Die Kunst der Darstellung - Zum Tod von Philip Seymour Hoffman
Würde sein Name nicht mit einem Schauspieler assoziiert werden, wäre er ein weiterer unter denen, die einen Tod durch eine Überdosis an Drogen erleiden mussten. Es steckt immer eine grosse Tragik dahinter, wenn so begnadete Menschen uns verlassen. Gott hat Hoffman zu sich gerufen und uns überlässt er das Werk eines der versiertesten und einfühlsamsten Schauspieler der letzten Jahre.
Es gab eine Zeit, in der die Hoffnung verloren schien, dass sich die Schauspielkunst nicht mehr gegen Computer und Spezialeffekte durchsetzen würde. In dieser Zeit stieg der Stern von Philip Seymour Hoffmann und er zeigte uns durch sein einzigartiges Talent wieviel Schönheit und Faszination in dem Beruf des Schauspielers steckt.
Sein Können blitze auf in 'Last Exit Reno', 'Boogie Nights' und dem legendären Klassiker 'The Big Lebowski'. Wenig spektakulär waren diese Auftritte, aber sie ließen erahnen, was da auf uns zukam.
Seine unnachahmliche Leinwandpräsenz schien das erste Mal durch in einem Film von Anthony Minghella, 'Der talentierte Mr. Ripley, in dem er den Freddie Miles spielte, einen vermögenden Dandy. Beobachten Sie seine Physis!
Hoffman war ein bescheidener Mime, wenn man so will. Die grosse Bühne eines verwöhnten Stars war nicht sein, seine Fähigkeiten lagen im Stillen, in den kleinen Gesten, dem Aufblitzen in den Augen. Grosse Kunst eben.
Es kamen 'Magnolia' und Almost Famous'. Beides Treppenstufen zum Olymp, den er mit der Darstellung des Truman Capote erklomm. 'Capote' an sich war kein guter Film, aber die Verkörperung des brillianten Schriftstellers durch P.S. Hoffman war ein Genuss, eine wahre Augenweide. Mimik, Gestik, Körpersprache in Perfektion! Ein Auftritt, der eben zeigte, dass Kino nicht nur aus laufenden Bildern besteht, sondern eben auch die Kunst der Darstellung, die Manipulation des Publikums beinhaltet.
Zu allen Zeiten dürsten Schauspieler nach Ruhm, Stardom, den Drehbüchern, die ihnen noch mehr Geld und Ansehen bringen. Schaut man sich die Rollenwahl von Hoffman an, so wird man kaum einen klassischen Blockbuster finden, bis auf 'Mission: Impossible III' und ausgerechnet in einem solchen, lieferte er mit der Darstellung des Owen Davian eine exzellente Mischung aus beidem: Kunst & Kommerz. Eine seiner besten Rollen, eben weil man ihn nicht in einer solchen vermutet hätte.
Lomax und mir wird er aber v.a. in Erinnerung bleiben wegen seiner hoch einfühlsamen und auch zwiespältigen Darstellung des Pater Brendan Flynn in 'Glaubensfrage' von John Patrick Shanley. In diesem Film zeigte Philip Seymour Hofmann seine ganze Kunst. Leider ist dieser Film in Vergessenheit geraten.
Doch auch nach dieser famosen Leistung variierte er Sujet und Rollenwahl enorm und spielte unter George Clooney in 'Tage des Verrats' und mit Brad Pitt in dem hervorragenden 'Moneyball'.
So viele grossartige Schauspieler sind in den letzten Jahren von uns gegangen, so viele Helden, so viele unfassbar begnadete Künstler. Philip Seymour Hoffmann ist nun einer von Ihnen. Er war einer der ganz Großen. Zuvorderst ein Künstler, dann ein Schauspieler in der Stadt der Engel.
Alan Lomax und ich trauern ihm nach. Er wird von nun an in unserem persönlichen filmischen Kosmos für immer leuchten, denn jetzt ist er es:
Ein Star.
Alan Lomax & Rick Deckard
Bildquelle: media.centredaily.com