Die Legende von Aang
Eines kann der Mann: Geschichten dramatisch erzählen. Im Sommer 2010 hat es bisher keinen grossen Film gegeben, der hier genannte ist vielleicht kein richtiger Blockbuster im klassischen Sinne, aber er ist definitiv der packendste und am spannendsten erzählte bisher.
Auffällig ist, dass der Film von Beginn bis zum Ende keinerlei Längen aufweist. Er ist straff inszeniert und geschnitten und treibt die Story schnell voran. Man braucht überhaupt keine Vorkenntnisse oder Wissen um der Erzählung folgen zu können, alles erschliesst sich von alleine. Ich wusste wohl, dass der Film auf einem Comic bzw. einer Zeichentrickserie basiert, aber dieses Wissen ist nicht von Nöten. Wenn man tief im Inneren ein kleines Kind geblieben ist, das von Abenteuern und Geschichten aus einer anderen Welt fasziniert werden kann, dann ist dieser Film für all die jung gebliebenen genau der richtige Kontrast zum Alltag.
Von der ersten Sekunde an entführt der Film den Zuschauer in eine fremde fantastische Welt, die im Grunde auf den 4 Elementen beruht und das Gleichgewicht welches sie im Normalfall herstellen. Was wäre aber auch eine Fantasiewelt, in der es keine Guten und Bösen gäbe? Genau, nicht der Rede, vielmehr einer Geschichte wert, denn seit Anbeginn der Menschheit währt der ewige Kampf 'Good vs. Evil'. So auch hier, in der böse Menschen nach Macht trachten und skrupellos ihre Ziele verfolgen. Und was tun Menschen wenn sie selbst der Übermacht des Bösen nicht gerecht werden? Genau, sie suchen immer nach einem Erlöser und der taucht hier auf in Form eines Kindes auf, der als Avatar das Gute zum Sieg verhelfen und die Balance wieder herstellen soll. So beginnt der Film mit dem Hinweis auf das erste Buch 'Wasser' und nach dem Film bleibt zu hoffen, dass diese Reihe fortgesetzt wird.
Die Bilder die Shyamalan hier auf die weisse Leinwand zaubert sind atemberaubend, prächtig und voll überbordender Fantasie. Es gibt spektakuläre Aufnahmen von Welten des ewigen Eises, von Wasser, Wäldern und Ozeanen. In diesen Welten bewegen sich natürliche und auch übernatürliche Wesen, die eine Einheit bilden. Ich war etwas skeptisch bevor ich in den Film ging, denn seit 'Herr der Ringe' hat der fantastische Film so etwas wie eine Inflation durchgemacht und plötzlich wurde das Kino überschüttet mit solchen Geschichten. Aber 'The Last Airbender' kann sich wohltuend davon lösen und das ist zu grossen Teilen ein Verdienst des Regisseurs. Im Film werden Religionen, Mythen und uralte Sagen miteinander verwoben, aber er tut das stets mit dem Sinn für das Element Kino. Denn eines ist klar: das Kino hat letztendlich nur eine Funktion, es soll unterhalten. Und genau das gelingt dem Film.
Die angesprochenen Bilder haben unter Zuhilfenahme der Spezialeffekte eine unglaubliche Tiefe und einen riesigen Detailreichtum was daran liegen mag, dass er auch in einer 3D Version zeitgleich erschienen ist. Ich habe mir aber die 2D Version angesehen. Die Farben, die Lichtdramaturgie, die Ausleuchtung und auch die Kamera sind grossartig. 'Industrial Light and Magic', die von George Lucas ins Leben gerufene Spezial Effekte Schmiede, hat hier mal wieder sensationelle Arbeit geliefert und folgerichtig werden im Abspann im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten spalierartig nicht die Stuntmen aufgelistet, sondern die Programmierer. Hier machen aber die CGI absoluten Sinn, anders wäre eine solche Geschichte gar nicht zu erzählen.
Interessant ist die Tatsache, dass der Film zu einem grossen Teil von jugendlichen Kindern und Jugendlichen getragen wird was sehr gut funktioniert. Das muss während der Dreharbeiten nicht einfach gewesen sein. Aber der junge Hauptdarsteller Noah Ringer ist in der Lage zu überzeugen und einen mit auf seine Seite zu ziehen.
Technisch gab es für mich nichts zu mäkeln und auch die Musik von James Newton Howard fand ich überzeugend, wenn auch nicht meisterhaft. Aber es war schwer zeitgleich auf den Score zu achten, bei einem immensen Sound.
Der Film wurde von fast der gesamten Kritik in den USA, von den Fans der Serie und auch im Internet katastrophal bewertet und gänzlich als schlecht empfunden, auch das Einspielergebniss bleib weit hinter den Erwartungen des Studios zurück. Das kann ich leider alles überhaupt nicht nachvollziehen. Keine Ahnung was für eine Erwartungshaltung an den Tag gelegt wurde.
Sollte sich jemand den Film ansehen wollen, dann nur auf grosser Leinwand im Kino. Es erwartet einem ein spektakuläres Abenteur mit viel Martial Arts, Tricks, Fantasie und prächtigen Bildern.
Hoffentlich gibt es eine Fortsetzung!
Rick Deckard