Der grosse Gatsby - Baz Luhrmann verfilmt F. Scott Fitzgeralds meisterhaften Roman zu einem ebensolchen Film

von Rick Deckard  -  27. Oktober 2013, 20:44  -  #Filme

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Danke Leo, nach diesem Film nehme ich den Champagner gerne entgegen!

2 Stunden grossartiges Kino liegen hinter mir und es ist Zeit zu feiern: Das Kino, die Literatur und die Kunst. Grosse Momente. Gross deswegen, da es endlich wieder mal einem Film gelungen ist zu zeigen, welche wahre Magie im Kino steckt.

Der australische Regisseur Baz Luhrmann verfilmte einen der grossen Romane aus und über Amerika des berühmten Autoren F. Scott Fitzgerald und überträgt ihn höchst elegant in die Neuzeit, wenn er auch in der Vergangenheit spielt. Das ist die grosse Kunst und daraus erwächst das verdiente Lob, welches man dem Regisseur aussprechen muss.

Das gelingt ihm, in dem er die zeitlose Geschichte des Romans mit den Mitteln des Films geschickt mit den Themen der Moderne verknüpft. So wundert man sich, warum der Film mit Hip Hop unterlegt wird, um ein Bespiel zu nennen, versteht aber diesen Kniff, je weiter der Film voranschreitet. Der Verweis auf die Musik ist nur einer der vielen intelligenten Kniffe dieser wirklich exzellenten Verfilmung, die um Längen besser ist, als die frühere von Jack Clayton inszenierte Fassung mit Robert Redford und Mia Farrow in den Hauptrollen. Das Drehbuch schrieb damals F.F. Coppola.

Der Film nimmt einen von der ersten Minute an gefangen. Das liegt daran, viele grosse Filme beginnen übrigens so, dass der Charakter des Nick Carraway, gespielt von Tobey Maguire, die Geschichte die ihm widerfahren ist, in Rückblenden zu erzählen beginnt.

Was dann beginnt ist ein Fest für die Augen, die Ohren, die Seele und das Herz eines jeden leidenschaftlichen Kinogängers:

Der grosse Gatsby ist unglaublich schön geschnitten. Das Erzähltempo des Films, gerade zu Beginn, ist vom Timing her als absolut perfekt zu bezeichen. Die Bilder fliessen und gleiten ineinander über, als würden sie einen leichten, unbeschwingten Tanz miteinander führen. Die Optik ist berauschend, opulent und von einer faszinierenden Magie. Luhrmann und sein Kameramann Simon Duggan fangen die 'Roaring Twenties' mit allem Prunk, der ganzen Dekadenz und Verschwendungssucht visuell beeindruckend ein. Doch diese stilistische Virtuosität ist nicht, wie so oft heute, Mittel zum Zweck, sondern dient voll und ganz dem Erzählen der Geschichte. So schafft es der Film, das viele Szenen einem im Gedächtnis haften bleiben und man sich gerne wieder an sie erinnert. Bereits das ist im heutigen Kino etwas, was Seltenheitscharakter hat. Von der Titelsequenz bis zum Abspann ist das Kino in Vollendung.

Craig Armstrong schrieb eine schöne orchestrale Musik, die ich abseits des Films nicht hören würde, die aber den Bildern ausserordentlich dienlich ist. Kein Thema als solches bleibt einem in Erinnerung, aber gerade deswegen, wegen der Dezentheit und Unaufdringlichkeit ist sie so schön. Ich erwähnte es bereits weiter oben: Der Clou ist die Verwendung zeitgenössischer Musik zu Bildern der Vergangenheit. Durch diese Kontrastierung gelingt die audio-visuelle Verknüpfung in die Neuzeit. Durch diesen Trick weckt der Film sehr subtil Assoziationen zur Gegenwart, doch sehen sie selbst, es ist schwer das zu beschreiben.

Bei Wikipedia steht über das zentrale Thema des Buches:" ... die Widersprüche des American Dream, des Streben nach Glück, Erfolg und Reichtum in einer Konsumgesellschaft. Fitzgerald thematisiert die Wertschätzung des Menschen im Verhältnis zur Moral und zum sozialen Status vor dem Hintergrund des Beziehungs- und Ehebild jener Zeit." Gerade das gelingt Luhrmann und seinem Co-Autoren Craig Pearce vortrefflich und obwohl sie dieses Thema filmisch in der Vergangenheit verortet aufbereiten, wie es der Roman auch vorgibt, so gelingt es ihnen trotzdem zu zeigen, wie zeitlos Fitzgeralds Roman ist, insbesondere was die Konsumgesellschaft und die Wertschätzung des Menschen in ihr betrifft. Ich hoffe, dass möglichst viele Menschen diesen Film gesehen haben oder sehen werden und das noch mehr den Roman gelesen haben oder lesen werden. Es gibt in einer Rückblende im Leben des Gatsby eine Szene, die so unfassbar wahrhaftig und schön ist, dass sie bereits jetzt zu den persönlichen Klassikern zählt.

Augen, Ohren und Seele füttern in letzter Konsequenz eines: Das Herz eines jeden Menschen, der das Kino liebt.

Alle Schauspieler liefern glaubwürdige schauspielerische Leistungen ab und Leonardo Di Caprio, dem ich stets ein wenig als Schauspieler abgeneigt war, beweist nach Aviator, Blood Diamond, J. Edgar und Shutter Island, dass anscheinend doch grosses Potential in ihm steckt. Wir dürfen uns sehr auf 'The Wolf Of Wall Street' freuen, dem neuen Film von Blog-Father Martin Scorsese mit ihm in der Hauptrolle.

Der grosse Gatsby von Baz Luhrmann war eine echte Überraschung. Ich war äusserst skeptisch, wie dieser Film auf mich wirken und ob er mir überhaupt gefallen würde. Alle Skepsis verflog binnen weniger Minuten. Meine Freude gleicht der auf Di Caprio's Gesichtsausdruck auf dem Bild oben.

Ein meisterhafter Film. 

Cheers,

Rick Deckard

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