Damon Albarn - Everyday Robots

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  2. Mai 2014, 11:28  -  #Populäre Musik

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Damon Albarn ist auf der Suche!

Das gefällt mir an der Person, die Abseits von Blur stattfindet. Es gibt verschiedene Albarns. Das gerade erschienene erste Soloalbum Everyday Robots soll dann hier auch Thema sein und nicht seine Tätigkeit bei den Gorillaz und schon gar nicht seine zahlreichen Kollaborationen mit anderen Musikern. All das würde hier den Rahmen sprengen und in einer pseudo Psychoanalyse, eines unter einer scheinbaren künstlerischen multiplen Persönlichkeitsstörung leidenden Musikers, enden. 

Das alles ist aber eben gar nicht der Fall, den "Everydas Robots" ist das entschleunigte Album, in einer viel zu schnellen Welt, auf das ich lange gewartet habe. Wir sprechen bei vielen guten Musiken viel zu schnell von großer Musik, urteilen schnell und gehen viel zu inflationär mit großen Begriffen um, die dann leider bei solchen wahrhaftigen Meisterwerk und Meilensteinen -im Sinne einer zeitlichen, dekonsturktiven Beschreibung unserer Zeit- verpuffen.

Dieses Album macht vom erschöpft beschreibenden Beginn mit der post-depri Nummer "Everyday Robots" bis zur unfassbar positiv weltumarmenden (Blur-)Hymne "Heavy Seas of Love" Sinn. Der Verlauf ist konzeptionell und beschreibt Albarns Suche in dieser Welt einen festen Platz zu finden, mit dem Anspruch sich permanent, zeitgemäß und anspruchsvoll musikalisch auszudrücken.

Kritische Betrachtung der Zeit, gepaart mit der persönlichen Nabelschau seiner Jugend- und Kindheitstraumas, verflossen mit den folkloristischen Elementen seiner inneren musikalischen Wahrheit und dem Nachbarn Brian Eno der biographisch gesehen, viel gemeinsam hat mit dem Albarn. 

Wiedermal bestätigt sich, das musikalische Größe nur aus einem interessanten und wiedersprüchlichen Geist entspringen kann.

Neben dem sachlichen, privaten und inhaltlich, beschreibenden großartigen Kontext dieser Platte ist es natürlich die ausserordentliche, vielfältige, aber zurückgezogene Musik, die dieses Album zu einem echten Meilenstein macht.

Erster Höhepunkt diesbezüglich ist "Lonely Press Play". Furios, wie es Albarn hier gelinkt, elektronische perkussive Elemente mit diesen zurückgenommen, melchancholischen Streichern zusammenzubringen. Die Bridge ist gottgleich, die Mollparallele zu den Dur Tönen ist atemberaubend. Was für ein Hit!

Verstörender und zugleich unfassbarer ist dann "You & Me". Viereinhalb Minuten totale Traurigkeit bis zur Mitte des Songs, der dann auch eigentlich für die Subheadline des Albums stehen könnte: Hoffnung! Die Wendung ist reine Schönheit, die ganze Kraft der Popmusik. Gerne würde ich noch das Wort Trost unterbringen...

"Everyday Robots" ist auch ein schmerzliches Album. Denn trotz des wunderbaren deskriptiven Charmes und des heilbringenden, erscheinenden Engels Brian Enos, bleibt die Erkenntnis das wir trotz der ständig Suche nach den erhellenden Momenten, bereits in der Apokalypse leben.

Meine Platte des Jahres, bis jetzt!

Alan Lomax 

 

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