Der Adler ist gelandet - John Sturges
Gegen Ende des II. Weltkriegs wird jeder Versuch unternommen das Unabwendbare doch noch zu verändern. So kommen hohe Offiziere der Wehrmacht auf die Idee Winston Churchill zu entführen. Sie erhoffen sich dadurch eine bessere Ausgangsposition für vermeintliche Friedensverhandlungen. Um diese wahnwitzge Idee zum Erfolg zu führen wird ein hochdekorierter deutscher Offizier mit Namen Kurt Steiner rekrutiert. Ihm zur Seite gestellt wird ein Mitglied der IRA, der in Berlin an der Universität lehrt und Steiner und sein Team in England unterstützen soll. Die Geschichte nimmt ihren Lauf ... .
Natürlich entsprach das nicht der Realität, sondern entsammt der Feder des Bestseller-Autoren Jack Higgins. 1976 brachte Regisseur John Sturges den Film in die Kinos prominent besetzt mit Michael Caine als Oberst Kurt Steiner und Donald Sutherland als irischen Freiheitskämpfer Liam Devlin. In weiteren Rollen waren zu sehen Robert Duvall als Oberst Radl, Anthony Quale als Admiral Canaris, Donald Pleasance als Heinrich Himmer(!), Larry Hagman und Siegfried Rauch.
Die Pointe ist, dass alle hochrangigen deutschen Offiziere von anglo-amerikanischen Schauspielern verkörpert werden, mit Ausnahme von Siegfried Rauch. Das gibt dem Film eine skurrile Note. Der Adler ist gelandet ist ein richtig altmodischer, spannender, gut besetzter Film von einem der erfolgreichsten Regisseure des US-Amerikanischen Kinos des letzten Jahrhundert und zugleich sein letzter Film. Sturges wurde weltberühmt durch Filme wie 'Die glorreichen Sieben', 'Der alte Mann und das Meer', 'Gesprengte Ketten' oder auch 'Stadt in Angst'.
In der Dramaturgie folgt der Film im Kern Fred Zinnemann's 'Der Schakal' nur unter anderen historischen Vorzeichen und folglich anderer Rahmenhandlung. Michael Caine spielt mit der ihm bekannten Mischung aus Zurückhaltung, Arroganz und eruptiver Emotionalität glaubwürdig einen deutschen Offizier. Die "Entdeckung" des Filmes ist jedoch das bewusst überhebliche, selbstbewusste und selbstsichere Spiel eines Donald Sutherland, der den Freiheitskämpfer perfekt, phasenweise gar diabolisch verkörpert. Grossartiges Schauspiel. Robert Duvall macht mit Augenklappe einen recht finsteren Ausdruck. Bemerkenswert ist auch die Verkörperung des Heinrich Himmler durch Donald Pleasance. Himmler, eines der grössten Monster des NS-Regime, wird von Pleasance mit einer unvergleichlichen Eiseskälte und unterschwellig vorhandenem Sadismus dargestellt. Sehr merkwürdig ist die Sequenz mit Larry Hagman, der für einen Oscar hätte nominiert werden müssen (die erste Einstellung - Hagman versucht sich zu konzentrieren!), mit dem etwas fehlplatzierte Komik in die Handlung kommt. Hagman spielt einen unfähigen Offizier, der seine Untergebenen ins Verderben führt.
Lalo Schifrin schrieb eine äusserst hörenswerte Filmmusik mit einem hervorragend komponierten Main Title:
http://www.youtube.com/watch?v=qwLTLJJ26Uw
Für alle Schifrin Fans: Die Musik ist über die üblichen Verkaufsstellen und Musikportale zu erwerben.
Anne V. Coates, die Cutterin von Lawrence Of Arabia, war für den Schnitt verantwortlich.
Wie immer gilt bei solchen Filmen: Sie sind pure Unterhaltung, über Wahrheiten und wirliche Historie zu fachsimpeln wäre vollkommen unangebracht. Der Film ist auf Blu-Ray in einer sehr guten Bild- und Tonqualität herausgekommen und allen Retro-Fans und Bewundereren von John Sturges zu emfpfehlen.
Rick Deckard