Das trojanische Pferd - Neues Schauspiel Leipzig, Freitag, 30.03.2012

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  4. April 2012, 14:13  -  #Konzerte

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Erst traten das trojanische Pferd auf und dann der elegante Rest.

Vor Konzerten mit Bands die man nicht kennt, ist es ähnlich mit Küchen in Restaurants, die man nie probiert, geschweige denn gesehen hat. Die Neugier treibt einen hin. Was also würde mich erwarten? Vorab: ich wurde zu keiner Minute enttäuscht. Es war ein tolles Konzert in jeder Hinsicht: gute Texte, die man leider nur bedingt verstehen konnte, Musik mit Verve, ein nonchalanter Leader, beste Kurzweil in der Summe.

Die Band, die sich am 30.03.2012 in Leipzig präsentierte bestand aus Hubert Weinheimer (Gesang/Gitarre), Hans Wagner (Cello, Bass, Klavier) und ihrem Drummer, Rene Mühlberger. Die kleine Saal des Neues Schauspiel Leipzig war von illustren Gästen bevölkert und ca. zu einem Fünftel gefüllt. Schwer zu sagen woher die Besucher kamen oder was sie machten, viele Studenten müssen es gewesen sein und der Anteil an weiblichen Gästen war hoch.

Die Bühne war genau groß genug, davor ein Vorraum, sich anschließend breite hölzerne Treppen. Auffällig der Humor der Bandmitglieder. Gleich zu Beginn ein süffisant-ironischer Kommentar des Bassisten, man würde sonst bei Konzerten die Zuschauer bitten doch etwas aufzurücken. Angesichts der vielen Löcher im Podium ein pointierter Witz. Das ganze Konzert hindurch wurden wir zwischen den Songs geleitet von den vielen Geschichten des Leadsängers. Ich muss das Klischee leider bemühen, aber in Momenten schimmerte er durch: der "Wiener Schmäh". Ich fand's lustig!

Der Vorteil bei solchen Konzerten ist der, dass man hinterher die Möglichkeit hat mit den Bandmitgliedern zu reden und alle beide (den Bassisten traf ich leider nicht), sowohl Hubert Weinheimer, als auch Rene Mühlberger waren äusserst sympathisch. "Leonard Cohen und Element Of Crime" kamen wie aus der Pistole geschossen, als ich Weinheimer nach musikalischen Vorbildern der Band ansprach. Nun wird es auch sicherlich mehr als die geben, aber daran will ich nicht festhalten, nur an der Tatsache, dass sich hier Menschen offenbarten, die mit Leidenschaft Musik machten.

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Die Musik! Auffällig eine grosse stilistische Bandbreite angefangen von Indie- und kammermusikalischem PoP über Jazz bis hin zum Rock. Dazwischen Anleihen beim Befindlichkeits-PoP der Hamburger Schule und einem, nun ja Chanson-esquen Stil. Aber alle Songs keine Plagiate, überhaupt nicht, sondern authentische Musik mit großem musikalischen Unterhaltungswert. Melodisch, feinfühlig, wechselhaft auch mit eruptiven Sequenzen und vielen glaubwürdigen Emotionen. Auch die Besetzung mit dem Cello empfand ich als einen klugen Einfall, bei ansonsten stereotypischer Besetzung solcher Bands. Das Ende markierte ein wahrhaft Stadion tauglicher Refrain. Keine Frage, dass ich eine CD erwerben musste, Besprechung folgt!

Tolle, abwechslungsreiche, innovative und auch zu Herzen gehende Musik. Klasse! Auch das Publikum war sehr zufrieden und goutierte dies mit einem entsprechend ehrlichen Applaus. Man kann dieser Band viel Glück wünschen für die weitere musikalische Zukunft und auch viel Erfolg. Ich würde mich freuen sie irgendwann einmal wieder zu sehen.

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Ein Erlebnis war auch das Neues Schauspiel Leipzig in der Lützner Strasse 29. Von aussen eher unscheinbar läuft man zunächst durch einen Gang in einen Hinterhof, weiter durch ein kleines Treppenhaus. Im Vorraum zur Bühne eine wunderbar gedämpfte Atmosphäre mit einer kleinen Bar, vielen Postern an der Wand und mehreren Tischen. Ich fühlte mich sofort wohl in dieser behaglichen Atmosphäre. Dazu erstklassiges Bier und gute Gespräche, der Abend war formvollendet. Ich hoffe, dass ich im Sommer wieder solche Konzerte in einer solchen Atmosphäre werde erleben können.

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Die Konzentration nach einem solch langen Tag reichte nicht mehr aus, um die Band 'Der elegante Rest' zu sehen. Wir mussten die Flagge hissen, denn das Café Cantona rief uns aus der Ferne mit sirnenhaftem Gesang.

Ein berauschter,

Rick Deckard

Bildquellen/Copyright: www.musikboxaustria.at, www.neues-schauspiel-leipzig.de, Gregor Barth

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