Creed Taylor - Wunderbare Jazz Alben

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  21. November 2010, 16:16  -  #Jazz

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Was für ein grossartiger Typ!

Creed Taylor ist in den letzten Jahren zur persönlichen Legende geworden.

Aktuell feiert sein "altes" Label CTI Records 40. Jubiläum. Nicht nur, dass er mit seinem Label dem Jazz neue Hörer brachte, sondern die Musik selbst, ihre Produktion und die Gestaltung der Plattencover heben diesen Mann hervor. 

Musikliebhaber kennen das: man verfällt durch eine Initialzündung in einen Rausch. So erging es mir in den letzten Wochen. In diesem Fall war der Startschuss das wunderbare Album 'She Was Too Good To Me' von Chet Baker. Mein Augenmerk fiel plötzlich wieder auf diese schönen Cover und v.a. den besonderen Sound der Alben aus dem Hause Creed Taylor. Ich habe dieses Album immer wieder gehört und so kam das eine zum anderen.

Meine neu entflammte Leidenschaft widmete ich zunächst Don Sebesky. Für viele CTI Alben war er der Arrangeur. Wenn jemand wie ich seine Musik-Sozialisation in der Klassik und symphonischen Filmmusik beginnt und erst spät zum Jazz und PoP kommt, dann erwärmen gerade seine Arrangements das Herz. Sebesky's Streicher geben dem Jazz diese ganz spezielle Note. Seine Kunst lag auch insbesondere darin sich nicht zu sehr in den Vordergrund zu drängen. Genau diese Dosierung macht es aus. Leider sind viele der Alben an denen er mitgewirkt hat nicht als Download erhältlich, sondern nur als teure Japan-Pressungen oder selten gewordene CD's oder LP's. Auf jeden Fall war Don Sebesky eine echte Entdeckung dieses Herbstes.

Jazz Puristen und die Jazz Polizei mögen solche Alben natürlich nicht und starten Grundsatzdiskussionen angefangen über die Definition des Wortes 'Jazz' bis hin zu dem was er (in ihrem Sinne) eigentlich darstellt. Viel Freude weiterhin dabei.

Ich empfinde diese Liaison aus Streichern, einem klassischen Jazz Ensemble gepaart mit Elementen des Groove, R&B, Soul und PoP als sehr gelungen und als eine verführerische Note. Das beweisen so viele Alben aus dem Hause CTI. Nachdem mich Baker wieder in seinen Bann gezogen hatte stellte ich Nachforschungen an, zunächst im eigenen Regal und entdeckte:

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Was für ein wunderbares. leichtes und südamerikanisches Album! Elemente des Bossa Nova gepaart mit Jazz und PoP, u.a. mit einer sehr relaxten Version des Klassikers 'Brazil'. Man beachte bitte auch die Covergestaltung: Besser geht es nicht! Im Profil und Gegenlicht fotografiert, schlicht und ästhetisch.

Über Jobim kam ich dann unweigerlich zu:

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Dieses Mal nicht arrangiert von Sebesky, sondern Eumir Deodato. Dieses Album ist wirklich ein Cross-Over aus allem was das Herz begehrt: Schlager, Jazz, PoP, Bossa Nova, was immer man will. Herrlich leichte und entspannte Interpretationen u.a. auch von Burt Bacharach Songs. Highlights sind mit Sicherheit 'Wanting Things', 'Where There's A Heartache' und 'Historia de Amor' (Love Story). Zudem höre ich immer und immer wieder die wunderschöne Instrumentalversion des Songs 'To A Flame'.

Die Reise wurde fortgesetzt und endete schliesslich (und vorläufig) bei:

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Mit der Flöte im Jazz habe ich immer grosse Probleme gehabt, ganz im Gegenteil zur Einbettung im grossen Orchester. Mir klang dieses Instrument im Verbund mit Schlagzeug, Bass und Klavier oder auch Blasinstrumenten irgendwie Fehl am Platz. Ganz ist der Zweifel nach dem Hubert Laws Album auch nicht verflogen. Mann muss sich eben einhören und das dauert seine Zeit, v.a. auch um Vorurteile abzubauen. 'Morning Star' ist ein sehr hörenswertes Album. Nebst Flöten Soli und kleineren Improvisationen gibt es auch Gesang auf einem Track und eine sehr klare und relativ unpathetische Version des Traditionals 'Amazing Grace'. Fantastisch gelungen ist die Interpretation des MacDonald/ Salter Songs 'Where Is The Love', der auch bekannt wurde durch die Donnie Hathaway/ Roberta Flack Version. Auch hier übrigens eine sehr ästhetische Gestaltung des Covers!

Was soll man zu Ron Carter noch schreiben? Das Album ist wie der Name bereits verlautet sehr vom Blues geprägt und bietet v.a. mit 'A Small Ballad' und 'Django' zwei der besten Stücke, die ich in den letzten Jahren gehört habe. Jazz in Reinkultur und daneben Musik um nebenbei auch sein Ohr zu schulen. Alle Kompositionen stammen, bis auf Django (J. Lewis), aus der Feder von Carter, dessen Bass Spiel man hier mal wieder bewundern kann.

Gratulation an Creed Taylor Inc. zum Jubiläum!

Mit ihm machte der Jazz eine Wende, die ich ihm in diesen Zeiten wieder wünschen würde. Es sind eben Menschen mit Visionen und Mut, die immer wieder die Akzente setzen.

Menschen, die sich mit Jazz vielleicht immer noch schwer tun, aber vielleicht ein Faible für instrumentale Musik haben seien diese Alben wärmstens ans Herz gelegt.

Rick Deckard

link zu dougpayne.com mit einer guten Zusammenstellung aller veröffentlichten Alben von CTI

link zu You Tube und einem Interview mit Ron Carter

link zu You Tube und Hubert Laws - Where Is The Love

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