Crazy Heart – Scott Cooper
Im letzten Jahr hat Deckard den Musikfilm „Wilco Live Ashes of American Flags“ gesehen. Den Kern des Filmes beschrieb er so: „Der Fokus liegt auch weniger auf dem Film oder die filmischen Inhalte, sondern auf der Musik und die ist in Worten nicht greifbar, das muss ich als erstes einmal konstatieren.“ (Nachzulesen hier: http://lomax.over-blog.de/article-31079464.html )
Auch der herausragende Film Crazy Heart von Regieneuling Cooper ist letztendlich eine Hommage auf die Country-Musik geworden. Er beinhaltet so ziemlich alles was Country-Musik ausmacht. Er hat Seele, ist Authentisch, Tragisch, aber auch hoffnungsvoll und gleichzeitig melodramatisch.
Die Geschichte ist schnell erzählt und auch völlig unwesentlich, denn genau wie bei dem Wilco Musikfilm, der ebenso eine Hommage an die Country-Musik ist, liegt der Fokus weniger auf den filmischen Inhalten, sondern konzentriert sich auf ein ganz spezielles Lebensgefühl und ist mit Worten nicht unbedingt greifbar. Insbesondere nicht für Leute die der großen, amerikanischen Musik nicht verfallen sind. Denn spätestens seit den Aeronauten wissen wir: „…denn mit dem Alter fängt man an, sich für Countrymusik zu interessieren.“
Woran das in Wirklichkeit liegt, möchte ich hier nicht erörtern. Aber ein gewisser Hang und eine große Liebe zur amerikanischen Sub- und Mainstreamkultur ist unabdingbar.
Somit kommen auch echte Gefühlswallungen auf, wenn man den völlig runtergekommen Jeff Bridges als Ex-Countrystar Bad Blake sieht. Alleine mit seiner Gretsch G6122 und seinem Fender-Verstärker fährt er in seinem 79er Chevy Silverado durch die weiten Amerikas von Club zu Club und spielt all abendlich vor einem kleinem Publikum, welches sich nur noch rudimentär an seine größten Hits erinnert. Allein diese Sequenzen sind makellos und von Kameramann Barry Markowitz in makellosen weiten Bildern umgesetzt.
Überhaupt ist es vielleicht nur die Kamera, die den Film doch noch einen filmischen Inhalt gibt. Sie bleibt distanziert und nähert sich dem fast gottgleichen Jeff Bridges (http://lomax.over-blog.de/article-vergessene-helden-jeff-bridges-46307924.html) nur in einigen sehr beeindruckenden Momenten.
Und neben diesen schönen materialistischen Details und der furiosen Darstellung des Bad Blake von Jeff Bridges ist es natürlich die Musik von T-Bone Burnett und Stephen Bruton die an den dramatischen Punkten des Filmes einfach herzerweichend ist.
Menschen die Amerika lieben, müssen diesen Film sehen! Plakativ, aber ich will mögliche vorhandene Einwände, wie z. B. Colin Farrell oder die merkwürdig leblose Liebesbeziehung zwischen Blake und der viel zu jungen Frau (Maggie Gyllenhaal) direkt abwehren. Denn dies wird alles schnell vergessen werden.
Woran man sich aber erinnern wird die Szenen mit Jeff Bridges, wie diese hier: Blake hängt völlig besoffen, pleite und ungepflegt in einem Motel im nirgendwo fest. Wartet auf seine Auftritt am Abend in irgendeiner Bowlingbahn. Er riecht nach Alkohol und Rauch, sieht schwabbelig und ungepflegt aus. Um ihn herum ist alles völlig unaufgeräumt. Das Leben eines Trinkers und Loosers. In Mitten dieses menschlichen und räumlichen Chaos, sitzt Blake und putz seine Gretsch Gitarre…. Das ist großes Kino zwischen Leidenschaft und Bestimmung!
Mein lieber, Deckard, Sie werden diesen Film lieben. Versprochen!
Alan Lomax