Der Englische Garten – Die aufgeräumte Stadt

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  2. Januar 2014, 13:57  -  #Populäre Musik

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Seit einiger Zeit plagt mich die Frage, ob Plattenbesprechungen überhaupt noch Sinn machen? Gibt es da draußen überhaupt noch Menschen die so etwas lesen? Denn, sieht man sich andere Blogs an bzw. die bekannten Musikzeitschriften (egal ob als Online- oder Offline-Version), so schleicht sich doch das Gefühl ein, dass Menschen die auf der Suche nach neuen Bands oder eben persönlich referenzierter Musik sind, häufig nur auf die Erwähnung aus sind und maximale eine Bewertung nach Sternen wahrnehmen, sich dann aber bereits autonom abseilen, sich ihre eigene Meinung bilden und hoffentlich richtig zu hören!? Im durchaus provokativ gemeinten Umkehrschluss bedeutet dies ja eigentlich, dass eine Plattenbesprechung nur noch einen Informationswert im Rahmen einer Wertevergabe hat:

***** (Weltklasse)

Sicher! Plattenbesprechungen von uns Blog-Menschen, Fanzine-Enthusiasten oder Musikkritikern haben immer etwas mit Selbstdarstellung zu tun gehabt! Immer auch etwas mit Meinungsführerschaft.

***** (Weltmeister)

So, also könnte mein Intro geschrieben aussehen bevor nun die große kontextbezogene Abhandlungen beginnt, weshalb die Band „Der Englische Garten“ aus München, die perfekteste perfekte Popmusik Deutschlands macht!

Lesen Sie hierzu auch meine Gedanken zur letzten Platten der Münchener Band http://www.lomax-deckard.de/article-die-perfekteste-popmusik-der-englische-garten-48115838.html

***** (Superlativ)

Offen gesagt, sitzt die Frustration bezüglich Plattenbesprechungen sehr tief! Es gibt natürlich, wie immer, schöne Anti-Beispiele! Musikerbezogene Reportagen im Rolling Stone Stil oder natürlich auch wilde Querbetrachtungen á la Spex, die man d. b. unbedingt erwähnen muss, weil die tragbare Form des intellektuellen ausklamüsern nicht vergessen werden darf.  Gute Autoren ist das Stichwort! Aber wer liest das? Menschen wie wir! Aber genau die sind eben nicht Zielgruppe dieser Zeilen. Denn bestätigt fühlt sich bei den professionellen Artikeln doch nur der Plattennerd der sich in dem tagelang recherchierten Text und der explorativen Clusteranalyse „Hamburger Schule meets Münchner Freiheit“, selbst wiederfindet und sich aufgrund der bereits affinen Besitztümer bei einer neuen Band bestätigt fühlt.  

***** (Pophistorisch monumental wertvoll)

….oder ist es einfach nur dieses Gefühl, wenn man die CD „Die aufgeräumte Stadt“ vom englischen Garten einlegt, dass einfach alles klar ist!

Man die Welt umarmen möchte, weil die Melodien und Harmonien so glücklich machen, dass man auf die Straße gehen will um eine Kulturrevolution zu starten oder ein bisschen Streit provozieren will, weil die Texte so stark sind! Man dann im nächsten Schritt seine restliche Plattensammlung neu sortieren will, damit diese Platte prunkvoll und glamourös unter Lieblingsplatten zwischen The Style Council, Dexy Midnight Runners, Merricks, Superpunk, Herb Alpert, Supremes, Archie Bell, Le Hammond Inferno, Bobby Hebb, Family Five oder Franco Godi einzuordnen ist (so sieht zumindest meine aktuelle Playlist aus! Basis "Der englische Garten", der Vinylhaufen wird am Wochende selektiert, natürlich in der Reihenfolge).

***** (Vervollständigt und erweitert jede Plattensammlung)

Was aber, wenn es dann doch andere Meinungen gibt, weil die subjektive Wahrnehmung der ungelehrten Menschen, die dafür zuständig ist, so einer Band kommerziellen Erfolg zu kommen zulassen, einfach zu ungebildet, zu dumm und zu fremd ist? Weil diese Mainstreammenschen der aktuellen Radiorotation, dem großen Auftritt bei „Wetten dass…“ oder dem kurzfristen unwürdigen Erfolg eines Gewinners einer x-beliebigen Castingshow mehr zu trauen bzw. diese Musik und Kakerlaken besser verstehen!

***** (langfristiger Charme und bleibende Hooks garantiert)

Wo also ist die kleine, räudige Bande von gelehrten Nerds und netten Musikmenschen, die diese Platte und (gerne auch) diese Besprechung weiterreicht und weiterreicht und weiterreicht und weiterreicht, um der Welt einmal mehr zu beweisen, dass deutscher zeitgemäßer Pop eben nicht nur zwischen Thees Uhlmann und Caspar stattfindet, sondern derzeit aus München kommt!

***** (Im Segment Deutschlands Beste …., bedienen „Der englische Garten“ alle erste Plätze)

Aber was soll’s. Dies bleibt ein verzweifelter Versuch, diese Platte als eine sehr schöne, vielleicht wichtige, aber allseits konsensfähiges Pop-Album anzupreisen, weil man es, einer solchen Band einfach wünscht, weiterhin Musik machen zu können, ein paar Mark damit zu verdienen und eine würdige Bestätigung erfahren soll, was ja wohl das mindeste ist!

***** (Deutscher Power Pop für jeden Menschen, mit einzigartiger Note. Gewiss nicht oberflächlich!)

So! ...und zählt man nun die maximal Bewertungen zusammen, teilt diese durch die Oberlehrerhaften Kommentare, kommt man am Ende auf eine durchschnittliche Bewertung von unglaublichen 5 STERNEN! Wenn das mal nicht, zu einem TEILEN bei Facebook auffordert, um es jedem zu erzählen!!! Eine Platte mit 40 möglichen Sternen aus 8 Kategorien! Like! Like! Like!

Oder eben keinen Stern! Null Punkte! Für die ganzen Ignoranten da draußen, die sich verzweifelt wehren diese wunderbare Platte nicht in ihrem Leben zuzulassen bzw. die Grenze des Begreifens längst überschritten haben und sich schon lange nicht mehr, wie die Motten zum Licht leiten lassen.

Und ja liebe Kritiker, meiner Kritiken! Nennen Sie das ruhig „Radikalen Konstruktivismus“. Denn jede meiner Wahrnehmung zu dieser Band ist vollständig subjektiv! Keine Begabung, aber leidenschaftlich neugierig!

Alan „Le Subkonctif“ Lomax

http://www.der-englische-garten.de

Dieser Artikel ist bereits im November erschienen und aufgrund der VÖ in 2 Wochen noch einmal neu geblogt worden....

Offzielle VÖ ist am 17. Januar 2014 Firestation Records

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