Der letzte Scharfschütze - Don Siegel

von Rick Deckard  -  2. Mai 2013, 21:11  -  #Filme

The-Shootist.jpgDer Beginn des 20. Jahrhunderts im "Wilden Westen":Strassenbahnen fahren durch die Stadt, Elektrizität und Telefon erleichtern das Leben, Automobile verdrängen die Pferde von den staubigen Strassen. Aus des Weiten des Westens kommt ein Mann herangeritten und nimmt Kurs auf Carson City in Nevada. Er ist alt, gezeichnet vom Leben. In der Stadt angekommen, sucht er einen Arzt auf, der ihm eine Diagnose bestätigen soll, an die er so recht noch nicht glauben mag: Er hat Krebs. Stellen tut sie ein alter Freund von ihm, gespielt wird dieser von keinem geringeren als James Stewart. Im Angesicht des bevorstehenden Todes nimmt er sich ein Zimmer bei einer alten Witwe und ihrem Sohn (Laureen Bacall und der junge Ron Howard, der später als Regisseur berühmt werden sollte). Der Mann heisst J.B. Books und ist ein berüchtigter Killer, der letzte seiner Art, der letzte Scharfschütze.

Wie ein Lauffeuer spricht es sich herum, dass er in der Stadt ist und sogleich wollen sich alle in seinem Ruhm sonnen: Zwielichtige Gauner, wie auch vermeintlich seriöse Bürger, Totengräber, Journalisten und ehemalige Geliebte. Alle wollen sie ihrer Existenz eine Bedeutung geben dadurch, dass sie versuchen Profit durch das baldige Ableben dieses Mannes zu schlagen. Wie hiess eine Tagline in einem kürzlich angelaufenen Film:"Amerika ist ein Geschäft!" Das erkannten Regisseur und Drehbuchautor dieses Films bereits in den 70'er Jahren.

Als Books merkt, dass es keinen Sinn mehr macht gegen seine Erkrankumg anzukämpfen, geht er unausweichlich seinen Weg und sucht in einer Konfrontation das Finale. Der Schauspieler, der diesen Charakter in seinem letzten Film verkörpert ist eine Legende des amerikanischen Kinos: John Wayne.

In heutigen Zeiten wäre er ein wandelnder Anachronismus und hätte Schwiergkeiten im Kino zu bestehen. Im letzten Jahrhundert, der Blütezeit des Kinos, war er es nicht. Er wurde neben Clint Eastwood zu einer, vielleicht der Ikone des Western. Alles andere ist Geschichte.

Wayne spielt den vom Tod gezeichneten Charakter mit Würde und der ihm ureigenen "Sensibilität". Lange mied ich diesen Film, weil er das Ende einer Ära in die Wege leitetete und wer sieht seine Helden schon gerne sterben? Die Dialoge des Films sind prägnant, pointiert und balancieren die Tragik der Handlung auf humorvolle Weise. Momente wunderbaren Humors wechseln mit einer berührenden und zu Herzen gehenden Melancholie, die sich immer wieder in den Augen und im Gesicht von John Wayne widerspiegeln. Es geht in dem Film nicht so sehr um Mythen oder Zerstörung derselben, sondern um das zu Grabe tragen einer ganzen Epoche. Doch das geschieht keineswegs überzogen pathetisch, sondern direkt, ohne unnötigen emotionalen Ballast. So wie die Filme eines Don Siegel meistens sind.

Unweigerlich musste das Western Genre irgendwann einmal zu Ende gehen, wenn auch es immer wieder (gelunge und grossartige) Versuche gab es zu reanimieren. Warum das so sein musste versteht man, wenn man nicht nur 'The Wid Bunch' und 'Once Upon A Time In The West' sieht, sondern auch Filme wie 'The Shootist'.

Grandios: John Wayne.

Rick Deckard

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