende Unterhaltung. Der Fokus liegt nebst einer sehr komplexen und diffizilen Handlung auf der Beziehung zwischen dem Journalisten Mikael Blomkvist und der Hackerin Lisbeth Salander, die in den Filmen verkörpert werden von Michael Nyqvist und der fulminanten Noomi Rapace. Gerade ihre sehr intensive und tief gehende Darstellung der Lisbeth Salander machen die Filme sehenswert. Eine absolut beeindruckende Leistung. Wenn man Rapace in den Interviews sieht mag man kaum glauben, dass Sie es ist, die den Charakter darstellt.
Die 3 Filme sind eng miteinander verbunden, wobei lediglich die erste Verfilmung (Verblendung - Als Original Titel 'Männer, die Frauen hassen') Kinoformat besitzt. Die anderen beiden Teile sind ebenfalls sehr gut in der Inszenierung, man erkennt aber sofort, dass das Ganze ursprünglich als Fernseh-Dreiteiler geplant war.
Die Handlung zusammen zu fassen ist schwierig. Es beginnt mit der Suche nach einem verschwundenen Mädchen im ersten Teil und endet mit einem Gerichtsprozess am Ende des letzten Teils, wenn man es kurz umreissen will. Der Journalist Blomkvist arbeitet bei der Zeitung Millenium und ist interessiert an der Aufdeckung zwielichtiger Machenschaften, bis er von einem Grossindustriellen den Auftrag bekommt nach einem verschwundenen Familienmitglied zu suchen. Im Laufe seiner Recherchen lernt er Lisbeth Salander kennen, eine sehr in sich zurückgezogene und höchst misstrauische Frau mit einer, wie sich im Laufe der Handlung erweist, sehr bedrückenden Vergangenheit.
Nach und nach zeigt sich die ganze Dimension aus Mord, Gewalt, Verrat und Betrug. Es wird ein grosser Bogen gespannt von einem "Serien"mörder über Spionage, im Geheimen ermittelnde Staatsbeamten bis hin zum Schicksal der Lisbeth Salander, die inmitten dieser Geschichte nach Halt und Gerechtigkeit sucht. Dabei geht es streckenweise äusserst brutal und gewalttätig zur Sache und die Spirale wird immer beklemmender, bis hin zum blutigen Finale am Ende des 2. Teils. Der letzte Teil ist die Kumulierung aller Handlungsstränge und das grosse Finale, welches in einer Gerichtsverhandlung endet.
Neu ist das alles nicht, aber sehenswert durch die Darstellung und Porträtierung eines Charakters, wie ich ihn in der Form Salanders so noch nicht gesehen habe. Kein Wunder, dass Hollywood das Potential dieser Romane erkannt und für den US-amerikanischen Markt eine Verfilmung in die Wege geleitet hat mit keinem geringeren als David Fincher auf dem Regiestuhl. Die Newcomerin Rooney Mara spielt in 'The Girl With The Dragon Tattoo' die Rolle der Lisbeth Salander, ihr zur Seite steht Daniel Craig als Journalist. Der Stoff besitzt genügend Tiefe, Dunkelheit und Düsternis um von Fincher verfilmt zu werden. Man darf sehr gespannt sein, was er dem Stoff abgewinnen wird.
Wie haben wohl die Leser der Romane diese Verfilmungen gesehen?
Rick Deckard